Modenschau in Israel
Blutige Kristalle und zerrissene Brautkleider – Opfer des 7. Oktober demonstrieren die Stärke der Freiheit
Überlebende des Massakers vom 7.10. haben gemeinsam mit israelischen Modedesignern eine Modenschau in Tel Aviv veranstaltet, auf der sie die tragischen Schicksale ihrer Angehörigen in Kleidern und Kunst darstellten. Eine der jungen Frauen war gerade einen Monat verheiratet, als sie mitansehen musste, wie ihr Mann von der Hamas erschossen wurde.
Der 7. Oktober ist nun schon über zwei Monate her. Was schon viele schon längst als Schnee von gestern abgehakt haben, ist für die Angehörigen der Opfer und die Überlebenden der Anschläge noch ein frisches Trauma. Sie müssen sich jeden Tag ihrer neuen Lebensrealität stellen: Dass ihr Mann, ihre Frau, ihre Eltern, ihre Geschwister, ihre Kinder nicht mehr leben und nie wieder zurückkommen werden. Weil sie einen sinnlosen und brutalen Tod gestorben sind, getötet, ermordet, hingerichtet von Terroristen.
Einige junge israelische Frauen haben sich mit Designern zusammen gefunden, um ihre Trauer und Traumata auf eine ganz spezielle Weise zu verarbeiten. In Tel Aviv im alten Jaffa veranstalteten sie eine Modenschau in Gedenken an die Opfer des Terror-Massakers. Die Frauen, die dort über den Laufsteg liefen, sind nicht einfach gecastete Models. Jede von ihnen hat die Anschläge entweder selbst er- und überlebt, oder enge Angehörige verloren.
Darunter die 26-Jährige Yovel Sharvit Trabelsi. Am 7. September dieses Jahres heiratete sie Mor Trabelsi (27). Auf den Tag genau einen Monat später musste sie mitansehen, wie die Liebe ihres Lebens mit einem Kopfschuss ermordet wurde, als die beiden versucht hatten, mit dem Auto von dem überfallenen Nova-Festival zu fliehen. Das Auto kam von der Straße ab und stürzte in einen Straßengraben. Yovel überlebte, indem sie das Blut ihres Mannes über sich verteilte und sich über Stunden tot stellte. Sie schritt in einem zerrissenen Brautkleid über den Laufsteg, ihr Mund verbunden und eine Schusswunde auf ihrer Stirn, die die Wunde ihres Mannes darstellte. Vier Hände sind auf das Kleid genäht, die sie zu packen scheinen. Ein Symbol für die Vergewaltigungen, die sie an dem Tag mit ansehen musste.
Yovel ist nicht die einzige Braut auf dem Laufsteg. Auch Jessica Elter trug ein Brautkleid. Ihre Haare sind hochgesteckt und mit einem Schleier versehen. Mascara läuft ihr über die Wangen. Auf ihrer linken Brust direkt über dem Herz ist eine Schusswunde aufgemalt. Ihre Arme sind hinter ihrem Rücken zusammen gefesselt. Unter ihrer Brust, am Ausschnitt ihres Kleides sind zwei silberne überkreuzte Schwerter angebracht. Jessica hatte nicht die Chance, ihren Verlobten Ben Shimoni zu heiraten, bevor auch er auf dem Festival erschossen wurde. Sie waren den Terroristen eigentlich entkommen, als Ben mehrmals zurücklief, um dutzenden anderen das Leben zu retten. Jessica telefonierte gerade mit ihm, als sie mit anhörem musste, wie er erschossen wurde.
Sapir Taylor Rose hat ihren Bruder verloren und ihre zwei Kinder im Alter von vier und fünf damit ihren Onkel. Zusammen haben die beiden Zeichnungen gemalt von ihrer Familie, Herzen, Blumen und Davidsternen. All das hat Rose auf einen wattierten Stoff gedruckt, aus dem sie dann einen weiten Mantel schneiderte, den sie als „große Umarmung“ bezeichnet. Yarin Amar trug diesen Mantel zusammen mit einer Schleife und Stiefeln mit den gleichen Kinderzeichnungen auf dem Laufsteg. Auch Yarin ist auf dem Festival gewesen. Ähnlich wie Yovel überlebte auch sie, indem sie sich mit dem Blut der Toten beschmierte und sich stundenlang tot stellte. In diesen Stunden hörte sie mit an, wie die Hamas andere umbrachte und vergewaltigte.
Bar Goldstein ist 24 Jahre alt. Sie trug ein goldenes Kleid, das aus Munition gefertigt ist. Sie war am 7. Oktober bereit gewesen, ihre Freunde mit ihrem Körper und ihrem Leben zu beschützen. Sie überlebte wie durch ein Wunder. Tal Lee Menachem trug zunächst ein weißes, halb durchsichtiges Kleid, das sie dann auszog. Ihr Körper ist ganz in eng anliegendem, hautfarbenen Stoff umhüllt. Sie sieht nackt aus, auf ihrer Brust und zwischen den Beinen bedecken sie rote Edelsteine, die auf den Stoff genäht sind, um die Illusion von Blutflecken zu erwecken. Es soll an die vielen vergewaltigten Frauen erinnern. Berichten der Behörden nach, sollen etliche Frauen auf brutalste Art vergewaltigt worden sein. Manchen wurde dabei Knochen gebrochen, andere erlitten Schusswunden an ihren Genitalien, einigen wurde noch bei lebendigem Leib die Brust abgeschnitten.
Als Letzte lief Vlada Patapov über den Laufsteg. Sie erlangte als „The Lady in Red“ am 7. 10. auf tragische Weise globale Bekanntheit, als ein Foto von ihr um die Welt ging, wie sie vom Festival weg, durch die Wüste um ihr Leben lief. Vlada trug ihr blond gefärbtes Haar zu einem tiefen Dutt gebunden, wie sie es am 7. Oktober getragen hatte. Doch dieses Mal trug sie kein rot, sondern blau. Ihr langes Ballkleid ist aus der israelischen Flagge gefertigt. Über ihrer Brust ist kunstvoll der Davidstern ausgeschnitten, dazwischen sind rote tropfenförmige Kristalle eingenäht. Auf ihrem Kopf sind zwei weiße Tauben angebracht. „Auf meinem Kopf trage ich die Friedenstauben, ich schließe die Show mit einem Anblick von Hoffnung.“, sagte Vlada der Presse. Glücklicherweise haben sie und ihr Freund das Massaker überlebt. Ein Glück im Unglück, das tausenden anderen verwehrt blieb.
Diese jungen Frauen gehören eigentlich auf eine echte Modenschau, auf ein Festival oder einfach in die Arme ihrer Liebsten. Sie waren am Anfang ihres Lebens, in der Blüte ihrer Jugend. Sie haben vor dem 7. Oktober ein unbeschwertes Leben geführt, getanzt, geheiratet, ihre Zukunft geplant. Diese Unbeschwertheit wurde ihnen geraubt, genauso wie die Zukunft, die sie nie wieder ganz zurückbekommen werden. Junge Frauen sind nun gezwungen immer einen Teil ihres Lebens in der Vergangenheit zu leben, weil ihre Liebe in der Vergangenheit lebt.
Israelische Frauen müssen das Schicksal von Witwen leben, weil die Terroristen der Hamas das Schicksal von Märtyrern gewählt haben. Doch die Modenschau lässt wieder auferstehen, was die Hamas nicht zerstören konnten: Die Möglichkeit Schönheit selbst in der tiefsten Trauer zu finden und sie auf ihre eigene Weise darzustellen – in weißen Brautkleidern, denn Blut sieht man in schwarzen Burkas nicht.
Diese Frauen machen auf Ihr furchtbares Leid aufmerksam – und lassen sich nicht unter eine Burka aus Schweigen zwingen. Ich finde das stark.
Bisher noch keine Kommentare? Eine sehr ungewöhnliche Art der Trauerverarbeitung. Es ist schwer, hier angemessene Worte zu finden.
Perverse „Mode“
Es ist traurig dass diese Hippies und Anti-Kriegsgegner die sind die für das kriminelle Verhalten der Netanyahu Regierung und der kriminellen Siedler bezahlen müssen.