Werbung:

Werbung:

Wahlsonntag in Chile

Kommunistin und „chilenischer Trump“ ziehen in Präsidentschafts-Stichwahl ein

In Chile ziehen nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl eine Kommunistin und der als „chilenischer Trump“ bekannte José Antonio Kast in die Stichwahl ein. Derzeit gibt es noch keinen klaren Favoriten.

Der „chilenischer Trump“ bald Präsident seines Heimatlandes? José Antonio Kast am Wahlabend (IMAGO/ZUMA Press Wire)

Werbung

Es war ein Wahlkampf der politischen Extreme, der sich in Chile abgespielt hat: Bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl im südamerikanischen Land schaffte es am Sonntag die Kommunistin Jeannette Jara auf den ersten Platz – dicht gefolgt vom Konservativen José Antonio Kast – auch bekannt als der „chilenische Trump“.

Der derzeitige Präsident des Landes, Gabriel Boric, hat die beiden bereits als die Kandidaten für die Stichwahl anerkannt – mit 26 beziehungsweise 24 Prozent der Stimmen sind beide deutlich von den für einen Wahlsieg notwendigen 50 Prozent entfernt. Boric selbst war nicht zur Wahl angetreten – der Präsidentenposten ist auf lediglich eine Amtszeit begrenzt. Ohnehin wäre der linke Politiker kaum beliebt genug für eine Wiederwahl gewesen.

Die Linke des Landes lag bis vor Kurzem noch am Boden – Jara könnte nun eine Wiederbelebung gelingen. Ende Juni gewann sie die Vorwahlen im vereinigten linken Lager und sah so praktisch alle linken Parteien hinter sich. Durch die vereinigte Front konnte die Linke, die seit der Präsidentschaft Borics so schwach ist wie schon lange nicht mehr, doch noch einen Kandidaten in der Stichwahl platzieren.

Borics Amtszeit ist derweil geprägt von wirtschaftlichem Stillstand, politischen Skandalen und einem gescheiterten Versuch, die Verfassung Chiles, die noch aus der Zeit des Militärdiktators Augusto Pinochet stammt, zu reformieren. Zuletzt stieg außerdem die Zahl der illegalen Migranten, vor allem aus Venezuela, deutlich an. Außerdem stieg die Gefahr durch kriminelle Banden unter Borics laxer Sicherheitspolitik weiter an.

Jara steht dabei weitestgehend für einen Kurs des Weiter-so – sie möchte nur an wenigen Stellschrauben drehen und wirft der chilenischen Rechten Angstmacherei in puncto Sicherheit vor. Das würde nicht ausreichen, um das Land zu regieren, sagte sie bei der Stimmabgabe am Sonntag.

Lesen Sie auch:

Alles anders machen als jetzt, will José Antonio Kast. Der Politiker der Chilenischen Republikanischen Partei ist am Sonntag bereits zum zweiten Mal in eine Präsidentschaftsstichwahl eingezogen – auch 2021 war er schon so weit. Damals unterlag er dem heutigen Präsidenten Boric mit 44 zu 56 Prozent. Er verspricht nicht nur wirtschaftsliberale Reformen, sondern auch ein hartes Durchgreifen bei Kriminalität und Migration – alle illegalen Venezolaner sollen unter seiner Führung abgeschoben werden. Gleichzeitig gilt er in der historischen Debatte als Unterstützer von Militärdiktator Pinochet, der für den Tod tausender Kommunisten verantwortlich ist.

Kast musste sich, im Gegensatz zu Jara in ihrem Lager, am Sonntag gegen eine Vielzahl von anderen rechten Kandidaten durchsetzen. Auf Platz drei landete etwa der populistische Franco Parisi – direkt dahinter der libertäre Johannes Kaiser mit 14 Prozent der Stimmen (mehr zu Kaiser hier) und die konservative Evelyn Matthei mit 12 Prozent.

Bereits am Wahlabend kündigte Kaiser an, Kast in der Stichwahl zu unterstützen – die Parteien der Beiden sind ohnehin bei den Parlamentswahlen bereits eine Allianz eingegangen. Auch Matthei und Parisi stehen Kast grundsätzlich näher. Deshalb gilt Kast bislang als Favorit in der Stichwahl – angesichts eines gewissen Momentums Jaras kann sich das jedoch auch noch in den kommenden Wochen bis zur zweiten Runde am 14. Dezember ändern.

Der neue Präsident, egal ob er Jara oder Kast heißen wird, wird in Zukunft mit einem deutlich rechteren Kongress zusammenarbeiten müssen – bei den ebenfalls am Sonntag stattfindenden Wahlen zum Abgeordnetenhaus und Senat konnte die Allianz von Kast und Kaiser einen klaren Sieg erringen. Die linke Partei von Boric und andere linke Parteien verloren unterdessen deutlich an Boden.

Werbung

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Strafbare Inhalte, Beleidigungen oder ähnliches sind verboten (hier unsere Kommentar-Richtlinien). Kommentare sind auf maximal 1.000 Zeichen limitiert.

14 Kommentare

  • Das ist doch eine perfekte Konstellation: So kann das Volk zwischen Wohlstand und Elend wählen. Das hat was.

  • wer ein ‚weiter so ‚ wählt, bekommt auch ein ‚weiter so‘. besser wird es sicher nicht. also sollten sie den schritt wagen und die rechte lösung wählen.

    • „Jara steht dabei weitestgehend für einen Kurs des Weiter-so“. Man könnte sagen, so hat Argentinien mit den Kirchners auch einmal angefangen. Vor allem hinter dem Vorhang sich und seinen Vertrauten die Taschen vollmachen.

  • Chile hat die Wahl zwischen einer Zukunft à la Venezuela und einer à la Argentinien. Aber man sollte nicht zuviel auf gesunden Menschenverstand geben, wenn das Opium der Loser (Kommunismus) angeboten wird.

  • Zwei Gruselkandidaten.

    Eine Kommunistin wäre für mich genau so unwählbar, wie ein Mann der auch nur irgendetwas Gutes an Pinochet findet.

    Armes Chile.

    • Sie sollten sich selbst eine Meinung bilden, und nicht diese Pauschalurteile pflegen. Der Kandidat spricht sehr gut Deutsch und kann sich selbst vernünftig erklären.

      • „Sie sollten sich selbst eine Meinung bilden, …“
        Hier?
        Als „Kommentator“ bei AN?
        LOL

        -3
    • „… Unterstützer von Militärdiktator Pinochet, der für den Tod tausender Kommunisten verantwortlich ist.“ Das ist ein so sorgsam und unablässig gepflegtes Narativ der Linken, daß es seit 50 Jahren in deutschen Schulen die einzige Wahrheit ist. Es rechtfertigt zwar nichts, aber Allende und die Unidad Popular sind für eine ähnlich hohe Zahl von Opfern/Toten verantwortlich. Es gibt eine neutrale Arbeit über das Allende-Regime von dem schweizer/Berner Professor Mario Puelma: Chile 1970-1973 – Die Zerschlagung einer Demokratie. Bern: 1974. Mit reichlichen Dokumenten, Facsimile und Übersetzungen. Dazu gibt es kleinere Erfahrungsberichte von europäischen Kirchenmitarbeitern, die politisch zwar verschiedene Positionen einnehmen, deren Erfahrungen/Berichte sich aber nicht widersprechen. Man kann also davon ausgehen, daß sie wahrheitsgetreu sind.

      • Eben darum sollte man auch beide Regime ablehnen. Sowohl das von Allende, als auch das von Pinochet.

        Beide haben Chile nicht gut getan.

        0
  • Chilenischer Trump? Da zählt die alte Highlander Regel. Es kann nur einen geben. Was sich der Mainstream so alles einfallen lässt, um Wahlen zu beeinflussen ist schon bemerkenswert.

    • Sie wissen was gemeint ist.

      • Das bezweifle ich 🙁

        0
    • Manchmal hat man das Gefühl, dass die Leute von dieser schwarz-weißen rechten Propaganda schon so zugeräuchert sind, dass jeder Rest von Differenzierungsfähigkeit verdampft ist. Da wird nicht mehr diskutiert, da wird nur noch gefaucht. Und mittlerweile sogar schon dann, wenn irgendjemand es wagt, die völlig absurden Gottesvergleiche rund um Trump auch nur zu erwähnen.

      Es ist, als ob der gesunde Menschenverstand kollektiv Urlaub genommen hätte: Wer nicht im Chor mitsingt, wird angebellt. Wer die Heiligsprechung eines Politikers hinterfragt, gilt sofort als Feindbild. Diese hysterische Gereiztheit ist das beste Beispiel dafür, wie erfolgreich diese Propagandamaschinerie darin ist, die Leute gegeneinander aufzuhetzen. Und wie schnell manche bereit sind, ihre Urteilskraft gegen simple Schwarz-Weiß-Narrative einzutauschen.

      Wenn politische Debatten zu Glaubenskriegen mutieren, ist nicht nur die Politik das Problem, sondern die Menschen selbst. Herzlichen Glückwunsch, Jürgen.

  • Wahlen einfach fuer ungueltig erklaeren, sollte dder Kandidat nicht passen

Werbung