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Medienberichte

Verhandlungen: USA wollen Ukraine offenbar zu „realistischeren“ Kriegszielen drängen

US-Außenminister Anthony Blinken und sein britischer Amtskollege David Lammy reisen nach Kiew. Ein wenig beachtetes Ziel ihres Besuchs: Neue diplomatische Lösungen für den Ukraine-Krieg anzubahnen. Für Präsident Selenskyj wäre ein Friedensvertrag, bei dem die Ukraine an Territorium verlieren würde, politischer Suizid.

Unter Druck: Präsident Selenskyj bei einem Auslandsbesuch in Italien

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Ein Bericht des Wall Street Journal zeigt, wie die USA und andere westliche Nationen versuchen, die Ukraine von ihren bisherigen Kriegszielen abzubringen. Stattdessen sollen realistischere Ansätze verfolgt werden. Das heißt aber auch, dass dafür Verhandlungen mit Putin notwendig wären, etwas, was Biden, Scholz und Co. immer wieder in aller Deutlichkeit abgelehnt hatten.

Am Mittwoch reisten der US-Außenminister Antony Blinken und sein britischer Amtskollege David Lammy für einen mehrtägigen Besuch nach Kiew. Dort bekräftigten die beiden erneut ihre Unterstützung für den Kampf der Ukraine. Blinken begründete den Besuch damit, dass man so herausfinden könne, was die Ukraine als Unterstützung benötige. Im Hintergrund sind Blinken und Lammy allerdings auch darauf bedacht, neue Friedensoptionen zu ermöglichen.

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Die westlichen Diplomaten müssen den Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, davon überzeugen, auch andere Optionen als einen vollkommenen ukrainischen Sieg anzustreben. Nur so könne, so glauben westliche Diplomaten zunehmend, die dauerhafte Unterstützung des Westens gesichert werden. Bisher ist die offizielle Position Kiews, dass alle ukrainischen Territorien, die seit 2014 an Russland verloren gegangen sind, wieder zurückerobert werden müssen, bevor Verhandlungen mit Russland angestrebt werden können.

Doch die Realität sieht für die Ukraine weitaus komplizierter aus. Deutschland hat in seinem neuesten Bundeshaushalt keine neuen Ukraine-Hilfen mehr vorgesehen. Auch die USA bewilligen nur noch zaghaft neue Hilfspakete. Gerade deshalb weichen westliche Diplomaten von der Ukraine ab, wollen sie für Friedensverhandlungen mit Putin gewinnen.

Die ukrainische Offensive in der Kursker Oblast konnte die westlichen Rufe für eine kurze Zeit verstummen lassen. Damit bewies die Ukraine, dass sie auch noch zu Offensivoperationen in der Lage ist. Doch gleichzeitig verliert das osteuropäische Land im Donbass immer mehr an Boden. Der Fortschritt der russischen Kräfte dort ist langsam, konnte jedoch zuletzt kaum aufgehalten werden.

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Präsident Selenskyj ist wohl bewusst, dass die Forderungen nach der kompletten Rückgewinnung aller ukrainischer Territorien ohne zusätzliche Hilfen unrealistisch ist. Doch selbst wenn er intern für eine Herabstufung der Kriegsziele bereit ist, ist das für ihn im Grunde nicht zumutbar, es würde an politischen Suizid grenzen. Selenskyj wäre dann der Präsident, der vor Russland eingeknickt ist. Unter ihm würde die Ukraine erstmals einen Krieg verlieren und dabei wohl unausweichlich auch Teile ihres Territoriums. Gleichzeitig scheint der Präsident im Hinblick auf die schwindende westliche Unterstützung vor einem unausweichlichen Dilemma zu stehen. Lange kann sich der Krieg in dieser Form nicht mehr fortsetzen.

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