Seit Putin seine Truppen in die Ukraine einmarschieren ließ, gerieten tiefe sicherheitspolitische Überzeugungen ins Wanken. Eine sehr reale, sehr entscheidende und manchmal durchaus unterschätzte Konsequenz: Finnland ist der NATO beigetreten. Eine wesentliche Rolle spielt dabei eine historische Parallele, die tief im nationalen Gefühl lebt. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz sagte Finnlands damaliger Präsident Niinistö schon im Februar 2022, die gegenwärtige Lage erinnere ihn an die Zeit vor dem Winterkrieg. Eine Zeit, als Stalin geglaubt hatte, das finnische Volk spalten, brechen und das Land handstreichartig einnehmen zu können. Doch das Gegenteil war der Fall: Finnland lief als Nation heiß und brachte Stalin eine gefährliche Niederlage bei – vorerst.
Stalin hatte im Jahr 1939 erwartet, dass es ein Leichtes sein würde, den finnischen Nachbarn blitzartig zu überwältigen. Nach der Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Paktes im August 1939 stellte Stalin im September weitreichende Gebietsansprüche an den finnischen Staat – im „geheimen Zusatzprotokoll“ wurden nämlich nicht nur Polen zwischen den zwei Großmächten aufgeteilt. Estland, Lettland, später Litauen und Finnland wurden den „Interessensphären“ der Sowjetunion zugesprochen. Als die finnische Regierung die Forderungen zurückwies, kündigte Stalin am 28. November 1939 den seit sieben Jahren bestehenden Nichtangriffspakt und ließ seine Armee zwei Tage später – nach einem vorgetäuschten Überfall von Finnen auf ein russisches Dorf im Grenzgebiet – nach Finnland vorrücken. Da die Finnen sich nicht freiwillig unterwarfen, wollte er sich seine Beute aus dem Hitler-Stalin-Pakt wohl mit Gewalt holen.
Die Rote Armee überschritt die Grenze mit fast 500.000 Soldaten, 1.500 Panzern und 3.000 Flugzeugen. Finnland standen hingegen nur etwa 150.000 Mann zur Verfügung. Sie hatten nicht viel mehr als veraltete Geschütze, kaum Panzer und Flugzeuge – aber dafür einen besonderen Kommandanten. Carl Gustav Emil Mannerheim war ein ehemaliger russischer General, hatte Zar Nikolaus II. bei seiner Krönung als Teil der Leibgarde zur Seite gestanden, 30 Jahre in Russland gelebt und war nun fest entschlossen, seine Nation gegen die Invasoren zu verteidigen. Als zarentreuer Offizier hatte er der Sowjetunion schon nach der Machtergreifung der Bolschewiki den Rücken gekehrt. Er war es auch, der als Oberbefehlshaber der bürgerlichen Kräfte die „Roten Garden“ im finnischen Bürgerkrieg 1918 zurückgeschlagen hatte. Danach war er kurzfristig Reichsverweser und wurde ab 1933 wieder Feldmarschall. Als die Rote Armee in Finnland einfiel, sollte er erneut zum „Retter Finnlands“ werden.
Motti-Taktik und Molotow-Cocktails
Mannerheims Truppen konnten den Vormarsch der Sowjets dank einer dünnen Befestigungslinie, die sich über die Karelische Landenge zog, nach nur wenigen Tagen aufhalten. Das einfache System aus Bunkern, Schützengräben und Drahtverhauen wurde später als „Mannerheim-Linie“ bekannt. Sie lief entlang des Flusses Vuoksi, dessen seeartige Ausläufer von einer motorisierten Armee kaum überwunden werden konnten. Doch allein, um bis zur Mannerheim-Linie zu gelangen, brauchten die sowjetischen Truppen eine ganze Woche. Dann lief sich die Offensive fest – auch wegen des einsetzenden Winters mit bis zu 50 Grad minus.
Während die kleinen finnischen Infanterie-Einheiten ausgerüstet mit Schneeanzügen auf Skiern durch die Wälder glitten, hatten die sowjetischen Soldaten weder Winterausrüstung noch Tarnanzüge. Ihre Waffen versagten, weil das Schmieröl gefror. Die Fahrzeuge verbrauchten immense Mengen Treibstoff, weil der Motor ständig am Laufen gehalten werden musste – Unmengen, die über die dünnen Nachschubwege unmöglich ersetzt werden konnten. Die Kampfmoral muss ebenfalls gelitten haben – unter der Kälte und den falschen Versprechungen. Denn den Soldaten soll gesagt worden sein, dass das unterdrückte Proletariat Finnlands sie als Befreier empfangen und sich auf ihre Seite schlagen würde. Aber das Gegenteil war der Fall.
Mannerheim nutzte den taktischen Vorteil von Wetter- und Landschaftskenntnis und setzte auf die „Motti-Taktik“, bei der man sowjetische Einheiten von ihren rückwärtigen Verbindungen abschnitt und einkesselte. Finnland setzte auch auf verbrannte Erde. Sie brannten eigene Dörfer nieder und zerstörten alles, was dem Feind nützlich sein könnte – selbst Nutztiere sollen mit Sprengfallen versehen worden sein. Außerdem lauerten überall Scharfschützen, die im tödlichen Weiß beinahe unsichtbar waren. Eine bis heute weltbekannte Erfindung der finnischen Truppen ist eine mit Benzin gefüllte Flasche, die mit einem Stofffetzen entzündet wird – der „Molotow-Cocktail“. Für die Finnen war der Cocktail die sarkastische Antwort auf eine Erklärung des sowjetischen Außenministers Molotow, der propagierte, die sowjetischen Flugzeuge würden statt Bomben nur Brotsäcke für die arme hungernde Bevölkerung abwerfen: Zum Brot gab’s nun das passende Getränk.
Neben dem Willen und dem Einfallsreichtum der finnischen Truppen war wohl auch Stalin selbst ein Grund für die enormen Verluste und die – zumindest zeitweilige – Unterlegenheit seiner Truppen. Stalin hatte, getrieben von seinem Verfolgungswahn im Zuge der Parteisäuberungen 1937, seinen gesamten Offizierskorps als Verschwörer und Verräter verhaften und töten lassen. Dem internen Terror fielen etwa 10.000 Offiziere zum Opfer – die Armee wurde von der eigenen Führung zersetzt. Sie soll sich davon bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs nicht erholt haben. Den sowjetischen Soldaten in Finnland könnte es demnach an sachkundiger Führung gefehlt haben – angesichts der Tatsache, dass sie nicht mal Winterkleidung hatten, wohl nicht besonders weit hergeholt.
Erst als die Truppen der Roten Armee stark verstärkt wurden, gelang ihnen im Februar 1940 der Durchbruch der Mannerheim-Linie. Die Finnen hatten verloren und doch gewonnen. Über 200.000 Russen sollen im Winterkrieg ihr Leben gelassen haben – wurden erschossen, versprengt oder sind schlichtweg erfroren. Auf finnischer Seite beklagt man etwa 27.000 Tote. Stalins Armee war zu diesem Zeitpunkt in so schlechter Verfassung, dass er seinen Plan, ganz Finnland wieder in die Sowjetunion einzugliedern, aufgeben musste. Er bekam eine 35.000 Quadratkilometer große Schutzzone um Leningrad. Finnland verlor damit einen Teil seines Gebiets, aber es hatte sich seine Souveränität bewahrt.
Dieser Artikel erschien bereits zuvor auf Apollo News.
der Weg in die Nato fusste in der Machtübernahme des WEF in vielen europäischen Ländern und seiner installierten Marionetten die den Krieg gegen Russland seit Jahrzehnten vorbereitet haben.
Selbst wenn wir noch knapp am Atomkrieg vorbeischrammen, stehen uns Jahrzehnte der Kriegstreiberei und Aufrüstung
und gleichzeitige Verarmung bevor!
DAS ist der Plan, da hilft auch alle Geschichtsklitterung nicht weiter.
Es war nicht nur der Durchbruch der Festungszone = Mannerheim Linie, sondern die Finnen waren auch ansonsten am Ende. Munition, Waffen, Ausrüstung und auch Männern, sie standen vor dem totalen Zusammenbruch, aber die Sowjets wußten das nicht, weshalb sie auf das Friedensangebot annahmen, ansonsten hätte Stalin weitere 200.000 Mann Verbrauchsmaterial für den ganzen Preis gegeben.
Spannend !
Die Finnen, im Westen oft belächelt, sind nicht zu unterschätzen. Echte Nordländer eben.
Stalin hatte sein gesamtes Offizierskorps hinrichten lassen und im Winterkrieg von 39/40 wurde diese Schwäche offenbar. Danach wurde das Offizierskorps reorganisiert. Hätte es diesen Krieg nicht gegeben, hätte die Sowjetunion 1941/42 keine Chance gegen die Wehrmacht gehabt, da der Winterkrieg die Schwächen der Roten Armee offenlegte.
Alles schön und gut… Doch WARUM kömpften die Finnen gegen die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (Russland hatte mamentlich aufgehört zu existieren)? Als 1939 die FIN Regierung die SU Forderungen ablehnte, deren Akzeptanz das Ende der Souveränität eines unabhängigen FIN Staates bedeutet hätte, setzte die SU die kommunistische Pseudoregierung Kusinins ein. Als das FIN Volk jede Verbindung mit dieser Regierung ablehnte, wurde FIN ein Ultimatum gestellt, und Ende November 1939 griff die Rote Armee an. Der im März [1940] geschlossene FIN-russische Frieden zwang FIN, einen Teil seiner südöstlichen Provinzen abzugeben, die sofort unter bolschewistische Herrschaft gestellt wurden… Die SU erklärte erneut, dass sie sich von FIN bedroht fühle und forderte daher von DE die völlige Aufgabe FINs, was praktisch die Besetzung dieses Staates und die Ausrottung des FIN Volkes bedeutet hätte… DE lehnte ab.
https://www.unz.com/article/why-germany-attacked-the-soviet-union/
Finnlands Nato-Beitritt ist trotzdem ein kapitaler Fehler. Tatsache ist, dass Finnland nach dem 2. Weltkrieg recht glimpflich davongekommen ist – trotz Beteiligung am deutschen Überfall auf die Sowjetunion („Fortsetzungskrieg“, inkl. Mitwirken an der mörderischen Blockade Leningrads). Gegen das Versprechen zukünftiger Neutralität (und geringfügiger Gebietsabtretungen/Reparationen) blieb Finnland die Besetzung durch die Rote Armee erspart; ebenso konnte es – im Gegenzug zum größten Teil Osteuropas – seine Unabhängigkeit behalten und anschließend jahrzehntelang von guten (Wirtschafts-)beziehungen zu Ost UND West profitieren.
Erst im Jahr 2020 wurden die letzten Hakenkreuze der finnischen Luftwaffe entfernt. Das in Deutschland verboten Symbol war in Finnland Jahre lang das offizielle Symbol der dortigen Luftwaffe.
Wer mehr wissen will, sucht mal bei Wikipedia nach „Luftstreitkräfte Finnlands“. Dort sind die Flaggen der Luftkriegsschule und des Geschwaders mit dem Hakenkreuz abgebildet, passend natürlich auf der „rechten Seite“ (LOL) .
1944 erreichte Finnland gegen den Willen des Deutschen Reichs einen separaten Waffenstillstand mit der Sowjetunion. Dieser wurde am 19. September in Moskau unterzeichnet. Da die Vereinbarungen auf Druck der sowjetischen Regierung auch die Bekämpfung der in Lappland stationierten Einheiten der deutschen Wehrmacht durch finnische Truppen beinhalteten, führte dies zum Ausbruch des Lapplandkriegs, der bis zum Frühjahr 1945 andauerte.
Mannerheim war nicht nur ein Taktierer, sondern vor allem das, was Hitler einst über den Verräter Wlassow sagte, „Ein undankbares Schwein“.
Und heute hängen die Finnen wieder ihr Fähnchen in den Wind. Nicht ohne zu vergessen, mit wem sie ab 44 paktierten.
Die Neutralität aufzugeben war trotzdem ein Fehler, jeder der was anderes sagt ist Dumm oder belügt sich selbst … es ist ein Zeichen der Schwäche und nicht der stärke ! Ich Frage mich wie die Schweizer ruhig schlafen können mitten solcher Löwen -lol-
ja alle feinde des großen sozialistischen brudervolkes sind sowieso und automatisch nazis – und finnland gehört ja nunmal klar zur russischen einflusszone, hat ja sogar hitler zugegeben. und dann muss sich ja russland total angegriffen fühlen wenn die jetzt machen was sie wollen….
wahrscheinlich bleibt ihnen gar nichts anderes übrig als sich mit atomwaffen zu wehren….
Die NATO und die Sovieturnion…. Gleiche Taktik, gleiche Ziele…
https://www.unz.com/article/why-germany-attacked-the-soviet-union/
Nach dem angestrebten großen Sieg der NATO wird Finnland dann wohl Gebietsabtretungen in Karelien fordern, oder? Sollen wir wetten?
Habe vor kurzem gelesen, daß bei Putin sämtliche Verurteilungen wegen Stalin-Verbrechen aufgehoben werden sollen, man sich also zu dessen Verbrechen bekennt! Wenn das stimmt, ist es ein (nach Zerschlagung der Gruppe memorial) weiterer Beleg für die Schreckensherschaft Putins, der nicht einmal gegen Geld, wie deutsche Unterhändler frustriert berichteten, die in russischen Kellern lagernden -1945 von der Roten Armee geraubten- deutschen Kulturgüter, die er in Beutefetischismus behalten möchte, zurückgeben will. Was für ein fieser übelster Charakter!
Es fällt schwer, beim Lesen nicht an Putins Überfall auf die Ukraine zu denken. Genau wie damals ist Putins Gerede, das ukrainische Volk „befreien“ zu wollen, billige Propaganda eines Verbrechers, die leider bei nicht Wenigen verfängt. Warum, habe ich bis heute nicht verstanden.
Meiner bescheidenen Meinung nach gibt es für Schweden, Finnland und das Baltikum nur eine WIRKSAME Maßnahme, Russland zur Besinnung zu bringen, auf Abstand zu halten, und das ist die ATOMARE Karte !
Russland weiß, dass seine Soldaten und seine Schrottwaffen nicht reichen, um einen konventionellen Krieg zu gewinnen [siehe Afghanistan, siehe Ukraine].
Es muss deshalb auch wissen, dass jeder Rückgriff auf Atomwaffen der SICHERE eigene Untergang ist. Und zwar für IMMER.