Werbung:

Werbung:

Ex-Präsident

Abkehr von Brandmauer: Sarkozy lehnt Wahlbündnisse gegen Le Pen ab

Nicolas Sarkozy stellt sich in seinem neuen Buch gegen den jahrzehntelang üblichen „republikanischen Front“: Der frühere Präsident lehnt Wahlabsprachen zur Verhinderung des Rassemblement National ab und dokumentiert ein Telefonat mit Marine Le Pen.

Von

Nicolas Sarkozy distanziert sich in seinem neuen Buch von Wahlabsprachen gegen den Rassemblement National. (IMAGO/Bestimage)

Werbung

Der frühere französische Präsident Nicolas Sarkozy distanziert sich in seinem neuen Buch „Journal d’un prisonnier“ ausdrücklich von parteiübergreifenden Wahlabsprachen gegen den Rassemblement National (RN). Die 216-seitige Veröffentlichung basiert auf Aufzeichnungen aus drei Wochen Haft in der Pariser Anstalt La Santé, wo Sarkozy unter der Nummer 320 535 geführt wurde.

Zentral ist ein von ihm geschildertes Telefonat mit Marine Le Pen. Sie habe ihn nach seiner Verurteilung angerufen; später habe er selbst erneut Kontakt aufgenommen. In diesem Gespräch, schreibt Sarkozy, habe Le Pen ihn gefragt: „Ihre Stimme hat Gewicht bei der Wählerschaft der einfachen Leute, werden Sie sich einem wie auch immer gearteten republikanischen Front anschließen?“ Seine Antwort dokumentiert er wörtlich: „Meine Antwort war unmissverständlich: ‚Nein, und darüber hinaus werde ich dazu stehen, indem ich zu gegebener Zeit öffentlich Stellung zu diesem Thema nehme.‘“

Sarkozy beschreibt in seinem Buch auch den bisherigen Umgang der etablierten Parteien mit dem RN. Die Wähler, schreibt er, „ertragen immer schwerer die Entgleisungen von La France insoumise und den künstlichen Schutzwall um einen Rassemblement National, der keine Gefahr für die Republik darstellt“.

Mit dieser Formulierung rückt Sarkozy von der Linie früherer Präsidenten der bürgerlichen Rechten ab. Unter Jacques Chirac galt der Ausschluss jeglicher Zusammenarbeit mit dem RN als unveränderbarer Grundsatz. Auch seine eigene Partei Les Républicains (LR) hielt über Jahre daran fest. Teile der Partei, darunter frühere Funktionäre wie Éric Ciotti, fordern mittlerweile eine offenere Haltung gegenüber dem RN.

Konkrete Vorschläge für mögliche Koalitionen macht Sarkozy nicht. Stattdessen fordert er eine breiter aufgestellte politische Rechte. Er schreibt: „Der Weg zur Erneuerung der Rechten kann nur über einen möglichst breiten Zusammenhalt führen, ohne Ausgrenzung und ohne Bannflüche.“

Lesen Sie auch:

Im Umfeld seiner konservativen Partei Les Républicains (LR) sorgt die Veröffentlichung für neue Bewegung. LR hatte bereits 2024 eine schwere Krise erlebt, als der damalige Vorsitzende Éric Ciotti eine Wahlallianz mit dem RN befürwortete und damit parteiintern auf deutlichen Widerstand stieß. Auch heute gibt es innerhalb der Partei unterschiedliche Positionen. In den Umfragen liegt der Rassemblement National derzeit deutlich vor allen anderen Parteien.

Sarkozys Absage an Wahlabsprachen gegen Le Pen gibt diese Debatte erneut Auftrieb. Ob sich daraus konkrete Konsequenzen für die strategische Ausrichtung von LR ergeben, ist offen. Seine Position markiert jedoch den bisher deutlichsten Bruch eines früheren Präsidenten mit der seit Jahrzehnten praktizierten Brandmauer.

cm

Werbung

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Strafbare Inhalte, Beleidigungen oder ähnliches sind verboten (hier unsere Kommentar-Richtlinien). Kommentare sind auf maximal 1.000 Zeichen limitiert.

20 Kommentare

  • Immerhin stecken die Franzosen ihre korrupten Politiker in den Knast, und machen dabei auch vor dem Präsidenten nicht halt. Da haben wir noch reichlich Nachholbedarf.

    • 5 jahre haft wegen mitgliedschaft in einer kriminellen vereinigung.
      ganze 3 wochen war er drin ! soviel zum thema nachholbedarf.

    • Ob ein verurteilter Staatspräsident ein guter Wahlhelfer ist, daran habe ich auch Zweifel. Andererseits scheint mir die französische Justiz extrem links-politisiert zu sein. Möglicherweise hat Sarkozy nur getan, was alle tun. Aber bei ihm hat man genauer hingeschaut, während man bei andersfarbigen Parteien großzügig darüber hinwegsieht.

      • So wird es sein, also wie immer!

        Bei seinem „Brandmauerabriss“ ist zu vermuten, dass er auf der Seite der „Guten“ wegen seinem Bunkerurlaub und so, keine ranzige und vertrocknete Stulle mehr abräumen kann. … Und bei dem Restverstand kommt man halt auf die aberwitzige Idee, die „Bösen“ hätten auf ihn gewartet. Nebenbei gibt’s vielleicht noch was zum Abstauben?

        Ich glaube, er sollte übergangslos in betreutes Wohnen umziehen.

    • Da fällt mir doch gerade siedend heiß die amtierende EZB-Chefin Lagarde ein…

      Für Knastbrüder aller Art scheint es keine Karrierehindernisse zu geben, ganz im Gegenteil. Wenn man etwas darüber nachdenkt, versteht man auch warum !

  • …peu à peu…

    …et voilà: c’est ça.

  • Vive la France.

    • diesen abgehalferten bankotten Mülleimer von Staat noch Frankreich zu nennen, das ist schon sehr mutig. und Vive ist da schon lange nichts mehr

  • Lieber arbeitet das französische Establishment mit der Muslimbruderschaft zusammen als mit den eigenen „einfachen Leuten“.
    Wie groß muss der Hass sein?

    • Das erinnert mich irgendwie an „Unterwerfung“. … Ich glaube, ich bin mir sicher, da ist mehr dran als „nur“ ein Buch!

  • Aktueller den je…

    In dem Roman „Unterwerfung“ wird Frankreich im Jahr 2022 von politischen Unruhen und gesellschaftlichen Umbrüchen erschüttert. Um einen Sieg des Front National zu verhindern, unterstützen die bürgerlichen Parteien den liberalen Moslem Mohammed Ben Abbes als Präsidentschaftskandidaten. Nach seinem Sieg übernimmt Abbes die Macht und führt in Frankreich eine islamische Regierung ein.

  • Erkenntnis kommt zu spät.
    Hätte er in seiner Amtszeit mit dem France National zusammenarbeitet würde es
    in Frankreich und wahrscheinlich auch in Europa heute anders aussehen.
    Leider Chance vertan.

  • Leider sind die betroffenen Völker selbst zu blöde, solche schädigenden Brandmauern an der Wahlurne zu pulverisieren, zum ureigensten existenziellen Nutzen und Wohlergehen.

  • Frankreich hat wie Deutschland keine unabhängigen Gerichte mehr.

    Legendär sein Spruch als Bürgermeister von Paris zu den muslimischen Gettos (Banlieues) als er sagte man müsse sie mit einem Kärcher säubern.

    Da flippten die französischen Linken und Gutmenschen völlig aus aber er hatte völlig Recht.

  • Recht hat Sarkozy. Seine Partei schrumpfte von der bestimmenden konservativen Kraft, die immerhin einen De Gaulle hervorgebracht hat, auf ein Anhängsel zur Mehrheitsbildung. Zum einen wegen interner Affären. Und zum anderen wegen dieser Brandmauer a la française. Die – wie in Deutschland- nichts anderes bedeutet als: Freie Hand den Linken aller Couleur: Erklärte Stalinisten wie Martínez bis hin zu dem trojanischen Pferd der Sozialisten Macron; Ziehkind des gescheiterten Hollande. Das spaltet – ebenfalls wie in Deutschland – das bürgerliche Lager und verhindert, daß Frankreich Immigration und seine Wirtschaft in Griff bekommt. Auf regionaler Ebene klappt die Zusammenarbeit zwischen LR und RN übrigens bereits jetzt hervorragend. Das Dorf, in dem ich lebe, wird derzeit von einer Bürgermeisterin des RN (Le Pen) regiert, die Nachbargemeinde von einer jungen Frau der Les Republicans (LR). Beide arbeiten überregional hervorragend zusammen und sind bei jedem Dorffest zusammen zu sehen.

  • Wenn Kriminelle politische Ratschläge geben, dann kommt das meistens nur bei einer Klientel gut an…

  • Was es bewirkt, wenn man ein paar Tage im Knast einsitzt. Äh, eigentlich 5 Jahre, aber es gab wohl eine Amnestie für länger Einsitzende Politiker. Nun hatte Er Zeit, er schreibt ein Buch, in der Le Pen und ihre Partei auch vor kommen. Dieses Buch lässt sich dadurch besser Verkaufen. Was wurde für ein Kuhhandel betrieben, 5 Jahre gegen 20 Tage eingetauscht! Was weiß der Knacki alles, über die Hochrangigen Politkollegen in Frankreich, um nach 20 Tagen aus der schlimmsten Haft seines Luxuslebens entfliehen zu können? Mir stehen meine Haare zu Berge und mein Blut stürzt zu Tale.

  • Das interessiert den Apollo-Leser jetzt nicht so sehr. Artikel, unter denen man, aus welchen grenzdebilen Gründen auch immer, feststellen kann, dass Hitler auch „Guten Morgen“ gesagt hat, sind da schon wesentlich interessanter.

    -18
    • Willst du auch das leugnen Atlas?

      “Meine gefühlsmäßigen politischen Empfindungen lagen links.” (Otto Adolf Eichmann)
      Darüber gibt es Bild- und Tondokumente.

      • Darüber kann ich nur noch lachen.

Werbung