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Galiläakirche

Queeres Krippenspiel in Berliner Kirche: Ein lesbisches Ehepaar, Drag-Show und viel nackte Haut

Ein Engel mit rosafarbenen Haaren sowie kurzem Kleid und Marie und Josy, das „weiblich gelesene“ Paar – das sind die Protagonisten des „queer-feministischen“ Krippenspiels, das am Heiligabend in der Berliner Galiläakirche zum Besten gegeben wurde. Der evangelische Kirchenkreis bekennt sich zum bunten Spektakel.

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Ein Engel mit langem rosafarbenen Haar und männlicher Stimme, Marie und Josy statt Maria und Josef und ein eher unübliches Setting – das ist das „queer-feministische Krippenspiel“. Weil es immer mehr Menschen gäbe, „die vom herkömmlichen Bild der weihnachtlichen Kernfamilie ausgeschlossen sind und diesen Abend deshalb oft alleine verbringen“ müssen, veranstaltete der evangelische Kirchenkreis Berlin-Stadtmitte eine Neuinterpretation des klassischen Krippenspiels – an Heiligabend und mit anschließender Drag-Show (Apollo News berichtete).

Das Spektakel in der Friedrichshainer Galiläakirche sollten ganz im Zeichen der Inklusion stehen – „damit wir als feministische und queere Menschen uns damit identifizieren können“, sagte Andi, eine Schauspielerin der Performancegruppe „Heart Chor“ dem RBB. Und tatsächlich wurde die traditionelle Christgeburtsgeschichte derartig abstrahiert, dass sie teilweise der eigentlich später im Programm vorgesehenen Drag-Show ähnelte. Aus Maria und Josef wurde ein „weiblich gelesenes“ Ehepaar um Josy und Marie – die eine kurzhaarig, die andere mit einem Einteiler bekleidet.

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In einer vom RBB geteilten Szene sieht man beide, wie sie wiehernde Geräusche verlauten lassen und sich anschließend kindlich küssen. Vor dem christlichen Hintergrund und der Entstehungsgeschichte des Krippenspiels wirkt diese Darstellung abstrus und vor allem kontextlos. Eigentlich verzichtet das traditionelle Krippenspiel auf derartige Körperlichkeiten, steht doch eine ganz andere, menschliche und damit jedes Individuum einschließende Nachricht im Vordergrund. Damit queer-feministische Menschen „besser Zugang zu dieser Geschichte bekommen, die von Licht, Gemeinschaft und Liebe erzählt“, so Andi vom „Heart Chor“, müssten die Charaktere aber eben anders dargestellt werden.

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Zum Beispiel in Form eines männlichen Engels mit langen Haaren oder ist er doch ein weiblicher Engel mit tiefer Stimme oder – ja, was ist damit eigentlich gemeint? Statt einen mit Stern und Flügeln ausgestatteten Engel das alte und dennoch schöne „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ singen zu lassen, setzte der „Heart Chor“ einen männlichen Schauspieler ein, stattete ihn mit rosafarbenen Haaren und einem äußerst freizügigen Kleid aus, sodass nicht nur die Körperbemalungen des Schauspielers, sondern auch sehr viel nackte Haut zu sehen war und ließ ihn Songs in Musical-Manier zum Besten geben. Damit also sollen sich „queer-feministische“ Menschen identifizieren.

Kirche bekennt sich zu Krippenspiel

Nachdem die Superintendentin des Kirchenkreises, Silke Radosh-Hinder, bereits betont hatte, das Krippenspiel passe genau „in unsere Zeit und unsere Stadt“, äußerte sich auch die Pfarrerin der Gemeinde positiv: „In einer Stadt wie Berlin müsste es eigentlich eine größere Vielfalt an Angeboten geben, wie Menschen mit uns als Kirche Weihnachten feiern“, sagte Jasmin El-Manhy dem RBB. Sie hält das „queer-feministische Krippenspiel“ für eine tolle Entwicklung, in ihren Gottesdiensten hätte sie viele Menschen mit dem Krippenspiel ähnlichen „Lebensformen oder -kontexten“ erlebt, meint die Pfarrerin und führt aus, dass es sich dabei meist um „Familien mit Kindern“ handeln würde.

Dass die Veranstaltung in sozialen Netzwerken heftig kritisiert wird, ist dem „Heart Chor“ und dem Kirchenkreis durchaus bewusst, „aber wenn dafür dann Leute hierherkommen können und sich an Weihnachten zum ersten Mal seit Jahren wieder aufgehoben und wertgeschätzt fühlen“, so Andi, dann sei es das alles wert. Ob man am 24. Dezember ein derartiges Machwerk in einer christlichen Kirche abliefern muss, ist allerdings viel mehr eine Frage des Respekts vor dem Christentums.

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