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Erneute Panne

„Nicht truppentauglich“: Milliardenteure Funkgeräte der Bundeswehr immer noch nicht einsatzfähig

Erst passten sie nicht, jetzt macht die Software Probleme: Ein Medienbericht offenbart große Probleme bei der Integration des neuen Digitalfunksystems der Bundeswehr. Schon im Mai wurde festgestellt, die teuren Funkgeräte seien „nicht truppentauglich“.

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Die Bundeswehr steht vor großen Problemen. (IMAGO / Herrmann Agenturfotografie)

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Die Einführung des neuen Digitalfunks bei der Bundeswehr stößt erneut auf Schwierigkeiten. Auf dem Truppenübungsplatz Munster musste ein erster Praxistest mit den neuen Funkgeräten abgebrochen werden: Die getesteten Geräte erwiesen sich als „nicht truppentauglich“. Das erfuhr der Spiegel aus nicht genannten Quellen. Bereits im Mai soll der Test stattgefunden haben. Innerhalb der Bundeswehr gibt es seitdem große Zweifel, ob das neue Funksystem überhaupt funktioniert.

Dem Bericht zufolge ist die Software zur Bedienung der Geräte so kompliziert, dass die Soldaten beim Test nur mühsam Funkkreise aufbauen konnten. Weitere Probleme hätten sich auch beim Sprechfunk ergeben. „Der Versuch, dass der Kommandeur einer Panzereinheit das Fahrzeug wechselt und sich schnell in dessen Funknetz einklinkt, scheiterte“, heißt es beim Spiegel. „Dieser praxisnahe Test gilt als Standard bei der Prüfung, ob die neuen Funkgeräte des Herstellers Rohde & Schwarz truppentauglich sind“, heißt es dort weiter. Diesen Test hatten die Funkgeräte nicht bestanden.

Es droht Chaos: Für das Projekt „Digitalisierung Landbasierte Operationen (D-LBO)“ sind mehrere Milliarden Euro aus dem Sondervermögen-Etat für die Bundeswehr vorgesehen. Damit soll spätestens 2027 soll eine ganze Heeresdivision mit dem neuen Funksystem ausgestattet werden. Ursprünglich war 2025 das der NATO zugesagt Ziel.

Tausende Fahrzeuge, vom Leopard-Panzer bis zum geschützten Militärlaster, sollen dann mit funktionsfähigen Digitalfunkgeräten ausgerüstet sein. Dieser Plan wackelt nach dem ersten fehlerhaften Test: Wie der Spiegel berichtet, führt der Hersteller Rohde & Schwarz, der die Geräte herstellt, derzeit unter Hochdruck ein Software-Update für die Funkgeräte durch – damit soll die Funktionstüchtigkeit sichergestellt werden.

Das Verteidigungsministerium äußerte sich bisher nur zaghaft zu den Problemen. Die Umstellung auf das neue System sei „eine der umfangreichsten und komplexesten Umrüstungen der Bundeswehr“, so ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums zum Spiegel. Man spricht weiter von einer „Operation am offenen Herzen“. Fragen zum Praxistest könne man „aus Gründen der militärischen Sicherheit“ nicht beantworten.

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Doch längst ist die Sorge vor einem Milliarden-Fiasko ausgebrochen. „In dieser Woche wurde Minister Pistorius erstmals über mögliche Probleme informiert, die zu Verzögerungen führen könnten“, sagte ein Sprecher dem Spiegel. In den vergangenen Monaten seit Mai soll er demnach nichts davon mitbekommen haben.

Dabei sind die Probleme nur das nächste Kapitel in einer jahrelangen Pannenserie. Schon 2023 war Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, der das Projekt von seiner Vorgängerin, Christine Lambrecht, geerbt hat, Berichten zufolge „einigermaßen verärgert“, weil eine Großbestellung erfolgt war, ohne zu prüfen, wie die neuen Funkgeräte in die alten Fahrzeuge integriert werden können.

Mit anderen Worten: Die neuen Funkgeräte passten nicht und konnten nicht in die über 200 verschiedenen Fahrzeugtypen der Bundeswehr montiert werden. Inzwischen ist der Einbau bei „rund 30“ Typen gelungen, bei über 80 wird noch getestet. Auch eine ordnungsgemäße Inbetriebnahme war zunächst nicht möglich, denn die Lichtmaschinen und Batterien der Fahrzeuge lieferten keine ausreichende und vor allem keine ausreichend konstante elektrische Spannung für die empfindlichen elektronischen Geräte.

Bisher kommuniziert das Heer bei Übungen und potenziellen Einsätzen analog und unverschlüsselt. Noch 2021 ließ die Bundeswehr alte Modelle von 1982 für mehr als eine halbe Milliarde Euro nachbauen, Stückpreis: 20.000 Euro. Damit ist der Bundeswehr-Funk längst nicht mehr kompatibel mit anderen NATO-Truppen – und natürlich auch nicht im Ansatz abhörsicher, geschweige denn zukunftstauglich.

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87 Kommentare

  • Na, dann bleibt die Hoffnung, dass die Jungs und Mädels das Morsealphabet beherrschen, so dass die Kommunikation über Trommeln und/oder Rauchzeichen möglich ist.

    • Twittern können sie ja, und … — … sollte aus den Schützenlöchern reichen.

      • Dann aber mit gps Ortung! 😂

    • Oder mit Signalflaggen Winkerspruch absetzen.

    • Das ist doch ein alter Schuh noch aus der Merkelära! … Wenn das mal Alles wäre! … Außerdem gibt es Brieftauben, Rauch- und Trommelzeichen, Reiter und Läufer. Das konnten schon die Griechen und hat funktioniert. Ganz ohne Digidings oder so. Damals.

    • Ich gehe davon aus, made in China und der Russe ist schuld. Dagegen hift ein Booster aus dem Hause Biontec. Wer Ironie findet…behalten.

  • Ich schlage Schnurtelefone vor. Das ist eine solide Basis und Null und Eins werden zuverlässig übertragen. Klare Aussprache vorausgesetzt.

    • Die hatten wir schon in den 1980 – 90 Jahren , liegen bestimmt noch auf Lager.
      Nannten sich damals Ackerschnacker . Bedienung waren ein Funker und ein Soldat der die Kabeltrommel schleppte und verlegte. Auf Manöver war der Kabelsoldat nach der Wahrheit der erste Soldat der fiel. gez. OfW d. R. der zu Corona sein Dienstgrad ( der Reserve ) abgelegt hat und in den Widderstand ging.

      • Die mit der Trommel nannten wir „Bongos“ :-).

  • So ist der Funk absolut abhörsicher.

  • Ich empfehle Brieftauben! Hat sich bei Napoleon schon bewährt.

    • Berittene Melder haben sich auch ziemlich bewährt…..

    • Waren tatsächlich bei den ersten britischen „Tanks“ im 1.WK im Einsatz

  • Wahnsinn was da für ein Geld verbrannt wird. Einfach woanders einkaufen.

    • Vielleicht bei Tschibo?
      Von denen gab es auch schon Feldstecher.

  • Lauter Profis am Werk, die Pannenliste reisst nicht ab.
    Siehe Funkgeräte, G95, A400M, ….
    Bei so Kalibern wie Frau Lambrecht, die mit ihren Pumps im malischen Wüstensand absauft, wundert das nicht.

    • Immerhin konnte Lambrecht auf solider Vorarbeit von Madam vonderLaien aufbauen. Lambrecht soll ja am Tag des russischen Überfalls morgens beim Friseur gesessen sein. Mannomann, dass auf die Bundeswehr immer die allerletzten Versager losgelassen werden…

    • Die Flinten Uschi mit ihren für Schwangere befahrbaren Panzer nicht vergessen!

  • Hat Tradition . Die Funkgeräte die wir 1990 beim Bund hatten haben auch alle nicht Funktioniert !!
    Denke mal die Beschaffung bei der Bundeswehr hat bei der Industrie nur nach neuen Funkgeräten als Ersatz für die Alten gefragt . Das die neuen bei der Gelegenheit dann Funktionieren sollten hat man wohl vergessen zu erwähnen !!

    • Telefunken – Teleport VI

      • SEM25

  • Warum nutzen die nicht WhatsApp? Das kostet nix. 🙂

    • Telegram wäre sogar sicher

  • sehr geehrter Herr Pistorius ich habe noch einige gute 2m Band Geräte diese würde ich der Bundeswehr gerne zu Verfügung stellen

    • Sind die alten Yankees Handgurken (Sprecjfunk) nicht mehr vorhanden? An die 2-meter Antennen könnte man dann Signalflaggen anbringen.

  • In Deutschland, dem Land der großen Windmühlen, wären Aufzucht und Training von Brieftauben eigentlich passend – die hatte man sogar noch im Ersten Weltkrieg als Kommunikationsmittel!

  • Nicht nur bei der Bundeswehr:

    Auch Polizei Feuerwehr Rettungsdienste haben fast täglich „ihren Spaß“ mit dem BOS-Digitalfunk

    Störanfällig reichweitenschwach und bei Teil-bzw Komplettausfällen des BOS-net sind alle Pol Fw und Rettungsdienste buchstäblich von der Kommunikation mit ihren jeweiligen Leitstellen abgeschnitten weil EIN gemeinsames Funknetz für ALLE

    Diese Erscheinungen kommen fast täglich vor sind jedoch „strenge Verschlußsache bei der BDBOS

    Beim bisherigen Analogfunk – weil jeweils unterschiedliche Kanäle/Frequenzen – bekam zB die Pol nichts von Funkproblemen bei der Fw zu spüren

    Im übrigen gabs beim Analogfunk div Reservekanäle/Frequenzen wohin die Betroffenen problemlos umschalten konnten

    Soviel in Kurzform zum Thema Leider hier kein Platz um noch ausführlicher das Thema zu behandeln

    Sorry daß ich selbst seit Jahrzehnten im Funkthema drin bin und div Funklizenzen innehalte

    • Auch heute gibt’s im Bosnet zahlreiche Gruppen und genügend, wohin im Einsatzfall umgeschaltet wird.
      Das Problem sind die viel zu wenigen Funkmasten und eine Bandbreitendeckelung, so dass die Telefonfunktion der Geräte meist abgeschaltet wurde. Bei Stromausfall geht dann nur noch der DMO Betrieb. Das THW soll dann die Funkmasten mit Notstrom versorgen, falls diese nicht in die Ukraine verschenkt wurden.
      Alles wird gut. Die alten 2m Analoggeräte sind ja noch irgendwo eingelagert.

      • Mindestens sollte man den „Feindlichen Sprechfunk“ abhören können. Dann weis man in etwa wo die Front verläuft. Simultanübersetzer/Fremdsprachen nicht vergessen. Vllt. kann die neue UN Präsidentin als Beraterin helfen?

      • Warum nicht gleich CB? Benutzt niemand mehr. Leider.

      • @Norbert1:

        Wohin wollen Sie bei BOS-net Störungen schalten wenn das Netz gestört ist?

        Bei Netzstörungen bleibt BESTENFALLS der DMO Betrieb also ohne Umsetzer

        Vergleichbar mit zB Handynetzstörung bei O2: Alle betr O2Nutzer können dann keine abgehenden und ankommende Telefonate führen

        Notstrom: Analogfunkumsetzer senden nur bei aktiven Funkverkehr Latenzzeit bei Stromausfall gut 8Std und mehr

        BOS Digitalfunk Latenz bei Umsetzern: Max 2 Std weil auch bei keinem aktiven Funkverkehr der Umsetzer mit voller Trägerleistung senden muss Stichwort Organisationskanal beim Bündelfunk

        Leider hier kein Platz um ausführlicher auf das Thema eingehen zu können

    • Ja danke für die Aufklärung, aber was soll das „sorry“ ?

      • Vielleicht hat er Angst, als Klugscheisser zu gelten.

  • Nun, Gottfried Wilhelm Leibniz hat im 18. Jhdt. die erste funktionsfähige Rechenmaschine für alle Grundrechenarten auf der Grundlage des Binärsystems entwickelt.

    Konrad Zuse hat mit der Z3 auf dieser Grundlage in den 40er Jahren den ersten funktionsfähigen programmierbaren Rechner gebaut.

    Und heute scheitern wir bei der Konstruktion von Digitalfunkgeräten: Entweder sie funktionieren, können aber nicht in Fahrzeuge eingebaut werden, oder sie sind einbaubar, funktionieren aber nicht. Beides zusammen scheint nicht mehr möglich.

  • Da hat bestimmt niemand ganz viel Geld verdient, nur viel Geld bekommen…

  • Es sitzen 20.000 BW Einkäufer in Koblenz (Privatunternehmen wie Mercedes kommen mir weniger als einem Zehntel aus) und machen nichts anderes als den lieben langen Tag Material für die Bundeswehr zu beschaffen – wie kann so etwas passieren?
    Wer wird hier zur Rechenschaft gezogen?

    • 20 000 BW-Einkäufer? Aha, vdL und Lambrecht

  • Der Ackerschnacker kommt wieder zu Ehren….. dann brauchen wir nur noch ne Brigade, die die 15000 km Leitungen legt…..

  • Dann wird halt weiter analog gefunkt, oder auf die ganz kurze Distanz mit Handzeichen kommuniziert. So wild ist das nicht. Wer mal dabei war, weiss das auch.

  • Wie wäre as mit „Indogenem Rauchzeichen???“

    • Habe einen furchtbaren Verdacht. Hat der pööse Putin die 5. Kolonne bei den Lieferanten eingeschleusst?

  • Darum ist Pistorius so beliebt, niemand kann ihn über Funk erreichen.

  • Immer das Gleiche …anstatt sich umzuhören, welche Geräte und Hersteller bei anderen Ländern verwendet werden, erfindet man wieder das Rad neu. Und das Rad ist dann ganz überraschend viereckig.

  • Herr Pistolius, bitte melden! Ich stifte der BW ein paar 50 Jahre alte CB-Bananen. Mit Original-Batterien.

    • Ich könnte 2x SEG100d aus DDR-Beständen beisteuern. Die funktionieren auch heute noch und sind so robust, da könnte man draufpink***, die würden immer noch funktionieren.

      • Frequenzbereich 1,600···11,999 MHz, Sendeleistung 100 Watt

        Ne, passt nicht . Damals zu Adolfs Zeiten hatte man den Frequenzbereich. Dann aber kam 30 MHz bis 70 MHZ FM.
        Fazit: Zu alt.

  • Der Bundeswehr geht es so schlecht, dass CDU und SED den Einsatz von NVA-Rentnern fordern. Nein, das ist kein Scherz. 😀

    https://www.tagesschau.de/inland/nva-soldaten-verteidigungsfall-100.html

    • Ich als ehemaliger NVA’ler habe immer
      über den Y-Autdoorklub gelacht!!!!

      • Du meinst die Trachtengruppe? 🙂

      • Autdoor?
        Ähm…..

    • Habe ich auch mibekommen. Fehlen nur noch die Betriebskampfgruppen. Alte G 3 an diese überreichen. Schlagbolzen bitte vorher ausbauen. Wie in der DDR 1. Fahrer für Transporte suchen sie ja schon im Zivilbereich.

  • Sparen ist bei uns ja nicht erwünscht. Dafür gibt es keine Vermittlungsgebühren.

    Wenn ich da lese das österreichische Heer nicht mehr MS Office verwendet. Dafür nun mit LibreOffice arbeitet um sich Lizenzens Gebühren zu sparen. Finde ich das toll und kann es noch anpassen an ihre Erfordernisse. Stellt dann auch Verbesserungen online.

  • Das liest sich alles wie ein Schildbürgerstreich. So sieht es aus, wenn der Staat arbeitet: Eine Leistung abliefern wie Viertklässler bei der Gruppenarbeit, aber sich bestimmt bezahlen lassen, wie Topmanager.

    • Wir reden hier von Rhode und Schwarz und von Thalis. Man kann die nicht bei Amazon „wo anders kaufen“
      Und wenn Rhode und Schwarz was macht, dann machen die das richtig gut. Dennoch, komplizierter Digitalfunk geht doch bei Militär nicht. Da braucht man ein 20000.- teures solides FM Gerät mit einfachster bedienung.

  • Alles viel zu Modern für die Bundeswehr: 😃 soll sie es wie in den ganzen Indianer-Filmen machen…. Einfach ein Feuer anzünden und eine Wolldecke nehmen für Rauchzeichen 😆 oder für ganz weite Strecken gibt es dann Brieftauben.. zur Kommunikation.

  • Droht neues Ungemach der Kampfjäger der 6 Generation zwischen Frankreich und Deutschland droht zu scheitern. Wer was wieviel vom Flugzeug Herstellt.
    Dann die Kriegsschiffe F-126 6 Stück wurden bestellt. Nun gibt es Software Probleme. Der Auftrag wurde zuerst an Dänemark vergeben. Unsere Werften kämpfen ums Überleben und vergeben die Aufträge ins Ausland. Skandal Nun sollen doch noch welche in Deutschland gebaut werden, durch Vertrags Kündigung. Das wird bestimmt nicht billig.

    • Bei den Schiffen waren die Vermitlungsgebühren wahrscheinlich nicht hoch genug.

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