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NDR-Paarcoach kniet vor seiner Frau

Dann gebt uns doch lieber das Patriarchat zurück!

Ein Paarcoach erzählt im NDR, er habe seine Frau auf Knien um Verzeihung für das Patriarchat gebeten. Er hält sich gleichzeitig für einen Helden, weil er an der Erziehung seiner Kinder mitwirkt. Unsere Kolumnistin sagt, wie es ist: Wir Frauen geben auf. Gebt uns das Patriarchat zurück!

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Achtung, Reisewarnung: Sollten Sie planen in nächster Zeit auf der Sozialen Plattform „Instagram“ unterwegs zu sein, gibt es dort Orte, die Sie dringend vermeiden sollten. Instagram ist vorherrschend von einer Spezies besiedelt, die sich Influencer nennt. Diese teilt sich in verschiedene Unterkategorien auf, die bekannteste davon: Beauty Influencer. Die, vor der wir Sie heute warnen wollen, ist allerdings noch viel gefährlicher: die selbsternannten Lifestyle- und Paarcoaches. Sie treten meistens in Paaren auf, wobei jeder Partner einen eigenen Instagramaccount betreibt – extra Punkte für einen weiteren gemeinsamen Familienaccount – wo sie Bilder aus ihrem perfekten Leben teilen (oder dem was sie für perfekt halten). 

Sie sind das was dabei rauskommt, wenn man Tofu, Bollerwagen, Bio-Kernseife und Lastenfahrräder kreuzt und zu Menschen auferstehen lässt.

Diese Lifestylecoaches haben meist keinerlei Qualifikationen die ihre Selbstgefälligkeit rechtfertigen. Sie brüsten sich damit, dass sie bewusst Leben, mit ihren Partnern kommunizieren, eine gesunde Beziehung führen, spirituell zu sich gefunden haben – und natürlich Geschlechterrollen hinterfragen und aktiv bekämpfen. Denn wichtig zu beachten: Diese Lifestyle-Coaches sind meist überzeugte Grünen-Wähler, werben auch gerne mal für die Grünen und sind, was ihre politische Ausrichtung angeht, total auf Linie. Sie betreiben gerne „Gentle Parenting“, eine bestimmte Art der Kindererziehung, die nicht streng oder von oben herab sein soll. Umgesetzt bedeutet das: keine Befehle, sondern stundenlang mit dem Kind darüber zu diskutieren, wie es seine Tomaten geschnitten haben will – und die obligatorische Entschuldigung, wenn man die Erdbeeren falsch serviert hat und das Kleinkind sich davon getigert fühlt. 

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Sie sind das was dabei rauskommt, wenn man Tofu, Bollerwagen, Bio-Kernseife und Lastenfahrräder kreuzt und zu Menschen auferstehen lässt. Sie sollten sie auf Ihrer Reise durch Instagram meiden, um folgende Symptome zu vermeiden, die bereits bei erstem visuellen Kontakt auftreten können: Fremdscham, starke mentale oder körperliche Schmerzen, aber auch eine lebensverändernde spirituelle Erfahrung, die Sie und ihren Blick auf das Universum für immer verändert. 

Held der Elternzeit

Besonders ein Exemplar dieser Spezies ist in den letzten Tagen zu überraschender Berühmtheit gelangt. Der Paarcoach Dr. Christian Roos. Er bezeichnet sich selbst als „Beziehungs- und Bewusstseins-Coach“, sowie „Ehemann, 4-facher Papa, Unternehmer und Life Lover“. Zusammen mit seiner Frau Tanja bietet er Einzel- und Paar Coaching an, für das er schlanke 260€ die Stunde nimmt, ermäßigt 220€ für Clubmitglieder. Dabei bieten sie allerdings keine Therapie an, denn sie sind keine Psychotherapeuten, was man schon an dem ungeschützten Euphemismus „Coaching“ erkennen kann.

Über seinen Kumpel Sebastian Tigges – auf Instagram als „Walking Dad“ bekannt, wurde vergangenen Monat ein Porträt beim NDR veröffentlicht. Seine Leistung: Den Job als Anwalt an den Nagel gehängt zu haben und 12 Monate in die Elternzeit zu gehen. Das ganze musste der NDR einfach festhalten – und als Stargast war auch Dr. Christian „Chris“ Roos höchst selbst dabei. Beide hatten eine tiefgründige Unterhaltung über das Patriarchat. Da gesteht Chris – oder prahlt vielmehr – dass er einst einen sehr bedeutsamen Moment mit seiner Frau hatte, in dem er spontan vor ihr niederkniete und sich dafür entschuldigte, ein Mann zu sein. Das sei wichtig, findet er, denn eine Beziehung lebt von Gleichberechtigung. Dass er als Mann eine Mitschuld an ihrer Unterdrückung als Frau trage, müsse ja irgendwie ausgeglichen werden. 

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Aufmerksame Twitter-User fanden aber schnell heraus, dass er das mit der Gleichberechtigung der Frau nicht ganz so konsequent umsetzt. Einer seiner jüngsten Posts auf Instagram zeigt am Strand von Teneriffa. Dazu schildert er seinen 4-Tage-Trip Windsurfen – „Und Tanja rockt zu Hause die vier Jungs“. Er müsse seine „Batterien aufladen“, da ihn der Alltag mit vier Kindern ausgelaugt hat. Das beste daran: Im gleichen Atemzug erzählt er auch noch, dass seine Frau zwar gerade krank ist und das Baby Fieber hat, seine Frau ihm aber trotzdem heldenhaft diesen Urlaub gönnt. Das ist dann wohl dieser Feminismus von dem alle sprechen. 

Screenshort Instagram

Mehr Theater als ein Mann mit Männergrippe. 

Ich habe mich selbst eigentlich schon als emanzipierte Frau gesehen, mit eigenem Einkommen und eigener Karriere. Aber diese beiden Männer lassen mich denken, dass die Frauenrechte vielleicht doch ein Fehler waren – zum Schutz der Frau. Denn sehen Sie sich die beiden Exemplare doch mal an. Da kümmern sie sich mal ein paar Monate um die Kinder, geben ihren Job für die Elternzeit auf und nehmen an der Erziehung ihrer eigenen Kinder teil – alles Dinge, die Frauen seit Anbeginn der Zeit tun. Und was machen Sie? Mehr Theater als ein Mann mit Männergrippe. 

Sie schaffen es nicht, die Dinge zu tun, die für Frauen das normalste der Welt sind, ohne sich dafür auf Instagram feiern lassen zu müssen. Ohne sich danach so genial und erwacht zu fühlen, dass sie sich dazu befähigt fühlen, ein Coaching für 260 Euro die Stunde anzubieten. Sie machen die Dinge, die Frauen auf der ganzen Welt vollkommen unbezahlt und noch neben der Arbeit tun, machen daraus ein Geschäftsmodell und lassen sich anbeten – bezeichnen sich dann aber als Feministen. Schönen dank auch, aber da wasche ich die Wäsche lieber alleine. 

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