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Vergewaltigungsvorwürfe

Sturm gegen britischen Schauspieler: Britisches Parlament bedrängt Social-Media-Plattformen, Russell Brand zu canceln

Dem britischen Schauspieler Russell Brand wird von mehreren Frauen sexueller Missbrauch vorgeworfen. Bisher wurde kein Vorfall zur Anzeige gebracht. Dennoch schrieb nun eine Abgeordnete des britischen Parlaments mehrere Briefe an die Social-Media-Plattformen Twitter, Instagram, TikTok und Rumble, in denen sie brisante Fragen stellt. 

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Am Samstagabend ging in den englischen Medien eine Bombe hoch. The Times veröffentlichte einen Artikel, in dem vier Frauen dem britischen Comedian und Schauspieler Russell Brand sexuellen Missbrauch vorwerfen. Eine Frau beschuldigt Brand, sie vergewaltigt zu haben. Die medizinischen Befunde konnten von der Times eingesehen werden. Die Namen der Frauen wurden anonymisiert, im Artikel stehen allein die Vornamen der Frauen. Am Ende des Textes heißt es, dass manche Namen verändert worden seien – welche, bleibt offen. Zur Polizei sei keine der Frauen gegangen, eine Anzeige gebe es nicht, hieß es in verschiedenen Medienberichten. Die Polizei hatte am Wochenende mutmaßliche Opfer aufgerufen, sich zu melden. 

Am Montag dann gab die Londoner Polizei bekannt, eine Zeugenaussage über einen mutmaßlichen sexuellen Missbrauch im Jahr 2003 erhalten zu haben. Laut Berichten der BBC seien aber keine Ermittlungen aufgenommen worden. Brand hatte die Vorwürfe öffentlich zurückgewiesen und beteuert, alle sexuellen Kontakte seien einvernehmlich gewesen. Inzwischen wurde seine Tour abgesagt, sein Verleger hat die Zusammenarbeit aufgekündigt und die britischen TV-Sender BBC und Channel 4 haben Inhalte mit Brand aus ihren Mediatheken gelöscht. 

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Der Staat gegen einen YouTuber

Brand ist in Deutschland eher unbekannt, manche kennen ihn als Ex-Mann der Sängerin Katy Perry oder aus US-Filmkomödien wie „Männertrip“ oder „Nie wieder Sex mit der Ex“. Doch nun gab es eine brisante Wendung in der Cancel-Kampagne gegen Brand, die seinen Fall auch hierzulande interessant macht: Ein Mitglied des britischen Parlaments, Caroline Julia Dinenage, hat sich Anfang der Woche in die Causa Brand eingeschaltet. Dinenage ist Vorsitzende des Ausschusses für Kultur, Medien und Sport, das sich in einer Untergruppe auf „Online-Schäden und Desinformation“ spezialisiert hat.

Medienberichten zufolge hat sich Dinenage am Dienstag und Mittwoch per Brief an die Vorsitzenden verschiedener Social-Media-Plattformen gewandt, darunter Twitter, Instagram, TikTok und das kanadische Videoportal Rumble. Sie fragte nach, inwieweit Brand auf den Plattformen weiterhin die Möglichkeit habe, mit seinen dort veröffentlichen Inhalten Geld zu verdienen. Die Videoplattform YouTube hatte bereits am Dienstag öffentlich erklärt, dass sie Brand keine Anteile an Werbeeinnahmen mehr auszahlen werde. Dinenage hakte nun bei den anderen Social-Media-Unternehmen nach, ob sie YouTube in dieser Vorgehensweise folgen würden. Der Großteil der Briefe ist online einsehbar. Einige sind auf der Webseite des britischen Parlaments veröffentlicht worden. 

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Konkret heißt es beispielsweise im Brief an TikTok: 

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Obwohl wir anerkennen, dass TikTok nicht der Erzeuger der von Herrn Brand veröffentlichten Inhalte ist und seine Inhalte möglicherweise den von der Plattform festgelegten Community-Richtlinien entsprechen, sind wir besorgt, dass er von seinen Inhalten auf der Plattform profitieren kann. 

Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie bestätigen könnten, ob es Herrn Brand möglich ist, seine TikTok-Beiträge, einschließlich seiner Videos in Bezug auf die schweren Anschuldigungen gegen ihn, zu monetarisieren, und was die Plattform tut, um sicherzustellen, dass Nutzer, die Videos produzieren, die Plattform nicht nutzen können, um dem Wohlergehen von Opfern unangemessenen und potenziell illegalen Verhaltens zu schaden.“

Die Briefe an Rumble und Twitter enthalten ähnliche Formulierungen. Bei dem Brief an die Twitter-Geschäftsführerin Linda Yaccarino fragte Dinenage Medienberichten zufolge außerdem nach, inwieweit Elon Musk „persönlich in Entscheidungen über den Status von Herrn Brand auf der Plattform eingegriffen“ habe. Dinenage nahm dabei Bezug auf einen Kommentar von Musk unter einem kürzlich auf Twitter veröffentlichten Video von Brand, in dem dieser die Vorwürfe gegen ihn als „koordinierten Angriff der Medien“ bezeichnet hatte. Musk hatte daraufhin geschrieben: „Natürlich. Sie mögen keine Konkurrenz“. 

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Inzwischen habe einige Plattformen auf die Anfragen der britischen Politikerin geantwortet. TikTok stellte klar, dass Brand noch nie Gelder aus dem Monetarisierungsprogramm des Unternehmens erhalten habe. Man werde aber „die Inhalte von Herrn Brand weiterhin im Auge“ behalten und „in dieser Hinsicht wachsam bleiben“. 

Von Rumble folgte Mittwochabend ein weniger devotes Statement auf Twitter. „Heute haben wir einen äußerst beunruhigenden Brief von einer Ausschussvorsitzenden im britischen Parlament erhalten“, heißt es darin. Die Plattform betonte, dass man natürlich sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung verurteile, dass die aktuellen Vorwürfe gegen Russell Brand jedoch nichts mit den Inhalten ihrer Plattform zu tun haben. Im Gegensatz zu YouTube habe man sich „der Verteidigung eines freien Internets verschrieben“. Damit sei ein Internet gemeint, „in dem niemand willkürlich vorschreibt, welche Ideen gehört werden können und welche nicht“. 

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„Wir betrachten es als zutiefst unangemessen und gefährlich, dass das britische Parlament versucht, zu kontrollieren, wer auf unserer Plattform sprechen oder damit seinen Lebensunterhalt verdienen darf“, heißt es weiter. Obwohl es für Rumble eventuell einfacher wäre, sich einem „Cancel Culture Mob“ anzuschließen, würde das eine „Verletzung der Werte und der Mission des Unternehmens“ bedeuten. Rumble erklärt: „Wir lehnen die Forderungen des britischen Parlaments nachdrücklich ab.“

Twitter und Instagram haben bisher nicht öffentlich Stellung zu den Anfragen der britischen Politikerin genommen. Elon Musk hatte jedoch in den letzten Tagen mehrfach seine Meinung zum Fall Brand auf Twitter geäußert. Am Mittwoch erklärte er, dass Brand nicht von der Monetarisierung auf Twitter ausgeschlossen werde. „Unschuldig bis zum Beweis der Schuld“ sei eine „weise und faire Maxime“, schrieb Musk.

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