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Hamburg

Wegen „Hasskommentaren“ gegen Vergewaltiger: Junge Frau muss in Haft – Täter bleibt auf freiem Fuß

Weil eine 20-Jährige einen Mann beschimpfte, der eine Jugendliche in einem Hamburger Park in einer Gruppe vergewaltigte, muss sie ins Gefängnis. Acht von neun der verurteilten Vergewaltiger kamen derweil ohne Haftstrafe davon.

Gerichtsgebäude in Hamburg: Vergewaltiger kommen frei, eine junge Frau muss wegen Beleidigung ebenjener in Haft.

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Eine 20-jährige Hamburgerin muss ins Gefängnis: Ein Gericht verurteilte sie wegen Hasspostings auf WhatsApp. Hintergrund sind Äußerungen der Frau gegenüber einem Vergewaltiger, der an einer brutalen Gruppenvergewaltigung beteiligt war.

Eine 14-jährige wurde 2020 über Stunden von „Männergruppen“ immer wieder in einem Hamburger Stadtteil vergewaltigt – von neun Männern wurden Spermaspuren gefunden. Die Tat machte bundesweit Schlagzeilen. Von den zehn Angeklagten hatten nach Medienberichten fünf die deutsche Staatsangehörigkeit, unter den übrigen sind ein Syrer, ein Montenegriner, ein Kuwaiter, ein Afghane und ein Armenier.

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Beteiligte kriegen Bewährung – die Frau muss in den Knast

Der Fall sorgte für Empörung – nicht nur wegen der brutalen Gruppenvergewaltigung, sondern auch wegen des Urteils. Acht von neun Tätern mussten nicht mal ins Gefängnis: Sie erhielten Bewährungsstrafen. Nur ein Vergewaltiger kam für zwei Jahre ins Jugendgefängnis.

Die junge Frau hingegen, die einen der Vergewaltiger beschimpfte, wurde zu einer Haftstrafe verurteilt: Für ein Wochenende wurde die 20-Jährige in den Jugend-Strafvollzug geschickt.

Wie die Staatsanwaltschaft ausführte, kontaktierte die junge Frau einen der Täter, nachdem dessen persönliche Infos im Netz gelandet waren. Sie betitelte ihn als „ehrloses Vergewaltigerschwein“ und „ekelhafte Missgeburt“. Laut Anklage drohte die Frau dem Mann außerdem, er könne nirgendwo mehr hingehen, „ohne auf die Fresse zu kriegen“. „Schämst du dich nicht, wenn du in den Spiegel schaust?“, oder „Hoffen wir, dass du einfach weggesperrt wirst“, schrieb sie zudem. Dafür muss sie ins Gefängnis – während die übergroße Mehrheit der Stadtpark-Vergewaltiger auf freiem Fuß bleiben durfte.

Sie sei damals entsetzt und schockiert gewesen, als sie davon hörte, dass eine 14-Jährige Opfer einer Gruppenvergewaltigung geworden sei, sagte die nun Verurteilte laut Hamburger Abendblatt. Eine persönliche Verbindung habe sie weder zu dem Opfer noch zu den Verdächtigen gehabt. Die Handynummer des Verdächtigen habe im sozialen Netzwerk Snapchat kursiert – gewissermaßen aus einem Reflex habe sie ihrer Empörung Ausdruck verleihen wollen, erklärt sie. „Ohne lange zu überlegen“, habe sie ihrem Ärger darauf Luft gemacht – was sie getan habe, tue ihr leid. „Es macht keinen besser.“

Die Vergewaltiger hingegen zeigten während des Gerichtsprozesses keine Reue – trotzdem blieben sie auf freiem Fuß. Es ist eine Justizposse, die das Vertrauen in den Rechtsstaat erschüttert.

Polizei ermittelt gegen hunderte, die Vergewaltiger beleidigten

Wie das Hamburger Abendblatt weiter berichtet, ist der Fall der jungen Frau nicht die einzige entsprechende Ermittlung: Die Behörden in Hamburg ermitteln in 140 Fällen wegen Beleidigung, Bedrohungen oder anderen Äußerungsdelikten zum Nachteil der Stadtpark-Vergewaltiger.

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