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Wie verändert der ukrainische Angriff auf Russlands Bomberflotte den Krieg?

In einem spektakulären Drohnen-Angriff zerstörte die Ukraine am Sonntag über 40 russische Bomber – tief im Hinterland. Was das jetzt für den Krieg bedeutet. Ein Überblick.

Bringt die Drohnenattacke für sein Land die Wende im Krieg: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj

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Am Sonntag ereigneten sich an vier russischen Armeestützpunkten Szenen wie aus einem Agentenfilm: Von LKWs in der Nähe der Stützpunkte starteten 117 Drohnen und flogen in Richtung zahlreicher strategischer Bomber, die in den Stützpunkten stationiert waren. Der ukrainische Geheimdienst SBU zerstörte bei der Aktion – mit dem Codenamen „Spinnennetz“ – mithilfe von billigen FPV-Drohnen rund 40 atomwaffenfähige Bomber im Wert von rund sieben Milliarden US-Dollar.

Die Vorbereitungen für die Geheimdienstoperation sollen rund 18 Monate gedauert haben – und unter strengster Geheimhaltung abgelaufen sein. Anders als zunächst durch Axios berichtet, wurde nicht mal die US-Regierung über die Pläne informiert. Die Ziele befanden sich teilweise über 5000 Kilometer von der Ukraine entfernt. Die Fahrer der bereits erwähnten LKWs, die die Drohnen transportierten, waren dabei offenbar teils selbst nicht in die Operation eingeweiht – woher die LKWs stammen, ist derzeit noch nicht bekannt.

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Abzuwarten bleibt, wie viel die Operation bewirken wird: Die Ukraine feiert die Aktion als historischen Sieg – als möglichen Wendepunkt im Krieg. Tatsächlich hat man gezeigt, dass man zu empfindlichen militärischen Schlägen gegen Russland fähig ist.

Unklar ist jedoch, welche Auswirkungen die Zerstörung der Flugzeuge auf den weiteren Kriegsverlauf haben wird: Die zerstörten russischen Bomber, die 56 Prozent des Arsenals an strategischen Bombern ausmachen, wurden regelmäßig für die Bombardierung von ukrainischem Territorium genutzt. Zuletzt waren es jedoch allem Drohnenangriffe auf kritische Infrastruktur und auch zivile Ziele, die der Ukraine besonders zu schaffen gemacht haben – abgesehen davon besitzt Russland immer noch eine beachtliche Bomberflotte, die weiterhin Ziele in der Ukraine angreifen kann.

Angesichts dessen könnte der Angriff vor allem als Startpunkt für eine tiefere Drohnenstrategie der Ukraine sein: Noch muss sich jedoch zeigen, wie oft dem Land ähnliche militärische Coups gelingen werden können und wie schnell Russland eine Verteidigung gegen eine solche neue Gefahr finden kann. So oder so zeigt dieser Drohneneinsatz vor allem die voranschreitende strategische Bedeutung der verhältnismäßig neuen und vor allem äußerst billigen FPV-Drohnen-Technologie für den Krieg.

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War der Angriff also vor allem nur aus symbolischen Gründen – in russischen Medien ist immer wieder von „Putins Pearl Harbor“ die Rede – bedeutend? Es geht auch darüber hinaus: Die zerstörten Langstreckenbomber der Typen Tu-95, Tu-22, Tu-160 sind nicht nur Technologie aus der Sowjet-Zeit und können unter den heutigen Umständen nicht mehr gebaut werden, sondern sind für den Einsatz von Atomwaffen geeignet.

Damit hat Russland nicht nur einen Teil seiner Bomberflotte unwiderruflich verloren – auch ein Teil seiner Atomwaffendoktrin ist erheblich eingeschränkt. Darüber hinaus sollen auch Frühwarnflugzeuge des Typs A-50 angegriffen worden sein – von ihnen besitzt Russland nur noch eine einstellige Zahl; Angaben variieren zwischen sechs und acht einsatzfähigen Flugzeugen. Nach ukrainischen Angaben sollen zwei der Flugzeuge getroffen worden sein – unklar ist, wie schwer beschädigt diese sind und ob sie noch einsatzfähig sind.

Sollten die Frühwarnflugzeuge tatsächlich nicht mehr einsatzfähig sein, könnte das tatsächlich ein entscheidender Erfolg für die Ukraine sein. Die A-50 ist von hoher strategischer Bedeutung für Russlands Kampf in der Luft: Ein Flugzeug des Typs kann Flugabwehranlagen tief im ukrainischen Territorium erkennen – genauso wie nahende Bedrohungen auf russisches Territorium. Gleichzeitig agiert die A-50 als mobile Kommandozentrale und kann russische Luftschläge koordinieren.

Es zeigt sich, in welche weite Ferne ein Frieden in der Ukraine mittlerweile wieder gerückt ist. Seit Wochen eskaliert der Krieg: Russland greift oft auch zivile Infrastruktur in Kiew immer wieder mit Drohnen an. Nun liefert der ukrainische Angriff für Putin eine Steilvorlage zum Abbruch der Friedensverhandlungen. In russischen Medien werden bereits jetzt von der Regierung des Landes drastische Konsequenzen für den Angriff gefordert – manche Militärinfluencer wollen etwa gar den Atomschlag gegen die Ukraine. Putin steht damit auch innenpolitisch so unter Druck wie schon lange nicht mehr.

Dabei waren die ukrainischen Ziele rein militärischer Natur – kein Zivilist wurde getötet. Die zerstörten Bomber beschädigten regelmäßig Ziele in der Ukraine und töteten zahlreiche Zivilisten – das und nicht die nukleare Tragfähigkeit war der Grund für den ukrainischen Angriff. Es war Putin, der zuletzt einen Waffenstillstand ablehnte, auch nachdem Trump sich zu starken Zugeständnissen bereit erklärte.

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297 Kommentare

  • Mal abwarten, wie die Reaktion Russlands ist. Kurz vor Friedensgesprächen so eine Nummer abzuziehen, dürfte nicht förderlich sein.

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  • Egal, wie man es wndet, es ist sinnlos, und Fritz, der liebe Wächter, will jetzt auch noch mit einsteigen. Wir können einpacken. Kriege sind immer sinnlos, und jetzt werden wir auch noch in den sinnlosen Mist mit reingezogen.

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  • Nun wird der Westen ganz in dieses Elend reingezogen.

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  • Wie Pearl Harbor für die Angreifer ausgegangen ist, weiß jeder.

    Immerhin reagieren die Russen erstmal besonnen und verhandeln heute in Istanbul weiter. Die Lage an der Front im Donbass ist für die Ukraine weiterhin desaströs.

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  • Ein Waffenstillstand würde der Ukraine nur zur Aufrüstung dienen – und damit zu mehr Blutvergiessen auf beiden Seiten. Die Aufrüstung der Ukraine wurde doch schon mit dem Minsker Abkommen durchgeführt- wie Merkel ganz offen zugab. Nie war geplant, es umzusetzen, dabei war Deutschland mit Frankreich Garantiemacht. Nun wissen die Russen auch, was sie von den Deutschen und Franzosen zu erwarten haben. Wir treiben den potentiell wichtigsten und ZUVERLÄSSIGSTEN Rohstoffpartner mit Gewalt in die Arme unserers wichtigsten Konkurrenten, der CHina heißt. Dumm, dümmer, Deutschland. 2007 schlug Putin auf der Münchner Sicherheitskonferenz einen gemeinsamen Wirtschaftsraum von Wladiwostok bis Lissabon vor. Das war sein Ende und unseres bald auch. Denn das ist der Albtraum nicht nur der Amerikaner, sondern auch der Franzosen und Engländer: Deutsche Technik mit Zugang zu russischen Rohstoffen!

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  • Kein einziger dieser Bomber flog über oder in der nähe der Ukraine.

    Diese Bomber werden auch nicht versteckt weil die USA und RU ein Transparenz Abkomme haben, das vorsieht das jeder jederzeit sehen kann wie viele Bomber das es gibt und wo sie sind. Sollten Atom Bomber aufsteigen, hätte das wohl alle bei uns beunruhigt, dem war aber nicht so.

    Die Konsequenz der Angriffe auf diese Flugzeuge wird für die UA katastrophal werden. Da die USA bestimmt wußte was die vorhaben, werden auch da die Reaktionen nicht lustig werden.

    66
  • Die hier anwesenden Nato Schreiberlinge sind Argumentativ sehr schwach wenn nicht gar überhaupt nicht gut aufgestellt.

    15
  • Ich bin mir ziemlich sicher, dass Russlands Atomwaffenarsenal – bestehend aus Raketen – immer noch ausreicht, die Erde mehrfach zu verwüsten.

    Klar, ist es ein schicker Propagandasieg für Sniffy and Friends, aber machen wir uns nichts vor, am absehbaren Kriegsverlauf wird sich dadurch rein gar nichts ändern.
    Ebenfalls: Wo wir gerade von zivilen und militärischen Zielen reden: Wie viele Zivilisten sind den bei den Sprengungen der Brücken verletzt und ums Leben gekommen?

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  • Der Autor des Artikels hat vergessen zu erwähnen, dass die ukrainischen Streitkräfte vor dem Drohnenangriff zwei Eisenbahnbrücken gesprengt haben – offenbar handelte es sich dabei um ein Ablenkungsmanöver. Dies führte zum Entgleisen eines Personenzugs, bei dem sieben Menschen ums Leben kamen und über 60 verletzt wurden. Außerdem wurde der Fahrer des Lastwagens, der unwissentlich Drohnen transportierte, erwürgt im Wald aufgefunden. Daher zu behaupten, dass die Ziele der Ukraine ausschließlich militärischer Natur waren, ist eine Lüge.

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  • Clausewitz. Beim Anfang der ersten Schlacht sind alle Pläne nichts mehr wert.

  • Mutiert AN in dieser Angelegenheit immer mehr zu Selenskys Propagandaorgan
    Es wurden einige veraltete Tu-95 und Tu-22M3 in Brand gesetzt. Die TU160, TU160M oder TU-160M2 auf die es ankommt wenn es denn losgehen sollte, sind unbeschädigt, weil die Ukrainer nicht einmal in ihrer Nähe waren.
    Welche Folgen Kiews Provokation haben wird, dürfte heute in Moskau entschieden werden. Für Wolodymir Selensky, den ukrainischen Kriegsdiktator vor westlichen Gnaden, steht das Schicksal schon fest: Er hat sein politisches und vielleicht auch sein physisches Todesurteil mit der Verantwortung für die Attacke selbst gefällt.
    Militärisch ändert aber weder das Geschehen im fernen Sibirien noch die Terroranschläge gegen Züge etwas an der misslichen Lage der Ukraine an den Fronten im Donbass. Offenbar ging es darum, Moskau bis über die Schmerzgrenze zu reizen und zum Abbruch der für heute geplanten Friedensgespräche in Istanbul zu zwingen. Denn die Bandera-Clique in Kiew will keinen Frieden, sondern Eskalation in der Hoffnung, die Westmächte noch mehr in den Krieg zu verstricken.

    89
  • Die Flugzeuge standen offen, weil das Teil der nuklearen Verhandlungen war, kein nuklearer Präventschlag, überwachbar durch Satelliten. Gebaut wird sowas nicht mehr, veraltete Technologie der sechziger.

    Hyperschallraketen sind billiger und schwerer abzufangen. Es gibt nur damit keine Vorwarnzeit mehr, wenige Minuten bis Berlin. Und wenn gestartet, kein Abbruch. Doe Bomber hätte man zurückrufen können.

    Es grüsst Dr. Seltsam aus dem gleichnamigem Film. Und nun Musik: Geier Sturzflug mit Bruttosozialprodukt und Besuchen Sie Europa.

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  • Nun ist doch jedem klar, wie sehnlichst sich Selenskyi Frieden wünscht. Selbst als er bei Trump in Washington gesessen hat, wusste er von diesem Schlag. In der Summe gesehen ist es immer noch so, dass die Ukraine diesen Krieg nicht gewinnen kann, denn Kriege können über viele, viele Jahre statt finden Die Befürchtungen von Putin, dass Selenskyi mit dem Westen nicht ehrlich spielt wurden bestätigt. Und nun? Es wird immer komplizierter, das Vertrauen schwindet gänzlich und der Westen und Selenskyi befinden sich auf dem falschen Weg. Aber wer gibt schon zu dass nach Milliarden an Geldern und Waffenlieferungen letzt endlich nichts erreicht wurde?

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  • Beides Komiker😂😂😂😂😂

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  • 24 Stunden vor so einer Konferenz die Weltgeschichte so negativ beeinflussen zu wollen ist, nicht nur dumm als Verlierer sondern zeugt davon, dass die Nato(d)- Freunde im Hintergrund die Zieldaten errechnet haben, z.B. in Wiesbaden.

    62
  • Freuen wir uns auf helle Nächte und Pilze.

    6
  • Es „veraendert“ den Krieg wie die V1 und V2 und ME 262 und …..

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  • Frage mich ob Karla Sand der Röderich Kriegswetter, der Anton von der Hofreiterstaffel, oder gar die Strak Zimmerflak ist.
    Schönen Gruß, ich schau mir seine/ihre Aggressivitäten jetzt genüßlich bei Kaffe und Kuchen weiter an

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  • Wenn es nicht die Amis waren, dann der französische, der englische oder der deutsche Geheimdienst. Die Kiewer Kokser und Hobbynazis haben das niemals alleine auf den Weg gebracht.
    Putins Antwort wird zeigen wer beteiligt war.

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  • Bin in Gedanken bei dir.

  • Und wieder glaubt Apollo, einfach durch einseitiges Abschreiben westlicher Infokriegsverlautbarungen etwas sinnvolles liefern zu können.

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  • Wie schon bei diversen Angriffen ins russische Hinterland ist die Botschaft, die in Russland ankommt, die einer Notwendigkeit der Ausdehnung des Sicherheitspuffers gegenüber der NATO. Ging es anfangs „nur“ im Befriedung des Donbass, geht es jetzt darum, die NATO aus der kompletten Ukraine zu entfernen. Und zwar vollständig.

    Denn wer der eigentliche Organisator der jüngsten Terrorakte (nichts anderes waren die beiden Brückensprengungen) war, ist den Russen auch durchaus bewusst: die „Dienste“ der wertewestlichen Kriegsbefürworter und -Verlängerer, deren HQ in London sitzt.

    Insofern wird die NATO wie gewünscht ihren Dauerkrieg bekommen, nur ändert das nichts daran, wie der ausgehen wird. Was schon vor 2 Jahren klar war. Aber immerhin werden Rüstungsfirmen und ihre Aktionäre wie Blackrock bis dahin prächtig verdienen und man kann dem Plebs weiter das Märchen vom imperialistischen Gelüste „Putins“ erzählen.

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  • Da die South China Morning Post u.a. auch darüber breichten wird schon was dran sein, wenn sich auch die Frage stellt ob gerade diese Bombern nicht eh Altlagerware waren. Die Amerikaner hatten 1941 auch nicht gerade ihr Topmaterial in Pearl Harbor vor Anker liegen. Ob der Coup den Kriegsverlauf als solches entscheidend verändert darf bezweifelt werden. Interessant ist es die medialen Reaktionen und auch die Kommentarspalten zu beobachten insbesonders die Putinfans als auch jene von Strack-Zimmermann.

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  • Die Antwort wird kommen und sue wird nicht gut für die Ukraine werden

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  • Ich melde mich mit Karl Sand für die Front. Wer macht mit?

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