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Proteste wirken

Bundesregierung macht Bauern Zugeständnisse – und will sogar Öko-Richtlinien lockern

Erstmals treffen die mittlerweile abgeflachten Bauernproteste auf fruchtbaren Boden: Die Bundesregierung hat am Donnerstag Angebote für Bürokratieabbau und Steuerfreiheiten gemacht. Die CDU hatte ihre Zustimmung für das Wachstumschancengesetz daran geknüpft.

Die Bundesregierung macht den Bauern nun doch weitergehende Zugeständnisse: Am Donnerstag wurden den einzelnen Bundesländern die Angebote vorgelegt. Es geht um Bürokratieabbau und Steuerentlastung. Damit werden die jüngsten Forderungen der Bauern nach weniger Restriktion und mehr Unterstützung erstmals seit der Förderungskürzung im vergangenen Jahr von der Bundesregierung angegangen.

Als wichtigster Punkt des Regierungsangebots gilt wohl die Wiedereinführung der einkommensteuerlichen Tarifglättung. Diese ermöglicht es den Landwirten, schwache Ertragsjahre mit finanziell stärkeren Jahren in der Steuerabrechnung so zu verrechnen und so ein sichereres Einkommen zu verbuchen. Diesem Vorschlag muss aber zunächst auch die EU-Kommission zustimmen.

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Ein Streitpunkt der letzten Monate war der Steuererlass auf Agrardiesel. Die Bundesregierung plante den Abbau des Steuererstattungsprogramms bis 2027. In den jetzt vorgelegten Angeboten bleibt es zunächst dabei. Zudem soll die sogenannte Flächenstilllegung weiter ausgesetzt werden. Eigentlich müssen Bauern innerhalb der Euro-Zone vier Prozent ihrer Ackerfläche brach legen, um Biodiversität und Renaturierung zu ermöglichen. Des Weiteren könnte die Bürokratie zurückgebaut werden. Zuletzt hatten Bauern moniert, sie müssten teilweise genauso viel vor dem Schreibtisch verbringen, wie mit ihren landwirtschaftlichen Gütern.

Die Angebote an die Bundesländer umfassen weitere Bürokratieabbau-Vorschläge und steuerliche Entlastungen, etwa die Möglichkeit für Landwirte, eine sogenannte Risikoausgleichsrücklage anzulegen. Damit können Bauern eine steuerfreie Rücklage bilden, aus denen wirtschaftliche Einbußen beispielsweise wegen eines ertragsschwachen Jahres ausgleichen können.

Die Angebote der Bundesregierung waren notwendig, um die Zustimmung der CDU für das Wachstumschancengesetz im Bundesrat zu sichern. Dieses Gesetz soll ein Entlastungspaket für die schwächelnde Wirtschaft ermöglichen. Dafür sind jährlich drei Milliarden Euro vorgesehen, die deutschen Unternehmen dann auch zur Klimaneutralität verhelfen sollen.

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Seit Ende Dezember 2023 protestieren die Landwirte in Deutschland gegen die landwirtschaftliche Gesetzgebung in Deutschland. Die mittlerweile revidierte Rücknahme der Steuervergünstigung für Agrardiesel und Erlass der Kfz-Steuer hatten das Fass zum Überlaufen gebracht. Nachdem der Protest in Deutschland seit Februar abgeflacht war, begannen Landwirte im europäischen Ausland mit ihren Protesten.

Am Freitag möchten die deutschen Landwirte in Berlin erneut auf die Straßen gehen. Dafür ist eine Sternfahrt in die Bundeshauptstadt geplant. Weil der eintreffende Frühling die Bauern aber wieder mehr an ihre landwirtschaftlichen Verpflichtungen bindet, rechnet die Polizei Berlin zunächst nur mit etwa 100 Fahrzeugen. Am 15. Januar waren es noch über 5.000.

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