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Offener Brief

„Die FDP hat den Mittelstand verlassen“: Unternehmer tritt aus Partei aus

Der Vorsitzende des Landesverbands “Liberaler Mittelstand Baden-Württemberg" tritt aus der FDP aus. Als Grund benennt er zahlreiche Verfehlungen der FDP in der Bundesregierung. Die FDP habe ihre Prinzipien an Ideologen verraten, schreibt er in einem offenen Brief.

Bald ist niemand mehr zum Leiten da: Die FDP vergrault nicht nur Wähler, sondern auch eigene Parteimitglieder.

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Dr. Thilo Scholpp, der Vorsitzende des Landesverbands “Liberaler Mittelstand Baden-Württemberg”, tritt nach über zwanzig Jahren aus der FDP aus. In einem offenen Brief, den er auf X veröffentlicht hat, legt er seine Gründe dar. Es ist ein Dokument des Zorns und der Anklage. Mehr noch als die Politik der letzten Jahre stört ihn die Tatsache, dass die FDP wahrscheinlich erst zu einem Zeitpunkt aus der Koalition austreten werde, an dem keine Neuwahlen mehr ausgerufen werden müssen, sodass die Bundestagsabgeordneten ihre Mandate behalten können. Scholpp bezeichnet das als “Verrat.” Außerdem listet er die Verfehlungen der FDP als Mitglied der aktuellen Bundesregierung auf; all die Maßnahmen, die sie mitgetragen haben, obwohl sie den Grundwerten der Partei widersprechen. 

Scholpp ist am Donnerstag nach über zwanzig Jahren als Mitglied aus der FDP ausgetreten. Aktuell verfügt er über kein Mandat auf Landes-, Bundes- oder EU-Ebene. Der Verband “Liberaler Mittelstand”, dessen Vorsitzender er in Baden-Württemberg ist, setzt sich für die Belange mittelständischer Unternehmen ein und steht der FDP nahe. In dem offenen Brief schreibt Scholpp, dass er sich politisch engagiere, um die Belange der Mittelständler in der Politik zu vertreten und um sich „für die eigenverantwortlich handelnden Bürger” einzusetzen, wie er schreibt. Als Grund für seinen Austritt führt er die Entscheidungen der FDP als Koalitionspartner in der Ampel-Regierung an. Es liest sich wie eine Liste des Scheiterns der FDP, wie ein fortgesetzter Verrat der eigenen Werte. Scholpp erwähnt unter anderem den steigenden CO2-Preis, der keinen Effekt auf das Klima habe.

Außerdem spricht er die Erhöhung der Mautpreise an, die Einführung einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht während der Corona-Pandemie, und einen Gesetzesentwurf für eine allgemeine Impfpflicht. Er klagt den Ausstieg aus der Kernkraft an, den die FDP mitgetragen hat, ebenso die Erhöhung der Sozialversicherungsabgaben und die Einführung des Bürgergelds. Auf drei Seiten zählt er zahlreiche Verfehlungen auf. 

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Der Entscheidung aus der Bundes-FDP stellt er den Willen der einfachen FDP-Mitglieder gegenüber: „Viele einfache Mitglieder in der FDP lechzen nach mehr Freiheit. Viele fühlen sich, wie ich, von der Parteiführung betrogen.“ Weiter schreibt er: „Wir alle wurden von der FDP-Parteiführung in Berlin an grüne Ideologen verschachert!” Scholpp konstatiert, dass es der FDP an Taten fehle, die den Grundwerten der liberalen Partei entsprechen. An Beredsamkeit und schönen Worten mangele es der Partei nicht. „Die FDP hat den Mittelstand verlassen, und darum verlasse ich die FDP. Aber ich habe den Mittelstand nicht verlassen.“ Mit dieser Botschaft beendet er seinen Brief. 

Scholpp ist nicht der einzige, der aus der FDP ausgetreten ist. Auch der ehemalige sächsische FDP-Vorsitzende Holger Zastrow ist nach dreißig Jahren aus der FDP ausgetreten. Zwanzig Jahre lang war er Vorsitzender der Partei in Sachsen gewesen. Auch er führt den Kurs der FDP in der Ampelkoalition als Grund an. Insgesamt traten letztes Jahr laut Spiegel 4.280 Menschen aus der FDP aus. Auch 2022 gab es einen Mitgliederschwund: 900 Personen waren ausgetreten. Von 2016 bis 2021 hatte die FDP einen Mitgliederzuwachs verzeichnet. Betrachtet man jedoch die Zahlen seit 1990, so stellt dieser Zuwachs nur eine kurze Phase dar. Denn seit 1990 sank die Zahl der Mitglieder exponentiell von 168.217 Mitgliedern im Jahr 1990 auf 77.276 im Jahr 2021. Mit dem erneuten Mitgliederschwund infolge der Ampelkoalition scheint der weitere Abwärtstrend der Partei vorgezeichnet zu sein. Auch bei Umfragen steht die FDP aktuell bei etwa vier Prozent.

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48 Kommentare

  • Die FDP hat die desaströse und hochideologische Politik der Ampel mitgemacht. Sie hat sogar selber abstruse Gesetze wie das Selbstbestimmungsrecht der Geschlechter eingeführt. Für ihre eigen Klientel hat sie aber nichts gemacht. Die gehen wegen der Energiepreise, wegen Vorschriften und Auflagen und wegen dem gebrochenen Versprechen des niedrigen Mehrwertsteuersatz bei der Gastronomie, den Bach runter. Die FDP ist jetzt so überflüssig wie die Linken. Von daher hoffe ich, dass ihr das gleiche Schicksal ereilen wird.

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  • Leute wie Kubicki (den ich eigentlich mag), die in den Medien einen auf vernünftigen Krawallo machen, aber dann doch allen idiotischen Vorhaben der Ampel zustimmen, sind der Sargnagel der Partei.

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  • Da kann man ihn wohl nicht widersprechen.

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  • Es grenzte eh schon an ein Wunder, dass die FDP überhaupt wieder erwachte , nun hat sie sich den Todesstoß selbst verpasst und niemand wird traurig sein.

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  • Die FDP hat nicht nur den Mittelstand verlassen. Jetzt ist sie eine verlassene Partei, die niemand mehr braucht.
    Eine Trauerfeier fällt aus. Kondolenzbriefe bitte an Lindner senden

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  • Die FDP hätte nach drei Monaten das gehampel durch einen Federstrich beenden können. Tat sie nicht. Darum ist sie für alles Negative was kam und noch kommt hauptverantwortlich. Kann ersatzlos weg.

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  • Die FDP habe ihre Prinzipien an Ideologen verraten…
    In 99,,9 % der Fälle sind die Polit-Ideologen mit Regierungs-Idioten gleich zu setzen. Wenn es um die Regierungentscheidungen, insbesondere wenn Grüne beteiligt sind, sollte man das nicht mehr Ideologe sondern Idiotie nennen.

  • Die FDP hat alle verlassen, nicht nur den Mittelstand. Von allen guten Geistern verlassen. Nur noch Lidner und sein Ministerposten war wichtig. Jetzt keine Ampelauflösung, weil … ? Weil Lidner auch noch den letzten Groschen mitnehmen will, wahrscheinlich war die Hochzeit zu teuer. Politiker haben kein Ehrgefühl mehr und sie dienen nicht mehr dem Volk. Sie verspotten das Volk gerade zu.

  • Die Freien Demokraten sind ihrer Aufgabe nicht gerecht geworden, frei und demokratisch zu sein.

  • Die FDP (FürDenPapierkorb) hat nach der aktiven Amtszeit Genschers noch NIE den Mittelstand den Bürger usw vertreten – mit EINER Ausnahme: Sich selbst!

    Und das auf Kosten der Bürger….was zumindest ich parasitäres Geldverdienen nenne

    Somit nimmt sich die FDP neben den anderen Ampelparteien selbst jegliche Existenzberechtigung

  • Auch die Mitglieder der anderen Alt-Parteien, die ebenso in Massen unzufrieden sein müssen, sollten zum Jahreswechsel ihren Austritt erklären.
    Damit können sie ein Zeichen setzen, denn Zeichen setzen gehört ja zum Grundvokabular der Parteispitzen. Raus mit Euch, spart Geld und tut der Seele gut.

  • Als langjähriger ehemaliger Wähler habe ich der FDP schon vor Längerem den Rücken gekehrt. — Hier in Bayern hat die örtliche FDP Anfang des Jahres gemeinsam mit den Grünen zwei Aufmärsche gegen die AfD organisiert. CSU und FW hielten sich raus, SPD natürlich dabei. Das ist nicht mehr „meine“ Partei.

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  • 4 Prozent zu viel!

    5
  • Der Parteiaustritt kommt spät, zu spät.
    Warum ist denn der gute Herr Scholpp nicht damals ausgetreten, als es um die Beschneidung der elemantarsten Grundrechte und der Einführung der Einrichtungsbezogenen Impfpflicht ging ?
    Wen will dieser Dr. Thilo Scholpp denn nun noch überzeugen ?
    Wahrscheinlich nur sich selbst, um nachts ruhiger schlafen zu können.

    5
  • Bei der FDP gilt nach wie vor das Motto: Lieber schlecht regieren als gar nicht regieren; denn wir wollen unsere Pfründe nicht verlieren.

  • „Denn seit 1990 sank die Zahl der Mitglieder exponentiell von 168.217 Mitgliedern im Jahr 1990 auf 77.276 im Jahr 2021.“

    Mehr als die Hälfte in etwas mehr als 30 Jahren ist tragisch, aber sicher nicht „exponentiell“. Schiefes Bild.

    4
  • Natürlich korrekt, aber viel zu spät und immer noch viel zu wenige.
    Lindner hat der „A…-hoch-Prämie“ im Rahmen eines „Pakets“ ZUGESTIMMT! Soviel zum Thema „Die FDP steht für Selbstverantwortung.“
    Was hat er denn damit als angeblich noch schlimmeres verhindert, das würde ich gerne wissen! Die einzig gute Nachricht ist, dass DIESE FDP inzwischen unter 5 % steht.
    Die stumpf auf 32 % bleibende CDU-Zustimmung ist noch viel schlimmer für D.

  • da steckt mehr dahinter! die globalistischen Eliten haben die „grosse Transformation“ beschlossen.
    Wie irgendwelche Mittelständler oder Politmarionetten das finden ist unerheblich.
    Ich weiss nicht recht mit was man jenen gedroht hat die nicht mitspielen wollen, aber es hat jedenfalls gewirkt.
    Anders ist gar nicht zu erklären wie sich beispielsweise die deutsche Autoindustrie „freiwillig“ selber abschafft.

  • Sehr gut Herr Scholpp. Und das sind genau die Gründe, weswegen ich diese Partei nie mehr wählen werde.

  • Ich denke hier die Meinung kund zugeben, ist eine Leichtigkeit. Anstelle von Herrn Lindner wir es komplex mit höchsten Herausforderungen. Die Schuldenbremse verteidigt er gegen die große Mehrheit. Wenn die FDP nicht in der Ampel wäre, was hätten die SPD und die Grünen entschieden?
    Es sind viele Ergebnisse von der FDP produziert worden, die im Spagat der verschiedenen Interessen entstanden sind.

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  • Identitätsverlust führt in der Regel zum Untergang. Das gilt für fast alle Bereiche.

  • Die Globalisierung hat uns eher ein blaues (muss man ja jetzt sagen, Blau hat nichts mit einem Balken im Diagramm gemein) Auge, als eine bunte Welt verschafft. Ich war vor ganz vielen Jahren bei einer Wahlkampfrede von Guido Westerwelle. Das hat sich alles voll gut angefühlt. Doch war es nur wie ein bezahltes Motivationstraining im Affiliate Marketing. Als junger Unternehmer war ich bereit mich vielen Verbänden anzuschließen und viele Mitgliedsbeiträge zu zahlen. Mit Aufträgen wurde ich – heute nennt man das Canceln – ausgeschlossen, weil ich anderer Meinung war. Lobbyisten erzählen der Politik ihre Sichtweise, für die zu kassiernde Provision und Gewinne. An beiden Seiten haben sich Politik und Wirtschaft zu enthalten, sie haben kein Recht den Willen des Landes überzustehen. Die FDP war lange Zeit mein Wegbegleiter für die soziale Marktwirtschaft und Begleiter als Unternehmer. Heute sind sie die Ja-Sager ohne zu zuhören und bewerten zu können. Ich mag meine Angestellten und schütze die

  • „tritt nach über zwanzig Jahren aus der FDP aus“
    D.h., er ist wohl in der Zeit nach Kohl in die FDP eingetreten, als sie schon die „Mövenpick-Partei“ war.
    Danke, keine weiteren Fragen. War halt ein Verlustgeschäft, Herr Scholpp, lassen Sie Ihren Steuerradler das richten.

  • Also meine Eindruck ist eher, daß die fdp von allen guten Geistern verlassen wurde, aber schon vor Jahrzehnten, um genau zu sein, als Genschmän Kohl ins Kanzleramt putschte.

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