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Skurrile Dokumentation

Frauenhass gibt es nur von rechts – meint RTL

Reporterin Sophia Maier hat eine RTL-Dokumentation über Frauenhass veröffentlicht - und dafür natürlich unter anderem Sawsan Chebli interviewt. Die Lehre aus dem Format: Der nahezu einzige Ursprung für Frauenhass in Deutschland sei das rechte Lager und die AfD.

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Sophia Maier ist Journalistin und Reporterin, oft im Nahen Osten. Sie hat seit kurzem ein eigenes Format bei Stern und RTL, das unter dem sehr nichtssagenden Titel „#WHY“ läuft. In der zweiten Folge der ersten Staffel setzt Maier sich dabei mit einem, wie sie sagt, sehr persönliche Thema auseinander: „Woher kommt der Frauenhass?“. Sie hat dafür „starke, bemerkenswerte Frauen“ getroffen, um über die Hass-Nachrichten zu sprechen, die sie im Internet für ihr politischen Engagement bekommen. Mit dabei: Sawsan Chebli, Janine Wissler, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Renate Künast und Shelby Lyn. 

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Zwei konservative Stimmen sind zu hören, beide aus der CDU: Julia Klöckner und Doro Bär. Beide bekommen zusammen aber kaum fünf Minuten Sendezeit, sie wirken eher als Feigenblatt. Viel mehr konzentriert Sophia Maier sich etwa auf Sawsan Chebli, zu der sie extra nach Berlin fährt. Sie treffen sich auf der Straße – aber erst, nachdem die Personenschützer die Gegend abgesucht haben. Sawsan Chebli braucht diese Personenschützer, weil sie Morddrohungen bekommen hat – das betont Maier mehr als nur einmal. 

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Chebli erzählt von einem körperlichen Angriff, bei dem sie geschubst wurde und dass sie inzwischen ungern abends alleine rausgehe oder laut Musik über Kopfhörer höre. Auch Renate Künast erzählt, dass sie infolge der Nachrichten im Netz nicht mehr nachts alleine U-Bahn fahre. Das mag Ihnen nun bekannt vorkommen – weil kaum noch eine Frau abends alleine herausgeht oder nachts alleine U-Bahn fährt. Gerade in den Großstädten ist das schon lange die Lebensrealität für Frauen in Deutschland – die SPD und Grüne mitzuverantworten haben. 

Powerfrau Sawsan Chebli und der non-existente muslimische Frauenhass

Bevor Maier Chebli auf eine Lesung ihres Buches „Laut“ begleitet, plauscht sie nett mit ihr, lässt sich Kinderbilder von ihr zeigen. Chebli erzählt von ihrer Kindheit, dass ihre Eltern staatenlose Palästinenser waren und wie arm sie gewesen seien. Nichts davon hat mit Frauenhass zu tun. Doch es ist kein Wunder, dass Sophia Maier gerade auch das in ihre Doku einfließen lässt. Denn zuletzt bei Lanz fiel sie mit einer sehr stark pro-palästinensischen Haltung auf. Die Verteidigungsschläge Israels bezeichnete sie auf Twitter als „unnötiges Sterben“.

Als Sophia Maier zu Beginn der Doku sich selbst und ihre Arbeit vorstellt, wird ein Video von ihr im Reportereinsatz bei Taliban-Kämpfern eingeblendet, sie selbst ist bis auf ihr Gesicht schwarz vollverschleiert. Bevor der Gedanke aufkommt – nein, über den Frauenhass aus der islamistischen Szene verliert sie in der ganzen Doku kein Wort. 

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Woher kommt dann der Frauenhass? Die Antwort ist so offensichtlich, dass man sich die Doku auch hätte sparen können. Er kommt natürlich von rechts, insbesondere der AfD. Maier hat eine anonyme Umfrage mit allen Frauen im Bundestag gemacht. Alle Parteien sollen geantwortet haben, außer den Frauen der AfD. Das Ergebnis: Die frauenfeindlichste Partei des Bundestags sei die AfD. Eine der Abgeordneten gab an, sie würde spätabends nur noch sehr ungern durch die Flure des Bundestags gehen wollen, aus Angst vor den AfD-Politikern. 

Das rechte Lager: Der wahre Ursprung des Frauenhasses

Wenn man über frauenfeindliche Beleidigungen gegen politisch aktive Frauen, vor allem Politikerinnen, spricht und dies allen voran der AfD zuschreibt, ist es unehrlich, nicht zu erwähnen, dass Alice Weidel öffentlich von einem Moderator von extra3 als „Nazi-Schlampe“ bezeichnen lassen musste. Das LG Hamburg urteilte, Weidel müsste solch eine überspitzte Kritik hinnehmen. 

Man braucht ihre Politik in keiner Weise gut finden und kann trotzdem feststellen, dass diese Bezeichnung massiv frauenfeindlich ist. Gerade wenn man zuvor noch kritisierte, dass Marie-Agnes Strack-Zimmermann bereits als „Nazi-Hure“ bezeichnet wurde. Ein Wertungsunterschied liegt zwischen den beiden Bezeichnungen nicht vor. Und auch im Fall von Strack-Zimmermann muss man doch anzweifeln, ob diese Äußerung nicht doch eher von links kam. 

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Ein Grund, weshalb ich diese Vereinfachung des Diskurses so kritisch sehe, ist, weil ich selbst schon so einige frauenfeindlichen Beleidigungen über mich ergehen lassen musste. Einige davon zu spezifisch, als dass ich sie hier wiedergeben will. Ich wurde ebenfalls schon als „Matratze“ bezeichnet, als dumm und beschränkt. Männer malten sich aus, geilten sich geradezu daran auf, dass ich sexuell missbraucht werden könnte.

Politische Spaltung zulasten der Frauen

Ich wurde auch schon vereinzelt von Rechten beleidigt, die mich für zu links hielten, doch die allermeisten und die härtesten Beleidigungen kamen von links. Meistens von selbsternannten männlichen Feministen. Die finden nämlich nur so lange, dass Frauen auch Respekt und Rechte verdient haben, wie sie mit ihnen einer Meinung sind. Doch sobald man es wagt, ihnen als Frau zu widersprechen und sie nicht als Ritter in schillernder Rüstung haben will, ist es wieder vorbei mit dem Feminismus. 

Ich werde mich nicht hinstellen und leugnen, dass es im rechten Lager Männer gibt, die Frauen auf widerlichste Weise beleidigen, denn das habe ich selbst miterlebt. Im Gegensatz zu Sophia Maier werde ich nicht nur das Problem wahrnehmen, dass mir in den Kram passt. Doch am eigenen Leibe habe ich viel stärker wahrgenommen, wie rau und abwertend der Ton im linken Lager ist. Und im Zusammenhang mit der Antifa muss man aus diesem Lager auch Gewalt fürchten. 

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Tatsache ist, dass im Internet ein anderer Ton herrscht, es enthemmt zugeht. Und der Sinn von Beleidigungen ist es, dass sie treffen. Die ganze Doku beweist: Frauenfeindliche Beleidigungen erfüllen ihren Zweck. „Hey Collien, ich habe im Internet gelesen, dass du total darauf stehen sollst, versiffte Käseschwänze sauberzulecken, weil dich der Geschmack von dem ganzen Schnodder an ein Gericht aus deiner Heimat erinnern soll“, liest die Schauspielerin Collien Ulmen-Fernandes eine Nachricht an sie vor. 

Politische Spaltung statt konstruktive Problematisierung

Solche Kommentare sind widerlich. Und nicht zu rechtfertigen – es gibt keinen Grund, so abwertend mit einem Menschen zu sprechen, ob man ihn mag oder nicht. So etwas würde ein normaler Mensch nicht schreiben, es würde ihm gar nicht erst einfallen. Angesichts solcher Kommentare kann man die Autorin und Aktivistin Huschke Mau verstehen, die sagt: „Ich habe danach immer das Gefühl, meine Seele würde gerne duschen.“ Es tun sich Abgründe auf. 

Doch genau aus diesem Grund ist es perfide, daraus ein politisches Thema machen zu wollen. Diese Kommentare mögen politisch motiviert sein, doch sie rühren nicht aus einem speziellen politischen Lager her. Es sind Extremisten, die in jeglicher Form extremistisch sind – in ihren Ansichten und in ihren Aussagen. Wer so jenseits von Gut und Böse ist, wird auch nicht besser, nur, weil man ihn verteufelt.

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Das ist mein Problem mit dieser Sendung – man hat nicht wirklich das Gefühl, dass die konstruktive Bekämpfung des Frauenhasses oder der Umgang damit überhaupt das Ziel ist. Und das ist nicht ungefährlich, wenn man bedenkt, dass es nicht nur um Beleidigungen, sondern auch um Morddrohungen geht. Als Hintergrund wird einfach nur genannt, dass die Männer eben ein Problem mit so starken Frauen wie Sawsan Chebli haben und damit einfach nicht klarkommen würden.

Als Ursprung des Hasses wird absolut vereinfacht die AfD hingestellt, obwohl die Frauen der AfD mit genau den gleichen Kommentaren zu kämpfen haben. Diese Dokumentation hat nur ein Ziel: politisch zu spalten. Es geht nicht einfach um Frauenhass. Es geht um die Positionen einiger Ausgewählten, die dann ihr Buch und ihre Politik verbreiten können. Doch wer den Frauenhass aus einem anderen Lager erfährt, hat in dieser Doku keinen Platz. 

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