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Laut DB-Mitarbeitern

Deutsche Bahn lässt offenbar Züge bewusst ausfallen, um Statistik zu Verspätungen zu schönen

Die DB lässt offenbar Züge ausfallen, um die Pünktlichkeits-Statistik zu schönen, wie Mitarbeiter berichten. Die Bahn rechtfertigt ihr Handeln damit, dass es für Kunden manchmal besser sei, wenn ein Zug ausfalle und sie auf andere umsteigen müssen.

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Zu manchen Zeitpunkten hat jeder zweite DB-Fernzug eine Verspätung. (Symbolfoto, Imago, Ardann Fuessmann)

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Die Deutsche Bahn lässt offenbar bewusst Züge ausfallen, um ihre Statistik zu Verspätungen zu schönen. Damit die Zahlen gut aussehen, werden Kunden gleich zweifach benachteiligt. Dem Spiegel liegen interne Chats und Pünktlichkeitsstatistiken vor. So wurde am 16. September ein ICE von München nach Hamburg ab Köln ausfallen lassen, um die Pünktlichkeitsrate aufzubessern. In einer internen Nachricht der Verkehrsleitzentrale heißt es: „Zug fällt zur Verbesserung der Statistik ab Köln aus.“

Gegenüber dem Magazin bestätigten mehrere Arbeiter, dass dieses Verfahren Praxis sei. An jenem Septembertag betrug die Pünktlichkeitsrate 49,2 Prozent. Pünktlich gilt ein Zug dann, wenn er weniger als sechs Minuten Verspätung hat. Fällt der Zug hingegen aus, taucht er in der Pünktlichkeitsstatistik nicht auf. Der Zug fährt anschließend leer nach Hamburg weiter, weil er dort wieder eingesetzt werden soll. 

„Wir fahren Strom durch die Gegend“, sagt ein Koordinator von Fahrten gegenüber dem Spiegel. Auch am 11. September wurde ein Zug, der wegen eines Notarzteinsatzes 144 Minuten Verspätung hatte, vor Erreichung seines Zielbahnhofes ausfallen gelassen, um die Statistik zu verbessern. „Zug fällt zur Verbesserung der Statistik ab Köln Deutz (tief) aus. Reisende auf alternative Verbindungen verweisen“, heißt es im Chat der Disposition. Auch ein ranghoher Mitarbeiter der Disposition bestätigt, dass Züge leer durch die Gegend fahren, wenn sie als ausgefallen gemeldet werden. 

Auf Anfrage des Spiegels wollte sich die Deutsche Bahn nicht dazu äußern, warum Mitarbeiter der Ansicht sind, dass Züge ausfallen gelassen werden, um die Statistik zu schönen. Mit dem zuständigen Mitarbeiter sei bereits Kontakt aufgenommen worden, seine Formulierung sei falsch gewesen. Das Unternehmen liefert dennoch eine Rechtfertigung für sein Handeln: „Im Einzelfall kann es dann betrieblich sinnvoll sein, eine Zugfahrt vorzeitig zu beenden, um unseren Fahrgästen einen schnellen Umstieg auf den im Takt folgenden Fernverkehrszug zu ermöglichen.“ Weitere Fragen des Magazins ließ das Unternehmen unbeantwortet. 

Kritik an der Deutschen Bahn wird immer wieder auch an der Pünktlichkeitsstatistik geäußert. Im August betrug die sogenannte Reisendenpünktlichkeit 66,7 Prozent. Das heißt, dass zwei Drittel der Züge im Fernverkehr eine Verspätung von weniger als fünfzehn Minuten hatten, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Hinzu kommt die desaströse finanzielle Lage des Unternehmens. So machte die Bahn im ersten Halbjahr 2025 einen Verlust von 760 Millionen Euro. Insgesamt bestehen Schulden in Höhe von 22 Milliarden Euro.

mra

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40 Kommentare

  • Ich habe auch schon von einer Bahn Mitarbeiterin gehört, dass Züge vorzeitig abfahren und die gesparten Minuten aufgerechnet werden.

    Früher habe ich das Bahnticket „Zug zum Flug“ gerne mal genutzt. Das ist mehr als 10 Jahre her und war damals schon nervenaufreibend. Heute kann man nicht mal mehr sicher sein, dass man den Flug noch schafft, wenn man schon 24 Stunden vor Abflug mit der Bahn startet.

    • Man muss ja schon froh sein, überhaupt lebend anzukommen.

      • Das kommt noch hinzu. Das war vor mehr als 10 Jahren noch gar kein Thema. Messerverbotszonen, daran hat noch niemand gedacht zu dieser Zeit.

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  • Hinweis an die Deutsche Bahn: Alle Züge ausfallen lassen. Dann haben wir eine Pünktlichkeitsrate von 100 %.

    • Ja, das wäre die Konsequenz der Misere. Es fährt gar kein Zug, so kann es auch keine Verspätungen mehr geben. Drittweltland lässt grüßen.

  • Der Laden passt gut zum deutschen Staat. Verfälschen, Beschönigen, Menschen einfach im Regen stehen lassen. Aber für diese Leistung, sich jederzeit gut bezahlen lassen.

    • Die DB ist eine 100%ige Tochter des Bundes. Wen wundert es da noch? So fühlt sich Sozialismus an.

  • Nun, dann brauchen wir eben in der Konsequenz noch eine Statistik für die Kategorie „ausgefallene Züge“. Da nivelliert sich die Schönfärberei wieder.

    Mal ganz im Ernst: die Bahn ist immer noch ein staatliches Unternehmen, da alle Aktien sich im Besitz des Bundes befinden.

    Die Umwandlung der Bahn in eine AG scheint mir aber auch der Hauptgrund dafür zu sein, dass nichts mehr funktioniert. Denn wie jede Aktiengesellschaft fühlt sich die Bahn zuallererst nicht ihren Kunden, sondern ihren Aktionären verpflichtet.

    Da wird am Service, der Infrastruktur und dem fahrenden Material gespart, wo immer es geht – bei ständig steigenden Preisen – Hauptsache die Dividende fließen in das Fass ohne Boden, das im Finanzministerium steht.

    Dieses auf einem billigen Buchhaltertrick aus der Waigel-Ära beruhende Hybrid-Modell funktioniert einfach nicht.

    • Du sagst es eigentlich schon. Aktiengesellschaft. …an der Börse werden ALLE Werte manipuliert! Und eigentlich strafbare Handlungen des Staates wurden noch NIE bestraft!

  • Nun, sogar mit Dampflokomotiven und großem persönlichen Einsatz haben es die Eisenbahner der Reichsbahn (Ost) geschafft, ihren Fahrplan einzuhalten.

    Aber bei der Bahn gibt es nach der X-ten Umstrukturierung viel zu wenige „Eisenbahner“ und zu viele, die dort nur „einen Job machen“.

  • Interessiert mich nicht mehr, ich fahre Auto, Motorrad und Fahrrad. Mein Arbeitsplatz ist 10 Fußminuten von zu Hause entfernt, wenn ich nicht gerade Homeoffce habe. Mir tun die Leute leid, die auf Bahn und ÖPNV angewiesen sind, war ich selbst für einige Jahre. Es war schon damals eine Zumutung und zeitweise katastrophal. Ich bin mir nicht sicher, ob es nur Unfähigkeit ist, oder ob man die Bahn mit Absicht verrotten lässt.

  • Gute Idee. Wer gar nicht erst los fährt, kann sich auch nicht verspäten.
    Und schon hat es wieder einer geschafft, Mitarbeiter des Monats zu werden.

  • So langsam keimt der Verdacht auf, dass sogar in der Endzeit der DDR die Institutionen aufrichtiger zu ihren Bürgern waren.

  • Ausgefallene Züge gelten nicht als Verspätungen..

    • Man muss wohl zumindest BWL studiert haben um auf solche Ideen zu kommen.

  • Na, die Logik hat doch was:
    Es kann nie zu spät kommen, was erst gar nicht fährt.
    Das erinnert doch ein wenig an Game of Thrones, wenn es auf den Eiseninseln schallt:
    „Was tot ist, kann niemals sterben!“

  • Im „Entwicklungsland“ China undenkbar. Ich fahre seit 1991 in China mit dem Zug (auch noch mit 01er Dampfloks). Kein Zug war je verspätet. Natürlich ist man auch sicher. Selbst die Überlandbusse sind mittlerweile auf die Minute pünktlich.

  • Das ist alter Kaffee. Wurde schon vor Jahren angewendet um die Statistik zu schönen.
    Ein Zug ist nur dann verspätet, wenn er verspätet ankommt.
    Also werden Züge mit großer Verspätung angehalten (weil defekt?!) und die Passagiere steigen im bereitgestellten Ersatzzug um.
    Keine Verspätung wegen Schaden.

  • Auf so eine Logik muss man erst mal kommen , wir fahren gar nicht, weil wir dadurch die Verspätungsstatistik aufhübschen. Das kann man sich nicht vorstellen….

  • Lieber garkein Zug als einer der zu spät kommt!? Stimmt, dann spart man sich wenigstens die stichfeste Weste!

  • Macht Sinn – aus Sicht der DB. Wenn Verspätungen statistisch erfaßt und (extern) bewertet werden, Komplettausfälle aber unter den Tisch fallen und nicht groß registriert werden.

  • He, das habe ich schon vor Jahren genauso gehört.

  • Ja.. auch eine Art die Zahlen.. den Bonus passend zu bekommen..:-)

    Wer kennt das nicht.. da ist die Kreativität.. und der Idee Reictum irgendwie echt absolut unbegrenzt..:-)
    Hauptsache das hat nichts mit Arbeit oder Verantwortung zu tun.

    Den Bonus.. bekomme ich bei entsprechender Kreativität auch so..:-)

    Wer kennt das nicht..:-)

  • Passiert hier andauernd.
    Regionalzug, fährt 2x die Stunde.
    Erst werden 20 Minuten Verspätung angezeigt, dann noch nen paar Minuten, dann kommt der nächste planmässige Zug.

  • Dann beinflußt die Bahn die Statistik zu Zugausfällen sicher auch extra nachteilig für sich, oder? 🤣🤣🤣 muss ja!

  • “ Insgesamt bestehen Schulden in Höhe von 22 Milliarden Euro.“

    Hatte das schon irgendwelche Konsequenzen?

  • Was man durch Leistung nicht packt, versucht man eben herbeizutricksen.

  • Nachem ich von einer Werkstatt bei einer Reparatur meines alten Toyotas übelst über den Tisch gezogen wurde habe ich mich von meinem Auto getrennt und zwei Jahre lang versucht mich mit Bus und Bahn (Deutschlandticket) fortzubewegen. Das war eine teilweise traumatische Erfahrung, die mir überdeutlich vor Augen geführt hat, wie es in unserem Land inzwischen zugeht! Betrunkene Rambo-Busfahrer, die während der Fahrt mit ihrem Handy spielen, unangekündigte Zugausfälle, ständige Verspätungen und völlig verdreckte und vermüllte Zugabteile mit fast immer kaputten Toiletten. Dazu die obligatorischen Mitreisenden die penetrant laut Telefonieren oder arabische Folklore-Musik auf voller Lautstärke aus ihren Smartphones und Boom-Boxen dröhnen lassen und nur darauf warten, dass Sie von einer ‚Kartoffel‘ gebeten werden, den Lärm zu reduzieren. Zwei Jahre lang war ich nur noch genervt und ständig zu spät. Jetzt habe ich wieder ein Auto – eines das so alt ist, dass ich alles selber reparieren kann!

    • Sie fahren jetzt einen Trabant 601?

  • Ist schon klüger auf einen anderen Zug auszuweichen, statt 3 Stunden zu warten und evtl. noch mehr Anschlüsse zu verpassen. Hat mit Statistik schönen nichts zu tun, sondern ist ein Nebeneffekt, der sich dadurch statistisch ergibt. Im Gegenzug steigt die Zahl der ausgefallenen Züge, was sich in der Statistiks sicher auch nicht besser macht.

    Es steht natürlich jedem frei länger zu warten, statt einen anderen Zug zu nehmen. 🤣 Wohl eine Frage der individuellen Intelligenz.
    So weit ich weiß spendiert die Bahn bei Ausfall sogar den Aufpreis für ICE,… Ich finds kundenfreundlich.

    • Gilt Ihre Intelligenz auch für all die Busfahrten, die immer wieder mal ausfallen? Was, meiner fährt heut nicht, ach kein Problem, ich laufe einfach 15km zur nächsten Haltestelle. Ist immer noch besser als garnicht zu fahren!? 🤦‍♀️

      • Eselkarren geht nicht, die Grünen hätten was dagegen, Tierschutz und so! 😉
        Nach Ihrer Logik weicht man einfach auf einen anderen Zug oder Bus (muss ja dafür auch gelten!) aus und Sie nennen das kundenfreundlich? Für mich ist das Verarsche, aber gut dass es Leute gibt die drauf stehen 🤭

        0
      • Was genau hat das jetzt mit meinem Kommentar zu tun, außer natürlich ein persönlicher Angriff?
        Nimm doch den Eselkarren.

        -1
  • Wenn sich das AN, die regelmäßig zu spät kommen zum Vorbild nehmen würden, könnten wir wenigstens gleich zusperren! Lieber garnicht zur Arbeit gehen als zu spät zu kommen! Halleluja

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