US-Universitäten
Shakespeare und Platon statt Postmoderne: US-Universitäten kehren linker Ideologie immer mehr den Rücken
An US-Unis gewinnen klassische Bildungsideale und -inhalte wieder an Bedeutung. Neue bürgerlich geprägte Institute und gesetzliche Reformen rücken den westlichen Bildungskanon ins Zentrum – als Antwort auf jahrzehntelange linke Dominanz.
Amerikanische Universitäten sind gemeinhin als linksideologische Sümpfe verschrien. Nicht ganz zu Unrecht, denn jahrzehntelang dominierten linke Ideologen an den Universitäten. Die klassischen Werke der westlichen Zivilisation, einst die Grundlagen der geisteswissenschaftlichen Studien, waren lange kein Thema mehr im Lehrplan. Allenfalls wurden sie als überkommene Relikte einer „weißen und heteronormativen“ Epoche zerpflückt. Doch in den letzten Jahren dreht sich der Wind.
Eine regelrechte konservative Wende scheint die Geisteswissenschaften an zahlreichen US-Universitäten erfasst zu haben. Im ganzen Land entstehen neue bürgerliche Zentren oder Institute, die sich den großen Werken der westlichen Zivilisation widmen – von Homer bis Shakespeare, von der Bibel bis zur Aufklärung. Finanziert werden sie teils durch private Stiftungen, teils durch staatliche Gelder, mit dem erklärten Ziel, ein Gegengewicht zu der linkslastigen akademischen Kultur der vergangenen Jahre und Jahrzehnte darzustellen.
So wurde an der University of Florida etwa das „Hamilton Center for Classical and Civic Education“ gegründet, das kürzlich mit dem Robert M. Beren Programm für klassisch-jüdische Bildung erweitert wurde. Dessen Direktor William Inboden erklärte, das Programm werde „einen bedeutenden Beitrag zur liberalen Bildung in Amerika leisten“ und Studenten die Möglichkeit geben, „zu verstehen, wie hebräische Ideen die westliche Zivilisation und die amerikanische Gründung geprägt haben“. Ergänzt wird das Vorhaben durch ein Stipendienprogramm in Kooperation mit der konservativen Tikvah-Stiftung.
Inhaltlich orientieren sich die neuen Institute an den klassischen Werken, wie sie einst an Top-Universitäten wie Chicago oder Columbia Standard waren. An vielen der neuen Zentren stehen nun wieder Kurse auf dem Lehrplan, die sich den Grundlagen westlicher Philosophie, Literatur und Staatsidee widmen – darunter Platos „Politeia“, Aristoteles’ „Nikomachische Ethik“, Shakespeares „Hamlet“ oder die politischen Schriften von John Locke, Alexis de Tocqueville und den amerikanischen Gründervätern.
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Auch Werke außereuropäischer Autoren, etwa Chinua Achebes „Things Fall Apart“, werden in den Lehrplan integriert, um – so die Verantwortlichen – „den Dialog zwischen den Kulturen des Westens und seinen globalen Einflüssen“ zu fördern. Die Seminare sind dabei ausdrücklich interdisziplinär angelegt: Philosophie, Geschichte, Theologie und Staatsrecht werden gemeinsam behandelt, um den Studierenden, wie es in der Selbstbeschreibung des „Hamilton Center“ heißt, „ein umfassendes Verständnis von Freiheit, Tugend und Verantwortung in der westlichen Zivilisation“ zu vermitteln.
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Der republikanische Senator John Johnson, Initiator des Gesetzes, bezeichnete die Reform als „Rettungsmission für die traditionell liberale Bildung“ und betonte, es gehe „nicht um rechts oder links“, sondern um die Grundlagen der Universitätskultur: „Steuerzahler sind es leid, für Anti-Amerikanismus und wertlose Abschlüsse zu bezahlen.“
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Wenig überraschend stößt der Umbau nicht überall auf Zustimmung. Professoren der Utah State University kritisieren das Gesetz als einen ideologisch motivierten Eingriff in die akademische Freiheit. Der Englisch-Professor Shane Graham warnte, dass durch den Wegfall traditioneller Schreibkurse „wichtige Grundlagenfächer“ gefährdet seien, während seine Kollegin Rylish Moeller von einer „massiven Veränderung der Geisteswissenschaften“ sprach. Andere, wie Kommunikationsforscher Matthew Sanders, sehen dagegen auch Chancen: Das Lesen der großen Werke der abendländischen Kulturgeschichte sei „die Grundlage kritischen Denkens und Problemlösens“.
Beobachter sehen in der Entwicklung eine landesweite Renaissance konservativer Bildungsideale. Der Soziologe Musa al-Gharbi erklärte, die neuen Institute böten Wissenschaftlern eine Chance, „die sonst in der akademischen Welt keinen Platz finden würden“. Gleichzeitig warnte er allerdings, die Zentren könnten „genau die Art von ideologischer Gleichförmigkeit erzeugen, die sie eigentlich bekämpfen wollen“.
Befürworter der neuen Lehrstätten und einer Rückbesinnung auf einen klassischen Bildungskanon wie die Philosophin Zena Hitz von St. John’s College betonen den humanistischen Anspruch der gegenwärtigen Entwicklung an US-Universitäten: „Konservative mögen es, weil es der westliche Kanon ist – Linke und Progressive, weil diese Form der Bildung offen und persönlichkeitsbildend ist.“
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Was mit kleinen Initiativen begann, entwickelt sich zu einem strukturellen Wandel. Die „Great Books“ und klassischen Texte, jahrzehntelang als Relikte einer alten Bildungswelt belächelt, kehren nun mit Macht an Amerikas Universitäten zurück – diesmal als Symbol einer neuen, konservativ geprägten Renaissance.
Dass Trump mit der Faust auf den Tisch gehauen hat, dass es bloß so schepperte, scheint seine beabsichtigte Wirkung nicht verfehlt zu haben.
Nun, bevor man sich daranmacht, das intellektuelle Dach zu reparieren, sollte man das marode Fundament sanieren, indem man wieder die Sprachen lernt, in denen die „Klassiker“ geschrieben haben: Hebräisch – Griechisch – Latein.
„… indem man wieder die Sprachen lernt, in denen die „Klassiker“ geschrieben haben: Hebräisch – Griechisch – Latein.“
Volle Zustimmung. Es ist absurd, wie sich in den vergangenen Jahren in D die Vorstellung durchgesetzt hat, man könne Theologie, Geschichte und Literaturwissenschaften ohne Kenntnis der klassischen Sprachen studieren.
Die Universitäten bitte wieder zurück zu ihrem Kern und mit einer klareren Zugangsbegrenzung, dafür die Fachhochschulen stärken, weil sie das bieten, was die Politik will und die Universität nur begrenzt bieten kann: wissenschaftlich fundierte, aber beruflich verwertbare Studienabschlüsse.
Nun, werter Waldgeist, am ärgerlichsten sind ja die „Phantasiestudiengänge“, für deren „Abschlüsse“ es schon in absehbarer Zukunft keine Berufsperspektiven mehr gibt (irgendwann in nächster Zukunft werden wir uns wohl kaum noch Fahrrad-, Gender-, Gleichstellungs-, Diversitäts-, oder sonstige „-Beauftragte“ leisten können – wobei derzeit für das tumoresk wuchernde Beauftragtenwesen in Bund, Ländern und Gemeinden eigentlich dringend ein Bundesbauftragtenbeauftragter erforderlich wäre …).
Man darf nicht vergessen, dass zumindest in den vergangenen drei Jahrzehnten den ohnehin stets nur wenigen Forschern, deren Arbeit einen zuverlässigen Ankergrund bietet, angesichts der im Unterschied dazu freischwebenden Dialektik keine andere Wahl geblieben ist, als sich bereits früh aus dem Wissenschaftsbetrieb zu verabschieden. Deren Lebensleistungen sind dadurch für immer verloren. Insofern kann mit Fug und Recht davon die Rede sein, dass gesellschaftlich die Folgen davon gegenwärtig verheerender nicht sein könnten. Auch ist nicht zu erwarten, die inzwischen äußerst schmerzlich fehlende Erkenntnisgewinnung jemals wieder gutmachen zu können.
Nur zur Erinnerung: Wie überaus Not ein fester Halt derzeit tut, lässt sich schon daran erkennen, dass allen voran der hiesige Bundespräsident erst vor wenigen Tagen am 30. Oktober 2025 letztlich völlig entgrenzt behauptet, ohne eine freischwebende Dialektik und mit ihr die schiere Pseudoaktivität gäbe es angeblich „keine funktionierende Demokratie“. Frank-Walter Steinmeier scheint sich dabei selbst nicht im Klaren gewesen zu sein, welch ungeheurer Hemmungslosigkeit damit noch immer das Wort geredet ist. Dass wenigstens in den Vereinigten Staaten von Amerika zunehmend mehr Hochschulen sich sogar vom Oberhaupt der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr irritieren lassen, ist somit etwas unbeschreiblich Hoffnungsvolles.
Man streicht denen die Gelder und schon funktioniert’s. So einfach ist dass meistens.
Kein Wunder.In den USA geben Arbeitgeber nichts mehr auf UNI Abschlüsse…
Ehrlich gesagt, konnte ich die ganzen Reaktionen aus beiden Lagern, dieses so oder so warnende Geraune kaum lesen, ohne Hirnkrämpfe zu bekommen: Dass die Geistes- und Sozialwissenschaften, zu denen letztlich auch Jura (vgl. Brosius-Gersdorf) und die Wirtschaftswissenschaften zu zählen sind, derzeit so kampfeswütig unter linken oder rechten Ideologie-Verdacht geraten, dürfte ein Schwäche-Symbol in einer Ära sein, in der die MINT-Fäch ganz klar alle Lebensbereiche dominieren.
Wann kommt unser Golden Age :(((
Strukturelle Probleme bestehen weiter. Der bürokratische Wasserkopf frisst tonnenweise Ressourcen, Lehrkräfte werden schlecht bezahlt, es bleiben hauptsächlich Ideologen zurück. Zudem fluten Katar, Soros, China die Top-Unis mit Spenden und nehmen in Gegenzug Einfluss auf Personalentscheidungen.
Zurück zum alten Amerika, früher war dort alles supi. Bis Vietnam?
Es war definitiv besser ohne dich.
Bin sehr erfreut über deine subjektive Wahrnehmung. 🤣