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Zehn Nachfragen, keine Antwort? SPD-Politiker blamiert sich bis auf die Knochen

Der NDR wollte vom Parlamentarischen Geschäftsführer der SPD, wissen, was das Bürgerforum auf der Anlage des Ehemanns der Vize-Fraktionschefin gekostet hat - der Verdacht von Vetternwirtschaft steht im Raum. Doch der weicht aus, wiederholt die immer selbe Phrase. Es ist ein Interview, wie ein Loriot-Sketch.

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Die SPD-Mecklenburg Vorpommern steckt tief in einem Skandal, seit die Fraktion im Juni für hohe Summen an Steuergeld eine Großveranstaltung in der Ferienanlage „Golchener Hof“ organisierte. Eine Anlage, die dem Ehemann der Vize-Fraktionschefin Klingohr gehört und bei der sie selbst am Geschäftsbetrieb beteiligt ist. Der NDR konfrontierte den Parlamentarischen Geschäftsführer, Philipp da Cunha, nun mit der Frage, was das Ganze gekostet hat – doch der weicht aus, wiederholt die immer selbe Phrase. Es ist ein Interview, wie ein Loriot-Sketch.

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Zehnmal dieselbe Fragen, eine Nicht-Antwort

Insgesamt zehn Mal fragt der NDR-Journalist den Parlamentarischen Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion Philipp da Cunha, wie hoch die Kosten für die Veranstaltung im Golchener Hof waren – und bekommt jedes Mal dieselbe, also gar keine, Antwort. Wie ein Roboter mit einem kaputten Chip wiederholt da Cunha die selben leeren, vorbereiteten Sätze.

https://twitter.com/marcfriedrich7/status/1679028191766237184?s=20

Er redete immer wieder darüber, „dass man schon seit 15 Jahren so ein Bürgerforum mache“ und dass es einem „sehr wichtig wäre Bürgerfragen zu beantworten“. Bezahlt hätte man einen „ortsüblichen Preis“ – wie hoch der ist, will der NDR-Journalist wissen. Und die kaputte Spieluhr singt von neuem: „Als SPD-Fraktion machen wir seit 15 Jahren diese Veranstaltungen und haben einen normalen ortsüblichen Preis gezahlt (…) es ist uns ganz wichtig mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen“.

Am Ende bricht der Journalist das Interview ab

„Es ist also falsch, wenn ich jetzt sage, Sie wollen mir nicht verraten, wie teuer das ganze war?“ fragt der Journalist – und da Cunha antwortet: „Also als SPD-Fraktion sind wir seit 15 Jahren im Land unterwegs und machen diese Bürgerforen (…) wir haben einen ortsüblichen Preis bezahlt“. Der NDR-Mann lässt nicht locker – erst nach der zehnten Frage, nach vier Minuten Phrasen-Wiederholung, gibt er auf und bricht das Interview ab.

Da Cunha hat wahrscheinlich vermutet, dass er mit seinem Frage-Antwort-Spiel bei einem Journalisten von den öffentlich-rechtlichen Medien durchkommt – immerhin sind die nicht grade für kritische und harte Nachfragen bekannt. Doch da hat er sich bei diesem Journalisten offensichtlich verkalkuliert – und selbst in seinem Beitrag zu dem Interview, schreibt der sonst so regierungsnahe NDR: „Das Bild, das da Cunha in dem Interview abgab, beschreiben Beobachter als ‚unglücklich‘.“

Die Antwort, die da Cunha nicht geben wollte

Einen Tag nach da Cunhas Auftritt beim NDR veröffentlichte die SPD-Fraktion dann doch noch die Antwort auf die Frage nach den Kosten der Veranstaltung: Etwa 60 Euro habe man für jeden Gast bezahlt – geladen waren über 200, darunter unter anderem Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, ihre Ministerinnen Stefanie Drese und Bettina Martin sowie Landtagspräsidentin Birgit Hesse und die meisten anderen SPD-Landtagsabgeordneten.

Für die Teilnehmer waren Essen und Getränke frei. Inklusive Saal-Miete zahlte man für die Veranstaltung um die 15.000 Euro – aus der Fraktionskasse, also von Steuergeldern.

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