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Ozeanien-Reise: Postkoloniales Schrottwichteln mit Annalena Baerbock

Baerbock war in Ozeanien - eigentlich müsste sie dort die deutsche Außenpolitik im geopolitischen Schlachtfeld der Zukunft ausloten. Stattdessen prägen Postkolonialismus und PR die wichtige Reise.

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Eigentlich kommt Annalena Baerbock am heutigen Dienstag von einer historischen Mission zurück. Erstmals seit 13 Jahren war mit ihr ein deutscher Außenminister in der immer wichtiger werdenden Ozeanien-Region. Hier kollidiert die westlich-amerikanische Weltordnung mit dem chinesischen Weltmachtstreben – nirgendwo auf der Welt geht es um mehr. Und Deutschland will Position beziehen. Sie erinnern sich: Zeitenwende, Verantwortung in der westlichen Wertegemeinschaft und so. Dafür will Baerbock „Zeichen setzen“.

Besser wäre natürlich Handeln mit Hand und Fuß – aber dafür reicht es nicht. Australien und Neuseeland flehen Deutschland geradezu an, in der globalen Konfrontation mit China endlich seine globale Geltung und seine Wirtschaftsmacht gegenüber Peking endlich mehr in die Waagschale zu werfen. „Use your power“, nutzt eure Macht, ruft man in Australien der deutschen Außenministerin entgegen. Doch die kommt über die Macht der Worte nicht hinaus, faselt Floskeln ohne Wert und Wirkung.

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Eine wichtige Reise wird zur Erbschuld-Tournee

Einen Turnaround der naiven deutschen Chinapolitik darf Baerbock auf Befehl von Scholz nicht anbieten. Da muss sie sich was anderes einfallen lassen. Und was wäre eine deutsche, grüne Außenministerin im Ausland ohne historischen Schuldkomplex? Im Namen der Ideologie des Postkolonialismus, laut der auch Deutschland eine totale Erbschuld gegenüber dem „globalen Süden“ hat, ist Baerbock auch auf Tournee.

Doof nur: Deutschlands Kolonialismus war in der Pazifik-Region wirklich überschaubar. Ein Viertel der Insel Neuguinea teilte man sich mit den Briten, ein paar Eilande im Pazifik waren „deutsche Südsee“ – aber auch nur für dreißig Jahre. Im Pazifik spielten Amerikaner und Briten spielten die Musik, Deutschland höchstens zweite Geige – damals wie heute.

Baerbock bei einer Ureinwohner-Zeremonie

Barfuß-Baerbock und die woke Selbstinszenierung

Aber irgendwie muss sich doch ein antikoloniales Ritual durchexerzieren lassen! Was für ein Glück, dass man im Leipziger Museum für Völkerkunde irgendwo noch ein Holzschwert, ein Fischernetz und einen Speer von australischen Ureinwohnern aufgetrieben hat. Da kann Baerbock die „Rückgabe von Kulturgütern“ zelebrieren. „Kulturgut“ bezeichnet im allgemeinen Sprachgebrauch etwas, was als kultureller Wert Bestand hat und bewahrt wird.

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Einen Speer, ein Holzschwert und ein Fischernetz als ein solches Kulturgut zu zelebrieren ist, vorsichtig formuliert, eine gewisse Überhöhung. Aber Annalena Baerbock geht es überhaupt nicht um Kulturgüter: Es geht ihr um sich selbst. Das zeigen die netten Fotos von den Haus- und Hof-Fotografen, die die Ministerin schön in Szene setzen. Manchmal wirkt es eher wie Urlaub denn wie eine heikle diplomatische Mission.

Aber die Foto-Ministerin will die Gelegenheit nicht auslassen, sich als große Kämpferin der Postkolonialismus-Ideologie zu inszenieren. Deswegen flog sie schließlich auch schon mit viel Tamtam nach Nigeria, um dort einem Stammesadeligen, dem Oba von Benin, mehrere Benin-Bronzen aus den Beständen deutscher Museen zu überreichen. Die sollten dann eigentlich in ein spezielles Museum, für das Deutschland mehrere Millionen Euro locker gemacht hatte. Der Oba aber behielt sie einfach in seinem Privatbesitz. Eine wahre Erfolgsgeschichte deutscher Postkolonial-Politik.

Pazifischer Krimskrams statt politische Strategie

Keinem Volk ist Gerechtigkeit getan, kein Unglück der Vergangenheit wird durch einen solchen Aktivismus ausgemerzt. Es ist Feelgood-PR und Selbstinszenierung, die als „Virtue Signaling“ die Stellung der Grünen im linksradikalen Vorfeld stärken soll. Baerbock nimmt für die Kameras an einer Aborigine-Zeremonie teil. Völlig diffus werden die Trigger-Begriffe wie „Raubgut“ bedient, die dort überhaupt nicht zutreffen.

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Der historischen Wahrheit zuliebe sei klargestellt: Der Speer, das Fischernetz und das Holzschwert wurden von deutschen Missionaren Mitte des 19. Jahrhunderts käuflich erworben und dann nach Deutschland verbracht. Es handelt sich nicht um Raubgut, kulturell extrem bedeutende Gegenstände oder ein Zeugnis deutscher Kolonialverbrechen.

Es ist im Grunde wirklich nur pazifischer Krimskrams, der in einem deutschen Museum zumindest tatsächlich noch sowas wie einen historischen Wert hätte. Vielleicht ist das ja auch eine gewiefte Urlaubsstrategie der Außenministerin: Sobald sich in der Besenkammer irgendeines Museums noch ein karibischer Zahnstocher findet, fliegt sie auch nochmal nach Antigua oder auf die Bahamas. Mit Politik und dem Auftrag ihres Amtes, Deutschlands Position in der Welt zu stärken, hat das aber nichts zu tun.

Der Reise fehlt es an Ernsthaftigkeit

Ja: Baerbock schaut sich in Australien auch ein Werk des deutschen Rüstungskonzern Lürssen an. Sie spricht auch über die chinesische Bedrohung. Und – das sei ihr angerechnet – sie ist innerhalb der Ampel immerhin eine der wenigen, die die Bedrohung namens China zumindest ansatzweise begriffen haben. Aber daraus folgt nichts. Während China sein Ziel der Weltherrschaft zielstrebig verfolgt, spielt Baerbock Schrottwichteln mit Aborigines. Auf der ersten Reise eines deutschen Außenministers in die Region seit 13 Jahren hätte man andere Prioritäten setzen sollen.

Statt Fischernetz-Zeremonien zu inszenieren, hätte man auch auf die Philippinen fliegen können. Der Inselstaat ist an der direkten Frontlinie gegen die chinesische Aggression und wird immer wieder von den Schiffen der Volksrepublik angegriffen. Eine deutsche Außenministerin hätte hier auftreten und damit eine Botschaft an China senden können. So beweist sie lediglich, dass es ihr an der notwendigen Ernsthaftigkeit fehlt, um Peking wirklich etwas entgegenzusetzen.

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