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Medien-Hype

„Die Erlöserin“ – Stern irritiert mit verherrlichendem Cover von Kamala Harris

Kamala Harris ziert das neue Cover des Stern-Magazins. Sie wird in Person der hoffnungsvollen Freiheitsstatue dargestellt. Ist sie „Die Erlöserin?“, fragt der Stern.

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Ein weiser Blick in die Ferne, unmissverständlich dargestellt als die Freiheitsstatue. Die Inszenierung von Kamala Harris auf dem Cover der neuesten Ausgabe des Stern-Magazins passt. Die Coverstory betitelt sie mit „Die Erlöserin?“.

Als Donald Trump die US-Wähler begeisterte und im November 2016 seine demokratische Kontrahentin Hillary Clinton bei den Präsidentschaftswahlen besiegte, titelte der Stern nichts dergleichen. Trump wurde schon im August 2017 stattdessen in Hitlergruß-Pose dargestellt.

Immerhin im Editorial gibt Chefredakteur Gregor Peter Schmitz zu, dass der Hype um die Vizepräsidentin „nicht gerechtfertigt“ sei. Der Text, der sich mit der Erlöser-Thematik auseinandersetzt, verliert dann aber kein Wort über Harris politisches Versagen, beispielsweise als für die Grenzpolitik direkt verantwortlicher „Border Czar“, stattdessen wird ihr in dem Feld sogar die Verantwortung abgesprochen: Sie sei für das Desaster nie verantwortlich gewesen. Weit über 8 Millionen Menschen haben seit Amtsantritt von Präsident Joe Biden die Grenze der USA illegal überquert.

Statt einer tieferen Auseinandersetzung wird Harris als eine Art fröhliche Spaßkandidatin dargestellt, welche dem Untergangspropheten und Egomanen Trump Paroli bieten könne. Inhaltliche Kritik gibt es keine. Auch ihr Vize-Kandidat Tim Walz wird verklärt: Er sei ein „Redneck der lieben Sorte“. Harris und Walz seien ein „formidables Gespann für ganz Amerika“ im Gegensatz stehend zu den „zwei grimmigen weißen Männern am rechten Rand [Trump und sein Vize Vance]“. Ausgelassen wird dabei, dass Walz nicht nur wegen seiner drakonischen Corona-Politik als der Gouverneur von Minnesota, sondern auch wegen mehrerer dubioser Umstände in Bezug auf seine Militärkarriere in der Kritik steht.

Der Hype um die Demokratin Harris wird mit ihrer Botschaft der Freude erklärt. Auch ihre relative Jugend im Vergleich zu Trump und Biden spiele eine Rolle. Dass eine mediale Welle der Begeisterung mitverantwortlich für den Aufwind ist, steht für die Autoren des Artikels anscheinend nicht zur Debatte. Im ganz Amerika ist der Optimismus, den Harris bei Journalisten und Funktionären der Demokraten auslöst, noch nicht angekommen. Laut Umfragen glauben immer noch knapp zwei Drittel der Amerikaner, dass sich ihr Land in die falsche Richtung entwickle. Die Beliebtheitswerte der Biden-Harris Regierung sind immer noch im Keller.

Auch in Wahlumfragen zeigt sich ein differenzierteres Bild, als es der Titelartikel darstellen möchte. Anders als Obama 2008, mit dem Harris im Text mehrmals verglichen wird, zieht Harris in den Umfragen ihrem Konkurrenten nicht davon. Auch kein Erdrutschsieg kündigt sich an. Ganz im Gegenteil – die amtierende Vizepräsidentin ist mit ihrem republikanischen Kontrahenten Trump gleichauf gezogen, doch das Rennen könnte kaum enger sein. Die noch im Editorial der Ausgabe kritisierte (vor allem mediale) Begeisterung um Harris wird auch von deutschen Medien, eben wie mit einem solchen Stern Cover, bedient (Apollo News berichtete).

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