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Nach Scheitern der Sozialisten

Konservative stehen vor Wahlsieg in Portugal

Nach knapp zwei Jahren Alleinregierung durch die Sozialistische Partei stehen in Portugal heute vorgezogene Neuwahlen an. Die Regierung von Premierminister António Costa ist nach zahlreichen Skandalen vollumfänglich gescheitert. Eine Allianz aus konservativ-liberalen Kräften liegt deshalb in den Umfragen weit vorne. Unterdessen wird die nationalkonservative Chega ihr Ergebnis wahrscheinlich mindestens verdoppeln können. 

Die rechtskonservative „Chega“-Partei im Aufwind

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Als Portugal zuletzt im Jahr 2022 wählte, waren die Wahlen ein Triumphzug für die Sozialistische Partei (PS). Nachdem andere linke Parteien der Minderheitsregierung der Sozialisten praktisch das Vertrauen entzogen hatten, liefen reihenweise linke Wähler zu den Sozialisten über. So kam es, dass die PS erst zum zweiten Mal in der Geschichte Portugals die absolute Mehrheit im Parlament errang.

Doch die Freude war nur von kurzer Dauer. Noch im Jahr 2022 begann der sogenannte TAP-Skandal. Im Dezember des Jahres wurde nämlich bekannt, dass die staatliche Fluglinie TAP der vor kurzem zur Staatssekretärin ernannten Alexandra Reis erst wenige Monate vor der Ernennung eine Abgangsentschädigung von 500.000 Euro gezahlt hatte.

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TAP wurde während der Pandemie extensiv vom Staat unterstützt. Jetzt wurden die Verflechtungen zwischen dem Staatskonzern und der Regierung offengelegt. Um die Sache für die Regierung nur noch schlimmer zu machen, wurde offengelegt, dass die Regierung versuchte, die im Nachhinein eingeleitete Untersuchung zu behindern und eine Zeugin zu manipulieren. Der gesamte Skandal kostete die Regierung viel Vertrauen bei den Bürgern, dennoch ging es für Premierminister Costa zunächst weiter.

Erst als im November 2023 eine großangelegte Razzia der Polizei gegen die Regierung weitere Korruption, diesmal u.a. in Verbindung mit der Vergabe von Abbaurechten für Lithium-Minen, offenlegte, war es Aus für Costa und seine Regierung. Nach knapp acht Jahren als Premierminister musste er zurücktreten, während der Präsident das Parlament auflösen ließ und Neuwahlen ansetzte.

Neben den zahlreichen Skandalen ist auch die Wirtschaftslage alles andere als optimal. Wie fast alle westeuropäischen Länder hat Portugal infolge verschwenderischer Haushaltspolitik während der Corona-Krise und dem Krieg in der Ukraine mit Inflation zu kämpfen. All diese Faktoren hatten eindeutige Effekte auf die Umfragen. Nachdem die Sozialisten noch vor zwei Jahren 41,4 Prozent der Stimmen geholt haben, wird ihnen nun eine deutliche Niederlage vorhergesagt.

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Nur noch etwa 28 Prozent der Wähler wollen sie wählen. Andere linke Parteien konnten vom Fall der Sozialisten kaum profitieren. Stattdessen gewinnen zwei politische Kräfte rechts der Mitte deutlich hinzu. Zum einen hat eine Allianz aus der konservativen PSD, der christdemokratischen PDS-PP und (kurioserweise) der monarchistischen PPM, die Spitze der Umfragen erobert – etwa ein Drittel der Wähler wollen ihr Kreuz bei der Allianz machen.

Zum anderen konnte die nationalkonservative Chega (portugiesisch für „Es reicht“) ihre Umfragewerte im Vergleich zur letzten Wahl mehr als verdoppeln, und steht jetzt bei knapp 16 Prozent. Chega hat eine ähnliche Ausrichtung wie die deutsche AfD und gehört derselben Europafraktion an. Wenn die Umfragen sich bewahrheiten sollten, wäre das Wahlergebnis eine komplette Umkehrung von vor zwei Jahren. Nach einer sozialistischen Alleinregierung wäre jetzt eine überdeutliche Mehrheit für eine Mitte-Rechts-Regierung vorhanden.

Allerdings wird eine Regierungsbildung dennoch schwierig. Genauso wie bei der AfD, wurde Chega bisher von jeglicher Regierungsbeteiligung ausgeschlossen. Der amtierende Präsident Marcelo Rebelo de Sousa von der konservativen PSD kündigte kürzlich an, alles dafür tun zu wollen, um eine Regierungsbeteiligung Chegas zu verhindern. Eine große Koalition der Sozialisten und der Konservativen, oder gar eine erneute Regierung unter sozialistischer Führung sind aber fast unwahrscheinlichere Optionen. 

Update: Die Wahlergebnisse haben einen konservativen Sieg hervorgebracht. Auch wenn die Allianz der konservativen Parteien etwas weniger Stimmen als erwartet geholt hat, hat sie mit etwa 30 Prozent die Nase vorn. Die Sozialisten folgen knapp dahinter mit knapp 29 Prozent. Sie verlieren im Vergleich zur letzten Wahl etwa 13 Prozentpunkte. Kombiniert, kommen die linken Kräfte bei den Wahlen auf lediglich etwa 40 Prozent. Als großer Gewinner der Wahlnacht gilt Chega, die stärker als erwartet ganze 19 Prozent einfährt. Eine Regierung ohne Beteiligung von Chega wird schwierig zu bilden sein. Einzige andere mögliche Koalitionsoption scheint eine große Koalition zu sein, oder es entsteht eine Minderheitsregierung der Konservativen.

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