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Spielerische Indoktrination

„Earth Game“ – ZDF macht Kinder-Spielshow über apokalyptischen Klimawandel

In der Spielshow „Earth Game - Die Wasserretter“, wird Kindern durch das ZDF spielend beigebracht, wie wichtig der Klimaschutz ist - und welche Dystopie in der Zukunft wartet, wenn man die Umwelt nicht schützt. 

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„Earth Game – Die Wasserretter“ ist eine Kinder-Game-Show und auf dem ZDF-Jugendsender ZDFtivi und KIKA erhältlich. Dabei müssen vier Teams aus „vier bedrohten Regionen“ versuchen, die Welt in der Zukunft zu retten. Es gibt die Teams Stadt, Land, Fluss und Meer, alle Teams bestehen aus vier Kindern und Jugendlichen, die jeweils bereits in ihren Heimatstädten für Umweltschutz aktiv sind. Jedes Team tritt in seiner eigenen Sendung an. „Vier Jugendliche erhalten Hilferufe aus der Zukunft: Überdüngte Felder, verseuchte Flüsse und Dürre – es sieht düster aus. Doch die Teams haben jetzt die Chance, die Zukunft positiv zu verändern.“ Das ist nicht meine überzogen sarkastische Beschreibung dieser Sendung, so stellt das ZDF sie selbst vor. 

Alle vier Sendungen beginnen im Intro mit dem gleichen Satz: „Wir wollen unsere Welt retten“. Die Sendung spielt einem riesigen Studio, das beinahe komplett aus Bildschirmen besteht. Diese ermöglichen es, die Kinder und die Moderatorin Jess zu unterschiedliche Welten und Orten zu bringen. So findet sich Team Stadt in einer Stadt wieder, Team Land auf einem Bauernhof, Team Fluss in einem Fluss und Team Meer im Meer. Da der Fokus der Wasserretter ja auf der Rettung von Wasser liegt, hat man kurzerhand das ganze Studio unter Wasser gesetzt, die Moderatorin hat passenderweise Gummistiefel an. Knöcheltief im Wasser müssen die Teams sich in unterschiedlichen Aufgaben behauptet, bei denen sie teilweise hin und her rennen müssen, nach einigen beinahe Unfällen, rutscht ein Junge tatsächlich aus und ist danach klitschnass. 

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Albtraum-Dystopie als Folge der Umweltverschmutzung

Die Sendung verläuft immer nach dem gleichen Muster: Die unterschiedlichen Teams finden sich im Studio an besagten Orten wieder, alle 3D durch Computertrick erzeugt und auf dem Bildschirm präsentiert. Zunächst sind sie noch in der Gegenwart, die Welt von 2023, wo alles ganz normal aussieht. Plötzlich taucht dann ein neongrüner Balken aus, darauf ist zu lesen „Incoming Message“. Mit dem Balken wird die schöne Gegenwart um sie herum plötzlich finster. Wolken ziehen auf, der Himmel ist schwarz – denn wie jeder weiß, wird der Klimawandel dafür sorgen, dass für immer Nacht ist. Beim Team Stadt werden aus Häusern Ruinen, es sind kaum Bäume zu sehen, statt Parks sieht man Parkplätze. Beim Team Fluss stehen allesamt zunächst noch in einem normalen Fluss. Die virtuelle Welt um sie herum zeigt Ufer und Betriebe, aber auch in der Gegenwart wird bereits dreckiges Abwasser in die Flüsse eingelassen. Das sieht die Moderatorin Jess als Beispiel für das sich wandelnde Klima. Die Standards für Schlüssigkeit und richtige Kausalverknüpfungen scheinen bei Kindersendungen erheblich gesenkt zu sein. Die Zukunft sieht allerdings noch schlimmer aus. Der Himmel ist schwarz, so auch die Häuser, nur die Lichter sind zu erkennen. Es kommt Rauch aus Schornsteinen auf und es ist alles zugebaut. 

Team Meer findet sich plötzlich in einer Beton-Dystopie wieder. Das Meer ist verschmutzt, die Strandhäuser sind überschwemmt worden und die Schiffe liegen als Wracks im Wasser. Mit Abstand am manipulativsten dürfte die Zukunft bei Team Land sein. Während die Gegenwart freundlich muhende Kühe bereithält, mit grünen Weiden und strahlend blauem Himmel, sieht die Zukunft ganz und gar nicht mehr idyllisch aus. Die grünen Hügel bestehen nun aus kahlem Stein, die Moore sind ausgetrocknet, die Felder werden von fliegenden Untertassen mit giftgrünen Flüssigkeiten besprüht und die Kühe werden dicht an dicht über zwei Etagen in einer neonbeleuchteten Metallhalle gehalten. Es ist der Stoff, aus dem Horrorfilme gemacht sind. Bei allen vieren taucht plötzlich ein junger Mann als eine Art Hologramm auf. Er stellt sich als Neo vor, der aus der Zukunft mit ihnen spricht. „Ich brauche Hilfe!“, erklärt er, „Im letzten Jahrhundert ist so einiges schiefgelaufen. Wir haben jetzt ein katastrophales Problem mit der Umwelt. Schaut euch nur um! Wir können die Fehler, die gemacht wurden, nicht mehr rückgängig machen. Aber ihr könnt es! Ihr habt die Chance, etwas zu ändern! Ihr könnt eure und meine Zukunft besser machen.“  

Windräder retten die Welt

Für den Fall, dass ihre kleinen Weltretter etwas auf dem Schlauch stehen, oder die kleinen Zuschauer vor dem Fernseher den Ernst der Lage nicht verstanden haben, erklärt Jess nochmal: „Ok, wow, wir haben gerade eine Nachricht aus der Zukunft bekommen, Leute. So kann es aussehen in der Zukunft, guckt euch um, was fällt euch auf, wenn ins Wasser guckt in den Fluss.“ Brav fällt Team Stadt der Müll auf, den die Grafikdesigner vom ZDF dort in mühevoller Kleinarbeit eingearbeitet. Damit ist aber auch klar: Die Macher der Sender wollen hier keine Dystopie darstellen, sie wollen, dass die Kinder diese finstere Welt als mögliche Realität in der Zukunft erkennen und fürchten. Plötzlich ist alles wieder hell und sie sind wieder in der Gegenwart. „Denn genau jetzt ist die Chance etwas zu verändern, jetzt wo es noch so aussieht, deshalb haben wir vielleicht auch einen kleinen Weckruf gebraucht“, erklärt Jess.

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Nach diesen sonnigen Aussichten auf die Klimakatastrophe ist Team Stadt gefragt. In sieben Minuten müssen sie vier Aufgaben lösen, desto erfolgreicher sie das tun, desto „schöner wird es in der Zukunft aussehen“. Für die erste Aufgabe hat das ZDF weder Kosten noch Mühen gespart. Eins der Mädchen hängt vor der Decke herunter. Sie an einem Seil befestigt, über das ihre Teamkameraden steuern können, wie tief sie hängt. Sie hängt jetzt horizontal über einer Art Pool, in dem Müll schwimmt. Der Müll muss entfernen und ein Becken gebracht werden. Ein Teamkamerad muss die Hängende durch ein Seil zum Müll steuern, während die anderen beiden dafür sorgen müssen, dass sie nicht herunterfällt. Die Pädagogin in Jess klopft sich auf die Schulter für diese „Team Aufgabe“, die sie sich da ausgedacht hat. 

Mit jeder erfüllten Aufgabe werden sie wieder in die Zukunft zurückversetzt und können sich anschauen, was ihre gute Tat dort bewirkt hat. Bei Team Stadt ist der Müll im Fluss verschwunden und die Häuser sind weniger ruiniert – was auch immer das mit der Wasserverschmutzung zu tun hat. Außerdem wird aus dem Parkplatz ein Park. Beim Team Land tauchen mit jeder erfüllten Aufgabe mehr Windräder auf, aus Kühen in Käfigen werden Kühe in Freilandhaltung und die Umwelt wird grüner. Auch beim Team Meer sieht man plötzlich Windräder, die Strandhäuser kommen zurück, die Schiffswracks lösen sich auf und man sieht Möwen. Kaum eine dieser Verbesserungen hat mit den Aufgaben zu tun, die die Team gemeistert haben. Vielmehr wird aus einer dunklen Welt die optimale Zukunftstraumstadt von Grünen, die keine Parkplätze mögen und Windräder für idyllisch halten. Neo ist begeistert. Aber nicht nur Neo ist begeistert – Jess ist in Spendierlaune. Denn wenn die Teams nach einer erfüllten Aufgabe noch Zeit übrig haben, bekommen sie 250 Euro für ihre Wasserschutzprojekte. Im Quiz bekommen sie für jede richtig beantwortete Frage 100 Euro. Insgesamt können alle Teams am Ende jeweils über 1000 Euro verdienen. Das Team Land erhält am 1050 Euro für ihr Umweltprojekt. Die vier wollen damit Obstbäume anbauen, um selbst etwas zu essen zu haben, den Bienen Nahrung zu geben und CO₂ speichern zu können. 

Vereinfachte Fakten, parteiische Darstellung

Alle Kinder sind schon bestens über den Klimawandel und Umweltverschmutzung in Kenntnis gesetzt. Doch dieses Wissen soll gefestigt werden, außerdem will man sicher gehen, dass die Kinder vorm Fernseher auf den gleichen Stand kommen. Deshalb gibt es nicht nur Spiele, sondern auch Einspieler mit Informationen und Experimente. So erklärt einer der Einspieler den Treibhauseffekt und das Steigen der Meeresspiegel und endet mit dem Fazit: „Die wichtigste Aufgabe bleibt aber: Alles für einen guten Klimaschutz zu tun.“ Ein anderer erklärt die Wasserverschwendung der Industrie und ruft die Politik dazu auf, die Ressourcenverschwendung zu regulieren. Wieder ein anderer erklärt, wie das Grundwasser und die Seen durch Überdüngung verschmutzt werden und weist auch hier auf den Handlungsbedarf der Regierung hin.

In den Experimenten wird den Kindern extrem vereinfacht der naturwissenschaftliche Teil hinter den Phänomenen erklärt. Um die Ausdehnung von Wasser bei erhöhten Temperaturen zu erläutern, wird in einem Gefäß rot gefärbtes Wasser mit einer Flamme erhitzt, das irgendwann überquillt. Das Gefäß ist extrem klein und schmal und die Flamme dürfte um einiges heißer sein als die Temperatur auf der Erde – doch Jess tut trotzdem so, als würde genau das auch gerade in den Meeren passieren. In einem anderen Experiment nehmen sie gereinigtes Wasser aus den Klärwerken unter das Mikroskop, um es auf Mikroplastik zu kontrollieren. „Macht ihr schon was, um auf euren Wasserfußabdruck zu achten?“, fragt Jess die Jugendlichen ab. Die geloben natürlich den Verzicht auf unnötiges Plastik. 

Diese eindeutig parteiische und vor allem vereinfachte Art zieht sich durch alle Sendungen. So zum Beispiel bei der zweiten Aufgabe von Team Stadt, wo es um den Wasserverbrauch geht. Neo ist wieder da und erklärt, dass die Menschen zu viel Wasser verbraucht haben. „Uns gehen die letzten Reserven aus. Helft uns und spart Wasser ein!“, ruft Neo auf. Jess erklärt bedrückt: „Da hat Neo absolut recht. Wichtiger Hilferuf, weil da geht es echt um unsere Zukunft, um die Zukunft von unseren Familien, von irgendwelchen Kindern irgendwann. Deshalb müssen wir jetzt definitiv was tun.“ Ganz schön viel irgendwer, irgendwie, irgendwann, dafür, dass wir hier doch von so eindeutigen wissenschaftlichen Prognosen sprechen. Was im gesamten Segment zu diesem Thema aber komplett unterdrückt wird: der Wasserkreislauf. Man spricht von hunderten Tonnen Wasser, das für die Produktionen von vergleichsmäßig kleinen Dingen verbraucht wird, doch man tut dabei so, als wäre dieses Wasser danach einfach aufgebraucht und weg. In der Zukunft von Neo gibt es angeblich fast gar kein Wasser mehr. Es ist, als würden die Menschen das Wasser in den Weltraum schießen. 

Schildkröten in der Nordsee

Das darauffolgende Spiel für Team Stadt besteht daraus, das Wasser der Natur zurückzugeben. Auf einer Wage ist auf der einen Seite ein Modellindustriegebiet, auf der anderen Seite ein Wald. Mit Schwämmen sollen die Jugendlichen dann den Wald „gießen“, bis das Gleichgewicht zur Industrie wieder hergestellt ist. Dabei tut man so, als würde die Industrie das Wasser einfach bunkern, wobei in einem Experiment davor noch gesagt wurde, dass zum Beispiel bei der Herstellung von Jeans das meiste Wasser beim Baumwollanbau verwendet wird – also zum Gießen von Pflanzen. Aber das passt den Wasserrettern genauso wenig ins Bild wie der Wasserzyklus. Es gibt noch einige weitere Unstimmigkeiten. In einem Einspieler wird gesagt: „Immer häufiger kommt es durch den Klimawandel zu heftigen Unwettern und Starkregen. Besonders in zugebauten Städten kann das zum Problem werden.“ Sehen Sie, wie Wetter plötzlich doch wieder Klima ist? In einem anderen Einspieler werden Bilder von Schildkröten in Plastik-verseuchtem Wasser gezeigt, während man über die Plastikverschmutzung in der Nordsee spricht. 

Nicht nur werden Kinder durch das ZDF spielend mit Klimaangst indoktriniert, sie bekommen auch noch einen Haufen Falschinformationen aufgetischt. Man kann nicht behaupten, dass für den Rest der Sendung irgendeine Art von Kosten und Mühen gespart wurden, immerhin sind die Spiele alle in mühevoller Kleinarbeit gebaut worden, man hat ganze 3D Welten am Computer erstellt, Videos geschnitten, Experimente vorbereitet, sogar eine Meeresbiologin angeheuert. Und doch sind die Informationen an vielen Stellen nicht ausgereift recherchiert, nicht stimmig dargestellt und lückenhaft erklärt. Es gibt keinen Grund, weshalb man gerade am wichtigsten Part – dem Inhalt – so sehr spart. Vor allem, wenn man bedenkt, welche Albträume und Panik man den kleinen Zuschauern macht, wenn man ihnen schwarze Horrorlandschaften als Zukunft auftischt, sollte sie ihre Plastikflaschen nicht richtig recyceln. Wer schon so dick aufträgt, der sollte mehr zu bieten haben als Öko-Propaganda und Schildkröten in der Nordsee. 

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