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Ahmet Ü.

Nach Betrugsfällen: Qualifikation von Islamlehrern in NRW werden überprüft

Der Betrugsfall um Ahmet Ü. aus Duisburg hat weitreichende Konsequenzen für islamische Religionslehrer in NRW. Das Schulministerium überprüft derzeit die Lehrerlaubnisse von 271 Lehrkräften, um gefälschte Dokumente auszuschließen.

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Der Fall des Hochstaplers Ahmet Ü. aus Duisburg sorgt weiterhin für Aufsehen in Nordrhein-Westfalen und sorgt nun für weitreichende Konsequenzen für islamische Religionslehrer. Ahmet Ü., der über Jahre hinweg als Lehrer und Berater im Schulministerium tätig war, wurde im Juli 2023 vom Amtsgericht Duisburg wegen Betruges und Urkundenfälschung verurteilt. Im Zuge des Skandals um den Religionslehrer gerieten nicht nur seine eigenen falschen Qualifikationen in den Fokus, sondern auch die Rolle, die er bei der Einstellung anderer Personen im Schulministerium Nordrhein-Westfalens spielte.

Im Zentrum des Skandals steht die sogenannte Idschaza, eine Lehrerlaubnis, die islamischen Religionslehrern in NRW ausgestellt wird. Diese Erlaubnis setzt in der Regel ein abgeschlossenes Lehramtsstudium und ein Referenzschreiben einer Moscheegemeinde voraus. Das Schulministerium überprüft aktuell die Idschaza von insgesamt 271 Islam-Lehrern im Land, um sicherzustellen, dass keine weiteren Fälle von gefälschten Dokumenten vorliegen. Dies bestätigte man gegenüber der Rheinischen Post. Die Maßnahme wurde ergriffen, nachdem im Prozess gegen Ahmet Ü. Hinweise auf weitere gefälschte Lehrerlaubnisse aufgetaucht waren.

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Ü., dessen Lebenslauf mit falschen Titeln und akademischen Abschlüssen gespickt war, arbeitete über Jahre hinweg als Islamberater für das Schulministerium NRW und stieg dabei vom einfachen Studienrat bis zum Studiendirektor auf. In seiner Bewerbung zeigte er sich selbstsicher und betonte: „Die beruflichen und akademischen Anforderungen der Stellenausschreibung erfülle ich.“ Wie sich jedoch später herausstellte, waren seine akademischen Referenzen sowie sein Doktortitel frei erfunden.

In seiner Zeit als Berater setzte sich Ü. aktiv für eine Reintegration von Ditib in die neu gegründete Kommission ein, die anstelle des bisherigen Beirats das Projekt des islamischen Religionsunterrichts fortführen sollte. Ditib, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion, steht seit Jahren in der Kritik. Der Verband, der direkt der türkischen Religionsbehörde unterstellt ist, geriet spätestens 2017 ins Visier, als bekannt wurde, dass Ditib-Imame mutmaßliche politische Gegner des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ausspionierten und Informationen nach Ankara weiterleiteten.

Der Betrug von Ahmet Üs blieb über Jahre hinweg unentdeckt, bis im Jahr 2021 Unstimmigkeiten in seinem Lebenslauf ans Licht kamen. Dies führte zu einem juristischen Verfahren, das den Betrüger letztendlich vor Gericht brachte. Trotz seiner Verurteilung zu einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung verfügt Ü. jedoch bis heute über etwa 711.000 Euro, die er durch seine Täuschungen erlangt hatte.

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