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„sehr irritiert“

AKW-Files: Kraftwerks-Betreiber erfuhren von Entscheidung über Laufzeitverlängerung aus der Presse

Aus einer E-Mail des Kernkraftwerkbetreibers EnBW an Staatssekretär Patrick Graichen, die Apollo News vorliegt, geht hervor, dass die Kernkraftwerksbetreiber von der Laufzeitverlängerung zuerst aus der Presse erfahren haben.

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In einer E-Mail des AKW-Betreiber EnBW an den damaligen Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Patrick Graichen, die Apollo News vorliegt, beschwert sich EnBW darüber, dass man die von der Bundesregierung getroffene Entscheidung die Laufzeit der drei zu dem Zeitpunkt noch in Betrieb gewesenen Kernkraftwerke zu verlängern, zuerst aus der Presse erfahren habe. „Wir (Namen geschwärzt; Anm. der Redaktion) sind doch sehr irritiert, dass wir, wie Anfang September in Bezug auf die Vorstellung des BMWK zur Einsatzreserve der Kernkraftwerke, nunmehr erneut über konkrete Überlegungen von Seiten der Bundesregierung und auch Inhalte eines neuen Gesetzentwurfs zur Einsatzreserve der Kernkraftwerke aus der Presse erfahren müssen.“

Weiter heißt es von EnBW: „Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand liegt nunmehr ein aktualisierter Gesetzentwurf vor, der lediglich Änderungen des AtG (Atomgesetz; Anm. der Redaktion) zum Inhalt hat. Nach diesem wäre ein Weiterbetrieb von KKE (Kernkraftwerk Emsland; Anm. der Redaktion), KKI 2 (Kernkraftwerk Isar 2; Anm. der Redaktion) und GKN II (Kernkraftwerk Neckarwestheim 2; Anm. der Redaktion) bis 15.04. möglich, ohne, dass hierfür ein zusätzlicher Abruf erforderlich wäre.“

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Bevor die Bundesregierung beschloss, die Kernkraftwerke doch bis Mitte April 2023 weiterzubetreiben, wurde mit den Kernkraftwerksbetreibern vereinbart, die Kernkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim zwar wie geplant zum 31. Dezember 2022 abzuschalten, sie jedoch in eine Einsatzreserve zu überführen, um im Fall eines Strommangels wieder hochgefahren zu werden. Das Kernkraftwerk Emsland sollte hingegen wie geplant außer Betrieb gehen. Dafür wurden zusammen mit Kernkraftwerksbetreibern die rechtlichen Rahmenbedingungen in etlichen Meetings und Mails abgeklärt und abgestimmt.

Die E-Mail wurde außerdem in Kopie an den Kernkraftwerkbetreiber PreussenElektra versendet, der Eigentümer von Isar 2 ist. Isar 2 und Neckarwestheim stehen in Bayern beziehungsweise Baden-Württemberg und waren wegen der dort erwarteten Stromknappheit für die Ersatzreserve vorgesehen, während das Kernkraftwerk Emsland aus Niedersachsen nicht als relevant angesehen wurde.

Dieser E-Mail Verlauf zeigt, wie chaotisch es in den Tagen rund um den Beschluss, die Kernkraftwerke doch länger am Netz zu lassen, in der Bundesregierung vorging und wie schlecht die Kommunikation zwischen dem von Robert Habeck geführten Wirtschaftsministerium und den Kernkraftwerksbetreibern war. Seit der Veröffentlichung der AKWfiles, die von Cicero freigeklagt wurden, steht Robert Habeck hart in der Kritik. Der ehemalige Eon-Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley warf Habeck vor, die Öffentlichkeit gezielt zu täuschen und zu verschleiern, dass Habeck aus ideologischen Gründen einen Weiterbetrieb der Kernkraftwerke über den 15. April hinaus verhindert hat. Das Verhältnis zwischen den Kernkraftwerksbetreibern und Robert Habeck scheint aufgrund der katastrophalen Kommunikation des Wirtschaftsministeriums zerrüttet.

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