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Automobilkrise

Radikaler Stellenabbau und Produktionskürzungen: Für Volkswagen wird es ernst

Volkswagen streicht 35.000 Stellen, kürzt massiv die Produktion und setzt trotz Absatzkrise auf E-Mobilität. Der deutsche Autobauer kollabiert unter Energiekosten, Nachfrageeinbruch und China-Konkurrenz. Und Berlin schaut zu.

Der VW-Stammsitz in Wolfsburg - auch hier wird massiv eingespart.

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Die Nachricht kam zwar nicht überraschend, aber sie schlug dennoch ein wie ein Blitz: Volkswagen kündigte massive Kürzungen sowohl in der Produktion als auch beim Personal an. Das Wolfsburger Stammwerk soll seine jährlichen Produktionskapazitäten um 500.000 Einheiten reduzieren – das entspricht fast der gesamten Produktion des Vorjahres.

Insgesamt wird die Produktionskapazität in Deutschland um 734.000 Fahrzeuge pro Jahr zurückgefahren – ein einzigartiger Umbruch des Konzerns und eine Zäsur in der Wirtschaft der deutschen Nachkriegsgeschichte, die nicht zuletzt von Marken und Exportschlagern wie Volkswagen geprägt wurde. Neben dem Wolfsburger Werk sind auch die Standorte in Osnabrück, Dresden und Zwickau, wo die Produktionskapazität um 170.000 Fahrzeuge im Jahr reduziert wird, von den massiven Einsparungen betroffen. Wolfsburg wird sich künftig auf die Produktion von E-Modellen fokussieren.

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Die drastischen Produktionseinschnitte gehen einher mit einem ebenso deutlichen Personalabbau. Dieser soll schneller vorangetrieben werden, als noch vor wenigen Wochen angekündigt. Bis 2030 werden 35.000 Stellen gestrichen, von denen bis jetzt bereits 20.000 vertraglich gemeinsam mit dem Betriebsrat fixiert werden konnten. Betriebsbedingte Kündigungen werden nach wie vor ausgeschlossen, der Abbau erfolgt über Vorruhestandsregelungen und Abfindungszahlungen.

Der Volkswagen-Konzern zeigt sich vor allem bei der Vorruhestandsregelung großzügig und garantiert denjenigen, die auf das Angebot eingehen, bis zu 95 Prozent des letzten Nettogehalts während der Altersteilzeitphase. Auch zeigt man sich bereit, im Einzelfall aufreißende Rentenlücken zur Hälfte zu schließen. Mit diesem Maßnahmenbündel ist es dem VW-Vorstand gelungen, sich dem Ziel von 35.000 Stellenstreichungen schneller zu nähern als zunächst angenommen. Es kann offensichtlich nicht schnell genug gehen – der Druck auf die deutschen Autobauer nimmt weiter zu.

Drastischer Gewinneinbruch

Der Sparkurs ist eine Reaktion auf strukturelle Probleme innerhalb der Autobranche, aber auch auf die anhaltende Wirtschaftskrise im Land: Überkapazitäten, hohe Kosten vor allem im Energiebereich und eine schwächelnde Nachfrage lasten auf den deutschen Autobauern. Das führte auch bei Volkswagen zu einem dramatischen Einbruch des operativen Geschäftsergebnisses im ersten Quartal 2025 um 41 Prozent. Vor allem das China-Geschäft sowie der Einbruch auf dem deutschen Elektroautomarkt setzen VW unter Zugzwang.

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Seit dem Aus der E-Auto-Prämie sieht es zunehmend düster für den Absatz deutscher Elektromodelle auf dem heimischen Markt aus. Es fehlt noch immer an einer entsprechenden Ladeinfrastruktur. Zudem lastet die anhaltende Wirtschaftskrise, die potenzielle Kunden im Inland im dritten Jahr trifft, wie Blei auf der Anschaffungsneigung der privaten Haushalte. Größere Investitionen wie der Kauf eines neuen Automobils werden immer häufiger in die Zukunft verschoben.

VW setzt dennoch auf E-Mobilität

Doch trotz der harten Konkurrenz aus China und den USA durch Firmen wie BYD oder Tesla, setzt VW in der Zukunft immer stärker auf E-Mobilität und die Digitalisierung seiner neuen Modelle. Bis 2026 sollen 18 Milliarden Euro in diese Bereiche investiert werden – Kapital, das durch die Kostenkürzungen freigesetzt werden soll. Das Ziel: Bis 2030 will man den Anteil der E-Modelle auf dem europäischen Markt auf 70 Prozent der gesamten Verkaufszahlen gesteigert haben. Doch bleiben viele Probleme ungelöst. Allen voran das leidige Thema der hohen Energiekosten, die der deutschen Industrie den Wettbewerbsvorteil auf dem internationalen Markt genommen haben.

In die klaffende Lücke, die deutsche Autobauer auf dem Weltmarkt hinterlassen, stoßen vor allem chinesische Anbieter vor. Dies gilt sowohl für E-Modelle als auch für konventionelle Antriebstechnologien. Der unbestreitbare Niedergang der deutschen Schlüsselindustrie ist ein hausgemachtes Problem und müsste von der neuen Bundesregierung auch als solches anerkannt werden, wenn sich die politischen Rahmenbedingungen zugunsten der Produktion am heimischen Standort materiell verbessern sollen.

Allerdings sieht es nicht so aus, als sei man in Berlin und Brüssel bereit, das Klimaexperiment durch Deregulierung des Sektors zu beenden oder zu einer rationalen Energiepolitik, die auch eine Rückkehr zur Kernkraft einschließt, zurückzufinden. Wir sollten uns also langsam an die wiederkehrenden Horrornachrichten aus den unterschiedlichen Sektoren der deutschen Industrie gewöhnen.

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73 Kommentare

  • In 10 Jahren ist VW Geschichte. Es wird irgendein Anhängsel von einem (chinesischen) Konzern sein. So wie Opel nur noch ein „Badge“ im PSA-Konzern ist.

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  • Vielleicht sollte VV sein Firmennamen in IW (Ideologiewagen) ändern, dann klapt es auch mit dem Nachbarn. 😉

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  • Da kann ich nur sagen „Selbst schuld“! Wer als deutscher Autobauer auf Elektro-Mobilität setzt, der hat einfach nichts kapiert!

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  • Ab dem Jahr 2009 gab es ein Verbot für 100 W Glühbirnen, 2014 folgten die Staubsauger, die nicht mehr als 1600 Watt haben durften, alles von der EU verboten bzw. reguliert. Dann sollten wir alle auf E-Mobilität umstellen, weil klimafreundlich. Ich versuche es bis heute zu verstehen, klappt nicht und VW geht den Weg weiter. Die vielbeschriebene Technologieoffenheit wäre doch des Rätsels Lösung.

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  • Wichtig sind doch die Klimaziele😉.Mehr Interesse an den beschäftigten Menschen wäre angebracht aber das scheint in Berlin und Brüssel wenige zu interessieren. Lieber für eine Ideologie einstehen, die nichts bringen wird. Was ist bloß los in Europa!?

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  • Wie sagen die Amerikaner: „Have fun“

  • Das liegt nicht nur an der Frage des Antriebs, Elektro oder Verbrenner, VW hat auch so in den letzten zehn Jahren zuviele relativ hochpreisige Autos mit viel Schnickschnack gebaut. In den guten Jahren gab es dafür auch Kunden, aber man hat den Unterbau vernachlässigt. „Volks“wagen halt.
    Dazu die Qualitätsprobleme, beim Verbrenner, bei der Software teilweise bis hin zur Karosserie, die in der Preisklasse inakzeptabel sind.
    Was jetzt der vollständige Umstieg auf Elektro soll, verstehe ich nicht. In meinem Stadtteil wohnen mehrere tausend Menschen, es gibt hier drei Ladesäulen mit je zwei Plätzen.
    Selbst wenn sie wollten, die Mieter hier können sich gar kein Elektroauto kaufen, oder jedenfalls nicht in dem Maße, wie der Volkswagen Konzern das bräuchte.
    Schwierig.

  • Der Niedergang von Volkswagen hat viele Gründe, einer davon ist das Verschwinden der Mittelschicht. Die einen fahren BMW und Mercedes, die anderen Dacia oder Gebrauchtwagen und die Außendienstler fahren Skoda. Nur die treuesten der Treuen legen noch ~45.000€ für einen neuen Passat mit ein bisschen Ausstattung hin.

  • die verkaufen ab Ende 2025 nur noch Currywürste

  • Zur Ehrenrettung von Volkswagen und vor allem deren Mitarbeiter, muss man mal wieder darauf hinweisen, dass VW zu grossen Teilen ein Staatskonzern ist.
    Es gibt sicherlich viele kluge Leute bei VW, die die Entwicklung Richtung Abgrund auch sehen, aber am Ende muss VW machen was die Politik will.

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  • Nebenbei
    Für Reisende im ICE von München nach Hamburg ist die Fahrt am Dienstag in Nürnberg vorzeitig beendet gewesen – alle mussten aussteigen.
    Die ungewöhnliche Begründung des Zugpersonals: Der ICE sei zu verdreckt, um weiterzufahren.
    Eine Sprecherin der Deutschen Bahn bestätigte den Vorfall. Zuerst hatte der „Münchner Merkur“ berichtet.
    Es handle sich um einen Einzelfall, den sie außerordentlich bedauerten, teilte die Sprecherin mit.
    „Unser Anspruch ist, dass ein Fernreisezug bei einer Fahrt durch ganz Deutschland hohe qualitative Standards erfüllt. Dies war bei dieser Fahrt leider nicht gegeben.“
    Die Weiterfahrt im ICE 886 sei nach Einschätzung des Bordpersonals nicht zumutbar gewesen.
    Wie genau die Verschmutzung ausgesehen hat und wie viele Reisende sich bei Fahrtende in Nürnberg im Zug befanden, teilte die Sprecherin auf Anfrage nicht mit. (tonline)
    https://rp-online.de/wirtschaft/fahrplanwechsel-der-deutschen-bahn-am-15-juni-diese-aenderungen-bringt-er_aid-129161013

  • Man darf nicht vergessen, dass die gegenwärtigen Probleme vor allem in der Automobilindustrie „jahrzehntelang“ nicht gelöst worden sind, wie zuletzt noch am 2. November 2024 der heutige Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG kritisiert hat. Angesichts dessen ist nicht zu erwarten, dass die Sache sich schnell zum Guten wendet. Zwar erklärte der Bundeskanzler in seiner ersten Regierungserklärung erst jüngst am 14. Mai 2025, aus „eigener Kraft“ heraus die Anforderungen meistern zu können. Aber was in Wirklichkeit das Eigene ist, ließ Friedrich Merz offen. Dadurch bestimmt weiterhin leeres Gerede die soziale Auseinandersetzung. Es nimmt dann nicht wunder, wenn die Hiobsbotschaften kein Ende finden.

    17
  • Im Jahre 2005 stellte sich die Frage:
    „Siemens ohne Telefone?“
    Und ich sagte:
    „Das wäre wie VW ohne Autos“.
    Na und?
    Wer erinnert sich heute, 20 Jahre später, noch daran, dass Siemens auf der ganzen Welt Telefonanlagem baute und die besten Handys der Welt hatte?

    WV?
    War da irgendwas?

  • VW setzt auf Elektroautos, die immer noch zu teuer sind und die kaum jemand haben will. Die Regierung hat offensichtlich auch keine Veranlassung, an den Bedingungen etwas zu ändern, um die Produktion rentabler zu machen.
    Der Geist von Merkel und Habeck bestimmt nach wie vor die Politik, nichts wird sich ändern.

  • Irrtum, VW leidet an seiner Staatsnähe und seines Wasserkopfes. Weiterhin auf E-Autos zu setzen, ist ein beredetes Zeugnis.

  • Ich denke der VW-Konzern und insbesondere dessen Manager sind fester Bestandteil des politischen Systems. Von daher tun sie das, was als Erfüllungsgehilfe des politischen Systems ihre Aufgabe ist. Deshalb kann man die VW-Manager durchaus als sehr erfolgreiche Manager bezeichnen.

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  • Die gekündigten Arbeitskräfte können dann alle in die Verwaltung gehen, damit die Einbürgerung endlich vorankommt… 🙂

  • Bei mir kommt NIE wieder ein Fahrzeug des VW Konzerns auf den Hof!
    Autos bauen können andere besser, bei höherer Qualität und vor allem preisgünstiger.
    Außerdem ist der Diesel-Betrug nicht vergessen.

  • Alte native american wisehite:
    Man soll das tote Pferd reiten, solange es noch nicht stinkt.

  • Ich brauche keine E-Auto. Verwende lieber ein Auto, dessen Motor mit Benzin, hergestellt aus Erdöl, einem natürlichem entstandenem Rohstoff, betrieben wird.

  • Reine E-Mobile haben keine Zukunft. Die Kosten für einen Batterietausch nach acht oder neun Jahren entsprechen dem Restwert des Fahrzeuges. Aktuelle Batterien halten auch nur dann solange, wenn ihr Ladezustand in der Regel immer zwischen 50 und 80 Prozent gehalten wird. Damit reduziert sich eine theoretische Reichweite von vielleicht 600 Kilometer auf ein Drittel. Auf der Autobahn muss ich also alle 120 – 150 Kilometer runter und hoffen, dass ich auf dem Rastplatz einen passenden Stecker finde.

  • Super Logik. Einfach mehr Verbrenner produzieren, dann werden auch mehr gekauft.

  • Aber die VW Manager bekommen doch Millionen….irre.

  • Anscheinend begreifen es die Apollo-Autoren nicht: Die deutschen Autobauer verkaufen 30-40 % ihrer Autos in China. Die Gewinne werden in China gemacht und damit werden die deutschen IGM-Gehälter querfinanziert. Wenn also in China E-Mobilität staatlich durchgesetzt wird, dann kann VW so viele Verbrenner bauen, wie sie wollen. Sie werden trotzdem 40 % weniger Autos verkaufen. China als größter Absatzmarkt ist auch der Grund, warum die deutschen Autobauer so fixiert auf E-Autos sind.

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