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RKI-Files

RKI-Krisenstabsprotokolle wurden einen Tag nach Klage geändert – Passage wurde gestrichen

Nur einen Tag nachdem das Online-Magazin Multipolar am 5. Mai 2021 eine Anfrage auf Einsicht in die RKI-Protokolle gestellt hatte, wurden diese bearbeitet. In einem Protokoll fehlt ein brisanter Satz einer Mitarbeiterin, die zur Vorsicht im Umgang mit den angeblichen Erfolgen des Lockdowns riet.

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Lothar Wieler möchte nichts von nachträglichen Änderungen an den Krisenstabsprotokollen des Robert-Koch-Instituts wissen.

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Hat das Robert-Koch-Institut nachträglich die Ergebnisprotokolle des Corona-Krisenstabs bearbeitet? Eine Datenanalyse von Multipolar ergab jetzt, dass das RKI die gerichtlich von dem Onlinemagazin eingeklagten Dokumente, die bis April 2021 reichen, verändert hat. Laut Multipolar seien die Protokolle am 6. und 10. Mai 2021 editiert worden, wie eine Analyse der Metadaten ergab. Kurz zuvor – am 5. Mai – hatte das Onlinemagazin eine Anfrage auf Einsicht in die Protokolle im Rahmen des Informationsfreiheitsgesetzes gestellt.

Brisant ist, dass das RKI die Analyse anfragte, nachdem Multipolar am Montag über die bearbeiteten Versionen berichtet hatte. Auf die möglichen Änderungen ist das Institut bislang noch nicht eingegangen. Laut Welt-Journalist Tim Röhn teilte der damalige RKI-Präsident Lothar Wieler allerdings auf Anfrage mit, nach seinem Kenntnisstand sei es nicht zu nachträglichen Änderungen gekommen.

Eine brisante Änderung entfällt auf ein Protokoll vom 25. März 2020. In den kürzlich vollständig durchgestochenen, aber noch nicht offiziell autorisierten Protokollen ist ein Satz zu finden, der in den offiziell an Multipolar herausgegebenen Dokumenten fehlt. In besagter Passage ging es um die ersten Maßnahmen gegen COVID-19 – drei Tage zuvor war der erste Lockdown in Kraft getreten.

„Bevölkerungsbezogene Maßnahmen zeigen Effekt“ ist dort zwar zu lesen, aber eine Mitarbeiterin des RKI mahnte zur Vorsicht: „Gewagt, Causalität herzustellen – Wir sind ja generell am Ende der Grippesaison – vorsichtig formulieren“. Dieser einsichtige Satz fehlt in den offiziellen, an Multipolar übergebenen Dokumenten. Hier ist an dieser Stelle lediglich vermerkt, die „Strategien [gehen] in die richtige Richtung. Aber vorsichtig formulieren“.

Den Metadaten jenes Protokolls der offiziellen Dokumente ist zu entnehmen, dass das unvollständige Dokument im Januar 2023 bearbeitet wurde – fast drei Jahre nach der betreffenden Sitzung. Ob das Protokoll bereits vor der IFG-Anfrage von Multipolar im Mai 2021 geändert wurde oder eben erst im Januar 2023, ist aufgrund fehlender Zwischenspeicherungen nicht ersichtlich.

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