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SPD-Doppelmoral

Sawsan Chebli bezeichnet Aiwanger als Antisemiten – und hasste selbst Juden

In einem Tweet suggeriert Sawsan Chebli, dass Hubert Aiwanger ein Antisemit sei. Es ist interessant, dass der Vorwurf gerade von ihr kommt. 

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„Was sind Leute, die sich wehren, als Nazis, Rechtsextremisten, Rassisten und Antisemiten bezeichnet zu werden, aber Aiwanger verteidigen?“, schreibt SPD-Politikerin Sawsan Chebli am Samstag auf Twitter. Was will uns die ehemalige Staatssekretärin damit sagen? Jeder, der Aiwanger verteidigt, ist ein Nazi, weil Aiwanger selbst ein Nazi sei? Für Chebli stand offenbar Samstagfrüh eindeutig fest, dass Aiwanger das von der Süddeutschen Zeitung verbreitete Pamphlet selbst geschrieben hatte. Das machte sie in einem Tweet am Vormittag deutlich, den sie später wieder löschte. „Als Schüler verfasste Aiwanger ein antisemitisches Flugblatt, das alles überschreitet, was man für möglich gehalten hat“, schrieb Chebli dort. Weiter erklärte sie: „Seine heutigen Aussagen zeigen, dass das eine oder andere rassistische und menschenverachtende Gedankengut doch hängengeblieben ist.“ 

Sie bezieht sich dabei vermutlich auf die Behauptung der SZ, dass sich Aiwanger am „rechten Rand“ bewege. Dies habe sich laut SZ unter anderem in einer Rede Aiwangers im Juni 2023 gezeigt, in der er bei einer Demonstration in Erding gegen das geplante Heizungsgesetz zu seinem Publikum rief, die „schweigende Mehrheit“ müsse sich „die Demokratie zurückholen“. Inwiefern diese Aussage „rassistisch“ oder „menschenverachtend“ sei, müsste man Chebli einmal freundlich fragen. Dass ihre Anschuldigen spätestens am Samstagabend hinfällig wurden, als sich herausstellte, dass nicht Aiwanger selbst, sondern sein Bruder das Flugblatt verfasst hatte, erklärt sich von selbst. 

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Dennoch, wäre ich in einem Paralleluniversum eine Freundin von Chebli, hätte ich sie nach diesen Tweets einmal zur Seite genommen. Ich hätte ihr die Frage zugeflüstert, ob sie es wirklich für schlau hält, jemanden dafür an den Prager zu stellen, dass er als Jugendlicher vermeintlich antisemitisches Gedankengut verbreitet hat. Immerhin hat Chebli noch Anfang August im Interview mit dem Tagesspiegel erzählt, dass sie selbst als Heranwachsende Juden gehasst habe.

„Als Jugendliche habe ich Juden für das Leid der Palästinenser und für das Schicksal meiner Eltern verantwortlich gemacht“, reflektiert Chebli dort. Ihre palästinensischen Eltern sind aufgrund des Krieges arabischer Staaten gegen die israelische Staatsgründung 1948 erst in den Libanon und später nach Deutschland geflüchtet. „Ich war wütend, dass meine Eltern zwanzig Jahre in einem libanesischen Lager leben mussten, elf Geschwister dort zur Welt gekommen sind, ohne jede Perspektive, ohne Chance auf Rückkehr in ihr Land“, erzählt Chebli weiter – und ergänzt: „Ich war oft wütend und habe auch Hass gespürt.“

Schon im September 2022 hatte Chebli in einem Interview mit dem Spiegel von ihrer Jugend in Berlin-Moabit erzählt: „Ich war nie das brave Mädchen, habe oft die Schule geschwänzt, um in Parks oder Cafés abzuhängen. Ich habe mich als Kind mit Jungs geschlagen. Als Teenager habe ich auch mal Graffiti gesprüht.“ Sie sei öfter als „Kind und Teenager“ bei israelfeindlichen Demonstrationen dabei gewesen, habe aber – laut Eigenaussage – „nie bewusst“ an einer Al-Quds-Demo teilgenommen.

Bemerkenswert: Auf die Anmerkung des Spiegel, dass beim Al-Quds-Tag regelmäßig antisemitische Parolen gerufen worden seien, antwortet Chebli: „Ja, und eine gängige Parole war ‚Kindermörder Israel‘. Palästinensische Kinder wurden bei Auseinandersetzungen mit dem israelischen Militär getötet; für die meisten Demonstranten hatte die Parole nach meinem Eindruck nichts mit Antisemitismus zu tun.“ Sie habe damals einfach nicht gewusst, „dass es ein gängiges antisemitisches Motiv in der europäischen Geschichte war, Juden Ritualmorde an Kindern zu unterstellen“, behauptet Chebli. 

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Später, erzählt Chebli im Tagesspiegel-Interview, habe sie dann Israelis kennengelernt, die sich „aus großer Überzeugung für die Freiheit der Palästinenser und einen palästinensischen Staat einsetzen“. Sie habe „Holocaustüberlebende getroffen und tief ins Herz geschlossen“. Über die Jahre sei aus „Wut und Hass der Wunsch gewachsen, Brücken zu bauen und junge Menschen auf beiden Seiten zusammenzubringen, um Hass zu überwinden“.

Heute setzte sich Chebli laut Eigenaussage selbst für das Existenzrechts Israels ein. Die Verbote von Al-Quds-Demos findet sie aber falsch. Man könne nicht „pauschal einem ganzen Volk das Demonstrieren“ verbieten. Angesprochen auf Angriffe von Arabern auf Juden in Deutschland, erklärt Chebli dem Tagesspiegel: „Israelbezogener Antisemitismus unter Arabern und Muslimen ist eine große Bedrohung, die größte ist und bleibt die Gefahr von Rechts.“ Womit wir aus ihrer Sicht wohl wieder bei Aiwanger wären.

Würde Chebli ihren jugendlichen Antisemitismus tatsächlich so sehr bereuen, dann hätte sie ihr Verhalten von damals wohl noch im Hinterkopf und würde sich zurückhalten, Aiwanger wegen vermeintlichen Antisemitismus so zu attackieren. Stattdessen stempelte sie den Politiker kurzerhand als Nazi ab, teilte Samstagabend noch ein vermeintliches Klassenfoto von Aiwanger, in dem man ihn mit Seitenscheitel und Hitler-Bärtchen sehen soll. Ihr Kommentar: „Gruselig“. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass Aiwanger das besagte Pamphlet nicht verfasst hat – und Chebli hat den Klassenfoto-Tweet gelöscht. Dennoch bleibt der Eindruck: Sawsan Chebli scheint ihre eigene antisemitische Vergangenheit im Ernst nicht problematisch zu finden, bei anderen Politikern skandalisiert sie so etwas aber gerne – selbst wenn es gar nicht stimmt.

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