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Neue Studie

Der Geburtenkollaps von 2022

Seit Januar 2022 schrumpft die Geburtenrate in Deutschland rapide. Neue Zahlen bestätigen einen desaströsen Geburtenrückgang für 2023. Experten sehen das Problem in den anhaltenden Krisen. Brisant: erstmals ist die Geburtenziffer deutscher und ausländischer Frauen in Deutschland identisch.

Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) meldet einen neuen Tiefstand der Geburtenziffer. Seit 2009 haben Frauen in Deutschland nicht mehr so wenig Kinder auf die Welt gebracht wie im vergangenen Jahr, das geht aus einer neuen Studie des BIB und der Universität Stockholm hervor. Besonders auffällig: Seit Januar 2022 ist ein rapider Abfall der Lebendgeburten zu beobachten.

Als mögliche Gründe nennt das BIB die Ende Dezember 2020 gestartete Impfkampagne – weil Frauen ihren Kinderwunsch aufschoben haben sollen, um sich zuerst immunisieren zu lassen. Denn der Impfstoff war zu Beginn nicht für Schwangere zugelassen. Ab Herbst 2022 sorgten zahlreiche weitere Krisen für den weiteren Rückgang der Geburtenziffer, so die Autoren der Studie.

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Im Jahr 2023 erreichte die Geburtenziffer dann einen neuen Tiefpunkt seit 2009: Pro Frau werden aktuell 1,36 Kinder geboren. Seit 2010 war diese Zahl gestiegen, vor allem zwischen 2015 und 2018 brachte jede Frau durchschnittlich bis zu 1,59 Kinder zur Welt, auch zwischen 2020 und 2021 stieg diese Ziffer noch einmal auf 1,58 – der erste Lockdown wirkte sich also positiv auf die Lebendgeburten in Deutschland aus.

Der seit zwei Jahren auffällige Abwärtstrend verstärkt den demografischen Wandel: während immer mehr Menschen in Rente gehen und sterben, werden weniger Kinder geboren. Das trägt zu einer alternden Gesellschaft bei und führt nicht nur zu gesellschaftlichen Schwierigkeiten, auch das Sozial- und Wirtschaftssystem wird darunter künftig mangels Arbeitskraft und einer wachsenden Zahl an Renten-berechtigter Personen leiden.

Auch ein anderer Aspekt der Statistik fällt mit brisanten Zahlen auf: von 2015 bis 2016 stieg die Geburtenziffer unter ausländischen Frauen rasant auf über 2,2 Kinder an. Aber: obwohl sich die Geburtenziffer unter Ausländern in der Vergangenheit unabhängig von der Ziffer deutscher Frauen entwickelte, ist die Entwicklung seit 2022 erstmals identisch.

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Der rapide Rückgang der Geburtenziffer, der nach 2021 einsetzte, ist bei deutschen und ausländischen Frauen ähnlich stark ausgefallen. Auch international ist ein ähnlicher Trend zu beobachten. Bis 2100 könnten nur sechs Länder weltweit eine Fertilitätsniveau von über 2,1 Kinder aufweisen – Samoa, Tonga, Somalia, Niger, Tschad und Tadschikistan. Das schätzte ein Expertenteam im renommierten Medizinjournal The Lancet.

Die übrigen 198 Staaten könnten bis 2100 stagnieren oder sogar rückläufige Geburtenziffern verzeichnen. Im Jahr 2050 könnten es bereits 155 Länder sein – 2021 waren es noch 110. Ist die Fertilitätsrate unter 2,0, schrumpft die Bevölkerung. Das ist in Deutschland seit Jahrzehnten der Fall. Außerdem liegt die Geburtenziffer deutscher Frauen seit den 2010er Jahren mit mindestens 0,5 Geburten pro Kopf unter dem Niveau ausländischer Frauen (2022: 1,88).

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