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„Geheimtreffen“

Plötzlicher Rückzieher: Correctiv behauptet, nichts von Deportationen gesagt zu haben

Beim Presseclub der ARD rudert Anette Dowideit, die stellvertretende Chefredakteurin von Correctiv, zurück: Man habe das „Geheimtreffen“ nie mit der Wannseekonferenz in Verbindung gebracht und auch nie von „Deportationen“ gesprochen. Doch ein Blick in den Artikel zeigt: Das ist gelogen.

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Bei der Talkshow Presseclub von der ARD diskutierte man Sonntag vergangener Woche über die AfD – insbesondere: die Enthüllungen vom Recherchenetzwerk Correctiv über das „Geheimtreffen gegen Deutschland“. Anette Dowideit, stellvertretende Chefredakteurin von Correctiv, war dabei zu Gast. Zusammen mit anderen Medienvertretern diskutiert sie, was die Menschen reitet, die AfD zu wählen. Sie schildert auch, wie viele Zuschriften ihre Redaktion seit der Enthüllungsstory bekommen habe, in denen verängstigte Menschen ihnen schreiben, dass sie nun endlich aufgewacht sind und etwas gegen die AfD unternehmen wollen. 

Was die Leser denn besonders geschockt habe, fragt der Moderator Frau Dowideit. Die nimmt Bezug darauf, dass man bei dem Treffen darüber gesprochen habe, auch Deutsche mit Migrationshintergrund „loszuwerden“. Das viel befleisigte Wort der „Deportationen“ nutzt sie dabei nicht. Im Verlauf der Sendung wird auch klar, warum: Denn das Wort der „Deportationen“ will man im Artikel nie benutzt haben: „Wir haben auch nicht von Deportationen gesprochen, sondern das wurde dann von denen missinterpretiert“. 

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In anderen Worten: Die Medien, die die Geschichte aufgriffen, haben das Wort „Deportationen“ dazu gedichtet – so zumindest stellt es Dowideit nun dar. Der Kontext, in dem sie in dieser Sendung zurückrudert, ist dabei relevant. Vorangegangen ist die Argumentation der freien Journalistin Sabine Rennefanz, die verschiedene Politiker dafür kritisierte, die AfD als Nazis zu bezeichnen. Im Hinblick auf den Holocaust sei das eine Verharmlosung der echten Nationalsozialisten. 

„Ich glaube, das war auch ein Problem, das manche Leute mit der Berichterstattung von Correctiv hatten, dass das ja dann gleich in die Nähe von der Wannseekonferenz 1942, wo die massenhafte Tötung von Juden beschlossen wurde, gestellt wurde.“ An dieser Stelle fiel ihr Dowideit dann ins Wort. „Aber wir haben das nicht geschrieben, ne?“, und erklärte in diesem Zuge auch, man hätte nie von Deportation gesprochen. 

Doch stimmt das? Man hat im Artikel das Wort „Deportation“ zwar nicht genutzt – wohl aber das Wort „deportieren“. Unter der Zwischenüberschrift „Die Utopie der Nazis“ vergleicht man die Pläne von Martin Sellner mit den Plänen der Nazis 1940, vier Millionen Juden nach Madagaskar „zu deportieren“. 

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Definitiv falsch ist vor allem die Behauptung Dowideits, man hätte das Geheimtreffen nicht mit der Wannseekonferenz in Verbindung gebracht. Denn im gleichen Absatz schreibt Correctiv wörtlich: „Womöglich ist es auch Zufall, dass die Organisatoren gerade diese Villa für ihr konspiratives Treffen gewählt haben: Knapp acht Kilometer entfernt von dem Hotel steht das Haus der Wannseekonferenz, auf der die Nazis die systematische Vernichtung der Juden koordinierten.“

Die Autoren haben diese Vergleiche mit Relativierungen wie „Unklar ist, ob Sellner die historische Parallele im Kopf hat“, oder „Womöglich ist es auch Zufall“ umschlossen, doch den Vergleich haben sie in die Welt gesetzt. Dass andere Medien dann aus „deportieren“ stattdessen „Deportationen“ machen, ist inhaltlich kein wirklicher Unterschied. 

Fraglich ist nun, warum Anette Dowideit so zurückrudert – ja sogar lügt. Für Correctiv hatte die Geschichte zuletzt zu großer Anerkennung bis hin zum Bundeskanzler gesorgt, auch Dowideit persönlich erfreute sich zuletzt zunehmender Bekanntheit. Sämtliche etablierte Medien hatten die Geschichte unhinterfragt so übernommen. Für Correctiv hätte es nicht besser laufen können – warum also jetzt einen Rückzieher machen?

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