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„Schiere Katastrophe“

„Sind auf dem Weg zum Entwicklungsland“ – Deutschlands Börsenchef teilt gegen Ampel aus

Der Chef der Deutschen Börse AG, Theodor Weimer, hält die Wirtschaftspolitik der Ampel und Habecks für eine „schiere Katastrophe“. Was Deutschland treibe, sei „Wahnsinn“. Ökonomisch befinde sich Deutschland „auf dem Weg zum Entwicklungsland“.

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„Ich habe inzwischen mein 18. Treffen mit unserem Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck hinter mir. Und ich kann Ihnen sagen, es ist eine schiere Katastrophe.“ Das erklärte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse AG Theodor Weimer anlässlich einer Rede im Münchener Hotel „Bayerischer Hof“. Dort redete er sich regelrecht in Rage und holte zur Generalabrechnung mit der Bundesregierung und insbesondere Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck aus.

Die Rede von Theodor Weimer im Rahmen einer Veranstaltung des Wirtschaftsbeirates Bayern ist schon fast zwei Monate her. Erst jetzt wurde der Redebeitrag jedoch auf YouTube der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zu Beginn der Legislatur hätte man mit den Vertretern des Wirtschaftsministeriums zumindest noch sprechen können, führt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse AG dabei aus. Nun beiße man aber häufig auf Granit. „Inzwischen kommen die Fundamentalisten immer mehr durch“, so Weimer.

„Ihr seid einfach nur noch bekloppt, nur noch bekloppt.“

Vor allem auf dem internationalen Parkett würde das Ansehen des Wirtschaftsstandorts Deutschlands massiv leiden. Weimer erklärt, dass er durch seine Kontakte und seine Arbeit „direkte Kenntnis“ darüber habe, wie Geldgeber weltweit über die Bundesrepublik denken. „So schlecht wie jetzt war unser Ansehen in der Welt noch nie“, so Weimer. Und weiter: „Die Gespräche mit den Investoren haben fatalistischen Charakter. Die Investoren sagen, wenn ihr so weitermacht, werden wir euch noch mehr meiden, werden wir noch weiter rausgehen aus Deutschland.“ Die noch immer recht gute Performance des deutschen Börsenindex Dax steht Weimer zufolge auf wackligen Füßen.

In der guten Datenlage sei das Hoch des Dax jedenfalls nicht begründet, so Weimer. Überwiegend seien die Investments in deutsche Aktiengesellschaften „nur noch opportunistisch geprägt“. Investoren würden zunehmend „eine Risikoprämie“ verlangen. „Früher hatten wir mal einen Risiko-Discount, weil doch alle Welt gesagt hat, Deutschland ist super“, so der Börsenchef. Die Dax-Unternehmen „machen nur noch einen Bruchteil des Umsatzes in Deutschland“, so Deutschlands Börsenchef. „Sie machen aber noch einen viel kleineren Bruchteil des Gewinns hier. Das Problem ist, der Gewinn wird nicht mehr hier produziert.“

Im Ausland würde Weimer zusehends auf Unverständnis bezüglich der deutschen Politik stoßen. Internationale Geldgeber würden ihm gegenüber äußern: „Ihr seid einfach nur noch bekloppt, nur noch bekloppt.“ Selbst aus Fernost seien inzwischen deutliche und kritische Worte zu vernehmen, obwohl man dort „Gesichtswahrung ganz groß schreibt“. Man sage ihm: „Was leistet ihr euch da eigentlich für eine Regierung? Ihr seid auf dem besten Weg, zu einer richtig alten Ökonomie zu werden.“

„Was wir machen, ist Wahnsinn“

Auch Weimer selbst macht sich offenkundig große Sorgen um die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft: „Wir sind ökonomisch gesehen auf dem Weg zum Entwicklungsland“. Weiter erklärte er: „Wir machen uns klein vor Brüssel und Berlin“ und wie „das Kaninchen auf die Schlange“ starren und warten „wir darauf, dass die Schlange zubeißt“. Einer der größten Fehler sei die Überregulierung der Automobilindustrie gewesen. „Wir haben die Autoindustrie kaputt gemacht“, so Deutschlands Börsenchef.

Insgesamt habe man mit dem Vorgehen gegen die Automobilindustrie dem „Geschäftsmodell Deutschland“ erheblichen Schaden zugefügt. Die Preise für Energie seien ideologisch getrieben in die Höhe geschossen. Die CO2-Vorgaben für die Autohersteller hätten ihr Übriges getan. Die Automobilindustrie wurde so „in die falsche Ecke gezwungen, aus der sie nicht mehr herauskommen“. Die Umgestaltung der Automobilwirtschaft in Richtung Elektromobilität ist aus seiner Sicht der falsche Weg.

„Wir werden auch in den nächsten 35 Jahren noch Verbrenner haben. Was wir machen, ist Wahnsinn“, so Theodor Weimer. Dabei habe er nicht aus einer übergeordneten wirtschaftlichen, sondern auch aus ganz persönlicher Sicht ein Problem mit den bestehenden Entwicklungen. „Wenn ich heute einen 7er BMW als Dienstwagen kaufe, dann kriege ich nur einen Sechszylinder, den ich als Hybrid kaufen muss“. Diese Wagen seien zudem „superteuer“, so der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse AG.

Man hat „nichts hingekriegt, gar nichts hingekriegt!“

Europa und Deutschland befänden sich mit ihrer Industriepolitik auf einem Sonderweg. „In den USA kriege ich den Achtzylinder voll – ohne Hybrid.“ In seinem Berufsalltag erkläre ihm der Aufsichtsrat: „Wir müssen auf CO2 aufpassen und die Dienstwagen kleiner machen“. Hierzu meint Weimer: „Das ist doch dummes Zeug! Wir müssen die Dienstwagen wieder groß machen. Das schafft nämlich Wachstum.“ Doch auch mit der Migrationspolitik rechnet Weimer ab.

„Diese wird allseits als vollkommen falsch empfunden“, erklärt er. „Unsere Ausrichtung am Gutmenschentum wird nirgends geteilt“. Migration mache Sinn, wenn tatsächlich Facharbeiter kommen, die in der Wirtschaft tatsächlich gebraucht werden. Fatal sei eine Einwanderungspolitik jedoch, wenn Menschen in ein Land migrieren, „die zu 50 Prozent das Bürgergeld abkassieren und das irgendwo hinschicken.“

Am Rande geht Weimer sogar noch auf die Landesverteidigung sowie die Digitalisierung ein. Bei der Bundeswehr habe man dringend nötige Investitionen „verschlafen“. Im Kriegsfall könne Deutschland sich faktisch nicht verteidigen. „Wir haben für anderthalb bis zwei Tage Munition“, so Weimer. Nicht weniger versagt habe der Staat bei der Digitalisierung. Man habe „nichts hingekriegt, gar nichts hingekriegt!“

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