Werbung:

Werbung:

DB-Krise

Negativrekord der Deutschen Bahn: Pünktlichkeitsquote sinkt auf neuen Tiefstand

Die Deutsche Bahn hat im Oktober einen neuen Negativrekord aufgestellt: Die Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr ist auf den bislang niedrigsten gemessenen Wert gefallen.

Der Staatskonzern Deutsche Bahn steckt in einer tiefen Krise. (IMAGO/Jan Huebner)

Werbung

Die Deutsche Bahn (DB) ist im Volksmund seit Jahren ein Synonym für Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit. Besonders problematisch: An der Situation ändert sich nichts – im Gegenteil, die Lage verschlechtert sich immer weiter.

Im Oktober erreichte die Pünktlichkeitsquote der Deutschen Bahn einen neuen Tiefstand. Nur rund 51,5 Prozent aller Fernzüge kamen im vergangenen Monat mit weniger als sechs Minuten Verspätung ans Ziel, wie die Bahn gegenüber der Süddeutschen Zeitung bestätigte.

Einen derart schlechten Wert hatte der Staatskonzern seit Beginn der Erhebung noch nie verzeichnet. Mit dem aktuellen Wert wurde der bisherige Negativrekord aus dem November 2023, als die Pünktlichkeitsquote bei 52 Prozent lag, unterschritten.

Der Süddeutschen Zeitung liegen zudem tagesaktuelle Daten vor. Diese zeigen ein noch schwächeres Bild: An einzelnen Tagen fiel die Pünktlichkeit deutlich unter den Monatsdurchschnitt. Besonders gravierend war die Lage am 23. und 24. Oktober, als im Fernverkehr nur etwas mehr als 37 Prozent der Züge planmäßig unterwegs waren. Auffällig ist zudem: Am Wochenende fuhren die Züge tendenziell zuverlässiger als an Werktagen. Der Unterschied lag häufig zwischen 10 und 15 Prozentpunkten. So erreichten am 11. und 12. Oktober immerhin 61,2 und 62,9 Prozent der Züge pünktlich ihr Ziel.

Schon im September war die Pünktlichkeit im Fernverkehr stark eingebrochen. Lediglich 55,3 Prozent aller Züge trafen mit weniger als sechs Minuten Verspätung ein.

Lesen Sie auch:

Die angestrebte Jahresquote von 65 bis 70 Prozent Pünktlichkeit wird wohl kaum noch erreichbar sein – das teilte die Deutsche Bahn bereits Anfang Oktober mit. Im Verlauf des Jahres zeichnete sich eine anhaltende Stagnation ab: Im ersten Halbjahr hielten noch 63,4 Prozent der Fernzüge den Fahrplan ein, doch über die Sommermonate sank der Wert stetig. Seit Juni liegt die Quote unter 60 Prozent.

Eine kurzfristige oder mittelfristige Verbesserung ist nicht zu erwarten. Auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) dämpfte zuletzt die Erwartungen: Er rechnet erst ab 2029 mit einer Rückkehr zu einer Pünktlichkeitsquote von etwa 70 Prozent im Fernverkehr.

Der Hauptgrund für die massiven Verspätungen liegt laut DB im desolaten Zustand des Schienennetzes und der Vielzahl an Baustellen, die den Bahnverkehr ausbremsen. Vor diesem Hintergrund kam es zuletzt unter anderem zu technischen Ausfällen – etwa an Weichen oder Oberleitungen. Auch äußere Einflüsse, wie Unwetter, hätten die Pünktlichkeitsquote jüngst beeinträchtigt.

Der aktuelle Zustandsbericht der DB InfraGO, der Infrastrukturgesellschaft der Deutschen Bahn (2024), verdeutlicht, wie kritisch die Lage des Schienennetzes tatsächlich ist. Insgesamt hat InfraGO 292.000 Infrastrukturanlagen des Schienennetzes und 89.000 Anlagen der Bahnhöfe nach Schulnoten bewertet. Die durchschnittliche Zustandsnote des gesamten Netzes liegt bei 3,00. Eine minimale Verbesserung gegenüber dem Vorjahr (3,03), jedoch keineswegs ein Grund zur Entwarnung.

Zahlreiche Anlagen wurden mit der Note 4 oder schlechter bewertet und weisen dringenden Sanierungsbedarf auf. Der Wiederbeschaffungswert, also die vollständige Erneuerung dieser Anlagen, beläuft sich laut Bericht auf rund 109,8 Milliarden Euro für das Schienennetz und 20,27 Milliarden Euro für die Bahnhöfe.

Der desolate Zustand der Schieneninfrastruktur ist in erster Linie das Ergebnis einer über viele Jahre anhaltenden Unterfinanzierung der Deutschen Bahn – für die ausschließlich der Bund verantwortlich ist. Die Deutsche Bahn AG ist ein Konzern in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft und befindet sich zu 100 Prozent im Eigentum des Bundes.

Die Unterfinanzierung reicht weit zurück: Bereits seit den 1960er-Jahren lag der Schwerpunkt der deutschen Verkehrspolitik überproportional auf dem Straßenbau, während Investitionen in die Schieneninfrastruktur vernachlässigt wurden.

Der notwendige finanzielle Spielraum für Instandhaltungen, Modernisierungen und den Ausbau des Streckennetzes war über Jahrzehnte hinweg unzureichend, was einen schleichenden Verfall zur Folge hatte. Besonders in jüngster Vergangenheit, in der sich die Verfassung der Schieneninfrastruktur stark verschlechtert hat, haben es die politischen Entscheidungsträger – sowohl die Ampelkoalition als auch die Große Koalition unter Angela Merkel und der CDU – versäumt, dringend erforderliche Reformen anzustoßen.

Besonders ernüchternd ist, dass auch die jetzige Bundesregierung zu wenig unternimmt, um dem Investitionsstau im Bahnsektor entgegenzutreten. Zwar sollen aus dem Sondervermögen, das insgesamt 300 Milliarden Euro für Bundesprojekte vorsieht, auch Mittel in die Schiene fließen, gleichzeitig kürzt die Bahn jedoch Förderprogramme.

Ursprünglich war von politischer Seite vorgesehen, die Betreiber von Fernzügen – darunter neben der Deutschen Bahn auch Anbieter wie Flixtrain – bei den Gebühren für die Nutzung des Schienennetzes in diesem Jahr um 105 Millionen Euro zu entlasten. Laut Angaben des Verkehrsministeriums müssen die Unternehmen die sogenannten Trassenpreise nun jedoch vollständig selbst tragen.

Verkehrsminister Schnieder steht dadurch zunehmend in der Kritik. Auch aus den Reihen der Opposition kommt deutlicher Gegenwind. „Durch die offensichtlich nachlässige Arbeit des Verkehrsministeriums drohen den Bahnunternehmen jetzt hohe Verluste“, erklärte Matthias Gastel, Bahnpolitiker der Grünen, gegenüber dem Tagesspiegel.

Werbung

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Strafbare Inhalte, Beleidigungen oder ähnliches sind verboten (hier unsere Kommentar-Richtlinien). Kommentare sind auf maximal 1.000 Zeichen limitiert.

22 Kommentare

  • Ach was. Die sind immer pünktlich…nur nicht an der Stelle wo sie zu dem Zeitpunkt sein sollten.
    Aber sie produzieren noch…was auch immer!

    • Das stimmt sogar.

      Höher – schneller – weiter, kann Jeder! Tiefer – langsamer bis stehend – kürzer, ist schon eine Leistung! … Mir ist es ein Rätsel, dass die DB aber auch gar nichts schafft, noch nicht einmal aus Zufall!

      Da geht’s nicht mit richtigen Dingen zu. … Absicht? Sabotage? Der Russe oder der Ami? Oder gar Außerirdische? … Fragen über Fragen.

  • Warum wird immer nur vom Fernverkehr geredet? Auch die Pendler im Nahverkehr leiden unter der extremen Unzuverlässigkeit der Bahn. Gestern kam ich wieder mal 1 Stunde zu spät nach Hause, weil ein Nahverkehrszug eine halbe Stunde Verspätung hatte und ich den Busanschluß danach verpaßt habe. Und das ist noch einer der harmloseren Fälle.

    • So gehts mir regelmäßig: bahn zu spät und der Anschluss schon weg. Was mich das schon Zeit & Nerven gekostet hat…

  • Ohne Schutzweste fahre ich nicht mit der Bahn oder den ÖVB.
    Da fahre ich lieber mit dem Auto oder dem Motorrad.

  • Die Japaner würden vor Scham im kleinsten Mausloch verschwinden.

  • Regenbogen draufmalen,
    als Schaffner:innen unechte
    aufgedonnerte Damen
    und alles ist gut. 😀

  • Es werden uns Ammenmärchen erzählt! Die Verspätungen wären oft nicht nötig: Beispiele gefällig? Die ICE-Trasse wurden zu Hochgeschwindigkeitsstrecken ausgebaut, die Sprinter nutzen könnten. Die Bahn kauft billigerr ICE, deren zugelassene Geschwindigkeit weit darunter liegt. Verspätungen können nicht reingefahren werden. Strecken werden saniert und viergleisig für höhere Geschwindigkeiten ausgebaut. Die Züge verkehren nach dem Ausbau keine Minute schneller. Wenn Investitionen erfolgen, heißt es beim bisherigen Gebaren der Bahn, dass imehr Strecken gesperrt werden. Woher soll die höhere Pünktlichkeit kommen? Zu Bundesbahnzeiten erfolgten Sanierungen unter rollendem Rad und auch nachts! Wer nun meint, mit elektronischen Stellwerken wird es besser, der täuscht sich. Die Ausfälle werden jetzt großflächiger sein, weil damit ein größerer Raum überwacht wird und mehr Züge betroffen sind. Übrigens fehlen der Bahn Planer, sodass gar nicht schneller gebaut werden könnte. Usw.

  • Hinzu kommen Unsicherheitsgefühle und Angst auf Bahngelände und in Zügen. Die Messerei und damit der Tod sind ein unberechenbarer Begleiter. Schöne Zeiten, als Fahrgäste noch unbeschwert die Fahrt und die vorbeiziehende Landschaft genießen konnten. Aus und vorbei.

  • Kleiner Scherz:
    Ich versteh das nicht! Die sollen alle Züge zu spät ankommen lassen und dann ein neuer Fahrplan nach der erreichten Zeiten erstellen! 100% zu spät nach der Umstellung alle pünktlich. 0815🤪

  • Pünklichkeit wird überbewertet, so habe ich lernen müssen.
    Wer pünklich ist hat etwas zu verbergen und ist ein RECHTER.
    Meine damalige Freundin, Dr. Med.(GRÜNE), kam auch nach längerer Bekanntschaft gern zu unseren Verabredungen 1/2 Stunde zu spät. Das fuchste mich immer tierisch, weil ich von Klein auf immer pendeln mußte und auf diesen Aspekt der gegenseitigen Achtung und des gegenseitigen Respekts Wert lege.

    Ob die das mit der DB heutzutage stören würde? BESTIMMT NICHT
    oder? (grins)

  • Man sollte nicht von Pünktlichkeitsquote, sondern von Verspätungsrekorden sprechen. Diese Beschönigungsbegriffe sollten von alternativen Medien nicht verwendet werden. Immer die Dinge ganz direkt beim Namen nennen kann doch nicht so schwierig sein.

  • Bitte bei der S Bahn weiter machen, denn der Zustand ist ebenfalls im Negativrekord, denn es gibt keinen Tag mehr, wo ich unter 2,5 h unterwegs bin um auf Arbeit zu kommen, oder auch wieder nach Hause. Wozu bezahlen wir die Ganoven eigentlich?

  • Damit sind sie auf DHL-Niveau angelangt.

  • Das Paradox der deutschen Bahn: Je früher sie losfährt, desto später kommt sie an.

    Von Null auf Hundert bis Sonnenuntergang.

    Auf älteren Bildern sieht man ja meist auch jünger aus.

  • Politik jede Menge Versprechen oder Zusagen von Geld. Aber dann sind es nur schein Buchungen. Es wird weiter gespart immer bis fast zum Bankrott. Dann meldet sich der Staat und rettet die Bahn.
    Die Politik hat kein Interesse an der Bahn, sondern an der Automobil Industrie. Wie sonst ist es zu erklären, es gibt immer mehr zugelassene Autos aber die Fahrleistung sinkt im Durchschnitt. Es wird weniger gefahren, nur noch in Bereitschaft. Wenn es dann nicht anders geht.

    • Das Beste zuletzt Deutschland ändert eine Norm und französische Züge dürfen nicht in Deutschland fahren.

  • In der Schweiz entschuldigt sich die SBB bei den Fahrgästen per Lautsprecherdurchsage für 4 Minuten Verspätung.
    In „Besten Deutschland aller Zeiten“ behauptet die Deutsche Bahn jeden Tag millionenfach per „Verspätungs-Ticker“ auf den Anzeigetafeln, „Heute wird der Zug XYZ123 ausnahmsweise wenige Minuten verspätet ankommen“! Nachdem er bereit fast eine Stunde Verspätung hat … oder garnicht mehr kommt und einfach ausfällt.
    Fahrgeldrückerstattungen gibt es nur ab einer Stunde Verspätung und auch nur, wenn diese nicht per Durchsage mitgeteilt wurde.
    Selbst Burkina-Faso, Irak oder Neuseeland haben pünktlichere und zuverlässigere Züge.
    Woran das liegt? Ganz einfach, der ehemalige Schrott-Manager von Mercedes Benz ist jetzt Bahn-Chef und leitet persönlich Stuttgart 21.
    2035 dürfte Stuttgart dann mit der ersten Fertigstellung der Teilstrecke Stuttgart Feuerbach und Stuttgart Untertürkheim rechnen.
    Persönlich fährt der Bahn-Chef bestimmt AUDI, BMW oder Citroen.

  • Im Management gibt es das Phänomen, dass Manager tolle Ergebnisse erzielen, weil sie eine Abteilung komplett auf Verschleiß fahren und die Substanz verbrauchen. Aber die Kennzahlen sind super, also werden sie befördert, aber hinter ihnen bricht alles zusammen.

    Angela Merkel hat in der Agenda-2010-Boom-Wirtschaft alles mit Geld zugeschmiert, das anderswo abgezwackt wurde – zuallererst bei der Infrastruktur. Nicht eine einzige nennenswerte Reform hat Merkel in 16 Jahren Kanzlerschaft angestoßen, um dieses Land zukunftsfest zu machen. Aber die Menschen haben sie geliebt, weil sie nicht verstanden haben, dass hinter dem Rücken dieser politischen Schwarzen Witwe das Land regelrecht wegfaulte. Dann sagte Merkel „Ach, keine Lust mehr“ und jetzt stürzt alles ein.

  • Patrick Schnieder (CDU) (…) rechnet? RECHNET? Er weiß ja garnicht, was und wie er mit den Fingern abzählen soll. Er tut nur so, als hätte er einen Plan. Er müßte monatlich Rechenschaft ablegen, daß er etwas in die richige Richtung verändert hat. Eigentlich möchte er bis 2029 (4 Jahre) in Ruhe gelassen werden.

  • Ein Quotenfrauenunternehmen…

  • Na …Hauptsache ist es nun , eine Frau ohne Ahnung sollen jetzt richten im Vorstand !! Oder soll nun auch mal eine Frau abzocken dürfen , nach soo vielen Nullen ( Männer ) !! War da nicht auch ein Poofaller mit im Spiel ??

Werbung