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Atomstrom bleibt Nr. 1 Import

Deutschlands Strom-Wende: vom Exporteur zum Importeur

Deutschland wollte mit seiner grünen Energiewende europäisches Musterland werden. Jetzt zeigen sich die Konsequenzen: Wir wurden vom Export- zum Importland - und importieren vor allem Atomstrom.

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„Früher haben wir unsere Nachbarländer geflutet mit deutschem Strom“ – doch diese Zeit scheint vorbei zu sein. Während Deutschland vor der Coronapandemie als starker Stromexporteur einen Exportüberschuss von bis zu 50 Terrawattstunden verzeichnete, wurden laut der Bundesnetzagentur von Januar bis September 2023 satte 12,8 Terawattstunden mehr Strom importiert als exportiert. Zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten wird die Bundesrepublik damit zum Stromimportland – wobei allen voran Atomstrom aus dem Ausland beschafft wird.

Der Hauptgrund für Wandel von der Export- zur Importnation liegt im Preisgefüge. Die europäischen Strombörsen sind über eine Marktkopplung miteinander verknüpft, die stets das kostengünstigste Angebot bevorzugt. Wie das Handelsblatt berichtet, erläutert Bruno Burger, Senior Scientist am Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme (ISE), dass diese Verbindung dazu führt, dass jedes Land nur so viel Strom produziert, wie der Algorithmus vorgibt. Früher, so Burger, hätten wir „billigen Kohlestrom in das System gepresst“ und unsere Nachbarländer so mit unserem Strom „geflutet“. Aufgrund höherer CO₂-Preise und hoher Importkosten bei Steinkohle durch den Ukrainekrieg ist der Kohlestrom jedoch wesentlich teurer geworden.

Import-Schlager: Atomstrom

Was Berger hier nicht erwähnt, ist, dass neben der mit der grünen Energiewende einhergehenden CO₂-Bepreisung auch die Abschaltung der Atomkraftwerke maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Deutschlands Versorgungssicherheit von anderen Ländern abhängig geworden ist. Die Abschaltung der eigenen AKW hat aber nicht dazu geführt, dass wir in Deutschland auf Atomstrom verzichten – im Gegenteil: Laut aktuellen Erhebungen des (grünen) Agora Energiewende Instituts importiert Deutschland mit 12,6 Terawattstunden am meisten Strom, der von Kernkraftwerken produziert wurde. Gefolgt von Wasserkraft mit 11,2 Terawattstunden und Windenergie Onshore mit 6,9 Terawattstunden.

Nur wenn man alle erneuerbaren Energiequellen zusammenrechnet, stehen sie an erster Stelle des Stromimportes, der hauptsächlich aus den skandinavischen Ländern stammt. Ein Teil der Importe in Bezug auf erneuerbare Energie beruht zudem darauf, dass die Erzeugung wetterabhängig ist und Deutschland nicht über ausreichend Speicherkapazitäten verfügt. So wird hierzulande zu bestimmten Zeiten zum Beispiel mehr Windkraft-Energie oder Solarstrom erzeugt, als verbraucht wird, wir können den Strom jedoch nirgendwo speichern. Der Strom wird dann ins Ausland exportiert, um zu Zeiten des Nachfragepeaks (morgens und abends) entsprechende Ressourcen wieder aus dem Ausland zu importieren.

„Mittags erzeugt die Solarspitze mehr Strom als verbraucht wird, den müssen wir zum Abendessen retten. Nachts müssen wir günstigen Windstrom bis zum Frühstück retten“, so Burger gegenüber dem Handelsblatt. Und „retten“ bedeutet eben: Den Strom exportieren, um später, zu teureren Konditionen wieder Atomstrom zu importieren.

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