Werbung

...
...

Ifo-Erhebung

Geschäftsklimaindex deutlich schlechter als erwartet: Rezession steht bevor

Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im September überraschend stark auf 85,4 Punkte gefallen. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechtert sich damit weiter. Sämtliche Wirtschaftsinstitute warnen nun vor einer möglichen Abwärtsspirale und erwarten für 2024 bestenfalls eine Stagnation.

Werbung

Die konjunkturellen Aussichten für Deutschland trüben sich immer weiter ein. Dem ifo-Geschäftsklimaindex zufolge ist die Stimmung in den Chefetagen deutscher Unternehmen überraschend stark gesunken. Von 86,6 Punkten im August fiel der Index nun auf 85,4 Punkte. Befragt wurden hier rund 9.000 Führungskräfte.

Der ifo-Geschäftsklimaindex ist damit zum vierten Mal in Folge und auf den tiefsten Stand seit Januar gesunken. Die Umfrageergebnisse fielen damit deutlich schlechter aus als von Experten erwartet. Ökonomen, die von Reuters befragt wurden, hatten lediglich einen Rückgang auf 86,0 Punkte prognostiziert.

„Die deutsche Wirtschaft gerät immer stärker unter Druck“, erklärte ifo-Präsident Clemens Fuest gegenüber der tagesschau. Insbesondere die wirtschaftlichen Pfeiler, die Deutschland tragen, würden zunehmend in Schieflage geraten. „Die Kernbranchen der deutschen Industrie stecken in Schwierigkeiten“, so der ifo-Chef. Besonders prekär sei die Lage für die Industrie. Der ifo-Index fiel hier auf ein Niveau, das zuletzt im Juni 2020 erreicht wurde.

Doch auch im Dienstleistungssektor und im Handel blicken Führungskräfte zunehmend pessimistischer auf die Zukunft. „Die deutsche Wirtschaft steht am Rande einer Abwärtsspirale“, meinte ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe. Lediglich im Bauhauptgewerbe seien positive Zeichen zu vermelden. Hier sei der Stimmungsindikator gestiegen.

Die Einschätzung der Wirtschaftsexperten zur aktuellen Lage fällt düster aus. Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer bezeichnet den markanten Abschwung des ifo-Index gegenüber der tagesschau als ernüchternde Entwicklung. Er prognostiziert für die deutsche Wirtschaft bestenfalls eine Stagnation in der zweiten Jahreshälfte und erwartet auch für das kommende Jahr kaum Wachstum. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hat seine Wirtschaftsprognose für Deutschland ebenfalls nach unten korrigiert.

Für das laufende Jahr 2024 erwartet das gewerkschaftsnahe Institut nun eine Stagnation der Wirtschaftsleistung. Auch die Aussichten für 2025 wurden gedämpft – das IMK prognostiziert jetzt ein Wirtschaftswachstum von lediglich 0,7 Prozent. „In dieser Situation bräuchten wir in Deutschland eine wirtschaftspolitische Zeitenwende mit umfangreichen und kontinuierlichen Investitionen unter anderem in Erneuerbare Energien, Netze, Verkehrsinfrastruktur und Bildung“, sagte IMK-Direktor Sebastian Dullien.

Auch der Einkaufsmanagerindex von S&P Global, ein wichtiger Frühindikator für die Privatwirtschaft, trübt sich weiter ein und ist im September noch tiefer unter die kritische 50-Punkte-Marke gefallen. Eine Rezession ist demnach im kommenden Jahr immer wahrscheinlicher. Nach einem leichten Wachstum von 0,2 Prozent im ersten Quartal verzeichnete die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal bereits einen Rückgang von 0,1 Prozent. Für das dritte Quartal prognostiziert die Bundesbank bestenfalls eine Stagnation oder sogar einen erneuten leichten Rückgang des BIPs.

Werbung