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Schlesinger-Affäre: RBB-Führung lässt selbstkritischen Beitrag löschen

Der kritische Beitrag einer RBB-Journalistin im Zusammenhang mit der Schlesinger-Affäre wurde aus der ARD-Audiothek gelöscht. Er hatte den Finanzchef des rbb in Erklärungsnot gebracht. Der Sender behauptet nun, dass angeblich Standards nicht eingehalten wurden. Interne Kritiker wittern einen Zensur-Skandal.

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Der öffentlich-rechtliche Sender RBB hat einen kritischen Beitrag aus dem Medienmagazin nachträglich löschen lassen. Das berichtet Business Insider. Ein Kommentar einer Reporterin aus der Sendung vom 17. Februar ist in der ARD-Audiothek vorerst nicht mehr zu finden. Die Journalistin hatte über den Schlesinger-Untersuchungsausschuss des brandenburgischen Landtags gesprochen.

Die Spur führt in den Sender: RBB-Finanzchef Claus Kerkhoff kam in dem Meinungsstück nicht gut davon und soll sich nach Recherchen von Business Insider mit einem Anwaltsschreiben dagegen gewehrt haben. Online platzierte der RBB den Hinweis, der Beitrag sei entfernt worden, „weil er den Prozess der redaktionellen Abnahme nicht wie vorgeschrieben durchlaufen“ habe. Nun prüft der RBB, „ob möglicherweise Persönlichkeitsrechte verletzt wurden“.

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Stein des Anstoßes: Unter Schlesinger zeichnete sich beim Prestigeprojekt des Senders, dem Aufbau eines Digitalen Medienhauses (DMH) eine ziemliche Kostenexplosion ab. Finanzchef Kerkhoff behauptet, immer wieder dagegen protestiert zu haben: So will er bei der damaligen Intendantin gewesen sein, um seinem angeblichen Ärger Luft zu machen. Zuvor, so behauptet er, habe er immer wieder vergeblich Bedenken geäußert. Er sei in seiner Funktion von Jahr zu Jahr unglücklicher geworden, so Kerkhoff.

Journalistin entlarvte Finanzchef – deshalb zensiert?

Der Radio-Kommentar der RBB-Journalistin präsentierte jedoch eine andere Version als die Erzählung von Kerkhoff. Demnach gab es im Mai 2022 zwar ein Gespräch. Allerdings soll der RBB-Finanzchef dort nicht über bedenkliche Zahlen, sondern den Job des Verwaltungsdirektors gesprochen haben.  Die Journalistin berief sich auf mehrere Quellen, sprach auch von Belegen. 

Nachhören kann das niemand mehr, denn ihr ausführlicher Kommentar über die Ungereimtheiten ist nicht mehr abrufbar. Die Löschaktion wirft die Frage auf, wie ernst es dem RBB mit der Aufklärung nach der Schlesinger-Affäre tatsächlich ist. Im Sender sind viele über den Vorgang erschrocken, es ist bereits die Rede von „Schlesinger 2.0“, schreibt Business Insider. Die seit einigen Monaten amtierende Intendantin Ulrike Demmer will wohl alles zur Schlesinger-Affäre möglichst schnell hinter sich lassen – und das im Zweifel offenbar auch auf Kosten der eigenen Journalisten.

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