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Wegen Schlümpfe-Video

Vermeintlich „verfassungs-feindlich“: Direktor lässt Schülerin während Unterricht von Polizei abholen

Ende Februar ruft ein Schulleiter in Ribnitz-Damgarten die Polizei, weile eine Schülerin verfassungsfeindliche Inhalte auf TikTok geteilt haben soll. Die Beamten führen das Mädchen anschließend durch das Schulhaus ab – können aber keine Schuld befinden. Der Schulleiter schweigt.

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Weil eine Schülerin angeblich verfassungsfeindliche Inhalte in sozialen Netzwerken geteilt haben soll, meldete sich der Schulleiter eines Mecklenburgisch-Vorpommerschen Gymnasiums Ende Februar während des Unterrichts bei der Polizei. Diese rückt mit einem Streifenwagen, kann aber keinen „Anfangsverdacht einer Straftat“ feststellen, berichtet die Junge Freiheit.

Zuvor soll die 16-jährige Schülerin des Richard-Wossidlo-Gymnasiums in Ribnitz-Damgarten ein Video der Schlümpfe auf TikTok geteilt haben, in welchem erklärt wird, die Schlümpfe seien blau – genau wie Deutschland. Ein Scherzvideo. Bezogen auf den aktuellen Vormarsch der AfD. Anschließend soll das Mädchen kommentiert haben, „dass Deutschland kein Ort, sondern Heimat ist.“

Nach dem Anruf des Schulleiters treffen drei Polizisten ein, die den Unterrichtsraum, in welchem die 16-Jährige sitzt, betreten und das Mädchen dann öffentlich einsehbar zum Lehrerzimmer eskortierten. Dort erklären die Polizisten, dass sie die Schülerin zu ihrem eigenen Schutz bitten, derartige Beiträge in sozialen Netzwerken künftig zu unterlassen. Sie prüften zuvor, ob verfassungsfeindliche oder terroristische Kennzeichen verwendet wurden, konnten aber keine Rechtsverstöße feststellen.

Weil eine Lehrerin, die mit einem türkischstämmigen Mann verheiratet ist, in der Vergangenheit bereits auf das Mädchen wegen der AfD-Präferenz Einfluss nehmen wollte, meldete sich die Mutter beim Schuldirektor und forderte ihn auf, in solchen Fällen zuerst mit den Eltern einer betroffenen Person zu reden. Das dürfe er nicht, soll der Schulleiter erwidert haben, er müsse direkt die Polizei informieren.

„Das ist so eine heftige, mit Verlaub, Stasischeiße“

Der Schulleiter organisierte während dieser Zeit eine Ausstellung der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema „Demokratie stärken“ in der Schulaula, die auch von einem Stiftungsmitglied, Bürgerschaftsmitglied sowie dem Bürgermeister der Stadt Ribnitz-Damgarten am 23. Februar eingeweiht wurde, berichtet die JF. Auf Nachfrage zu dem Fall der Schülerin möchte der Direktor nichts sagen – weil er das auch nicht dürfe.

Die Mutter des Mädchens ist außer sich: „Ich bin entsetzt“, sagte sie der JF. „Das ist so eine heftige, mit Verlaub, Stasischeiße, ich hätte das in meinem ganzen Leben nicht für möglich gehalten, was meiner Tochter hier angetan wurde.“

Die Polizei erklärte im Nachgang, es sei im Rahmen des Gesetzes gewesen, dass die Beamten mit dem Mädchen ohne dessen Eltern oder Rechtsbeistand sprechen durften. Mit Verweis an die JF erklärt der Polizeipressesprecher noch, Berichte über den Vorfall sollten auf das schutzbedürftige Alter des Mädchens achten. Als die 16-Jährige durch das Schulhaus zum Lehrerzimmer geführt wurde, schien die Polizei diesen Umstand aber nicht wahrzunehmen.

Obwohl sich die 16-Jährige auch nach Polizeiangaben nicht schuldig gemacht hat, wurde ihr Name im System der Polizei vermerkt, wo er im Zusammenhang mit der Anzeige des Schulleiters abgespeichert ist. Währenddessen hat der bildungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Enrico Schult, verkündet, den Vorfall im Plenum des Landtags einzubringen.

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