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US-Wahl

Biden will nun doch mit Trump debattieren

Nachdem lange Zeit alle Zeichen gegen eine Fernsehdebatte im diesjährigen US-Präsidentschaftswahlkampf gestanden hatten, erklärte sich Joe Biden überraschend dennoch dazu bereit, mit Trump zu debattieren. Robert Kennedy Jr., der eine Alternative zu den beiden etablierten Kräften bietet, wird dabei wohl nicht mitdiskutieren dürfen.

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Mit einem kurzen Video in den sozialen Netzwerken schlug US-Präsident Joe Biden öffentlich eine Fernsehdebatte zwischen ihm und dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump vor. Donald Trump nahm prompt an. Nun sollen Ende Juni und Anfang September jeweils eine Debatte zwischen den beiden Kontrahenten ausgetragen werden – deutlich früher als von der offiziellen Debattenkommission ursprünglich vorgesehen.

Bidens Wahlkampfteam begründete die frühen Termine damit, dass die Debatten möglichst noch vor dem Beginn des von den Demokraten groß beworbenen „Early Voting“ (zu Deutsch: „Frühzeitige Stimmabgabe“) stattfinden solle. Dass es überhaupt zu Fernsehdebatten kommt, ist überraschend.

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Zwar sind diese seit 1976 ein fester Bestandteil eines jeden Präsidentschaftswahlkampfs, doch geriet das Format zuletzt zunehmend in die Kritik. Die letzten Debatten im Jahr 2020 glichen dabei eher einem chaotischen Streit zwischen Trump und Biden. Vor allem vonseiten der Republikaner kam zuletzt immer wieder der Vorwurf, dass die Debatten unfair moderiert worden seien.

Im April 2022 setzte die Partei dann den vermeintlichen Schlussstrich unter die Fernsehdebatten und zog sich aus der, bis dahin von beiden großen Parteien getragenen, Debattenkommission zurück. Biden handhabt es jetzt genauso, auch er stellt sich gegen die Kommission. Nun gibt es die Fernsehdebatten also doch noch, aber nicht organisiert von der Debattenkommission, sondern den Sendern.

Trump hatte sich immer offen für eine mögliche Debatte mit Biden gezeigt – wohl bewusst um den fragwürdigen Gesundheitszustand seines Rivalen. Biden passierten zuletzt zahlreiche verbale Missgeschicke. Mal grüßte er bei einer Rede eine bereits verstorbene Kongressabgeordnete, mal las er das Wort „Pause“ fälschlicherweise vom Teleprompter ab, mal behauptete er, Vizepräsidentin Kamala Harris wäre eine großartige Präsidentin, oder dass die USA aus 54 Bundesstaaten bestehe. Kurzum, das Reden ist für den Präsidenten ein schwieriges Terrain.

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Nicht umsonst wurde innerhalb der letzten drei Jahre Bidens öffentliches Auftreten von seinem Team minutiös durchgeplant und kontrolliert. Teilweise stellten Journalisten die Fragen für Pressekonferenzen im Voraus bereit, was nur zufällig öffentlich wurde, als Bidens vorbereiteter Zettel für die Kameras sichtbar wurde. Nun wird sich der Präsident erstmals seit langer Zeit vollkommen auf sich gestellt in der Öffentlichkeit präsentieren müssen. Trump wiederum hält bis heute immer wieder große Abschnitte seiner Reden vollkommen ohne Teleprompter und scheint generell kognitiv deutlich fitter zu sein. 

Trumps Nachteil ist wohl sein unbändiges Temperament. 2020 wurde ihm das zum Verhängnis. Während der Debatten wirkte er unhöflich und unausgeglichen. Er unterbrach Biden nahezu ständig und machte die Debatte nahezu unbrauchbar. Diesmal werden den ehemaligen Präsidenten auch seine laufenden Gerichtsverfahren belasten. Ein Richter hat Trump nämlich dazu angeordnet, nahezu alle öffentlichen Äußerungen bezüglich dem Fall Stormy Daniels zu unterlassen. Das hat zur Folge, dass wenn Biden während der Debatte Trump bezüglich des Gerichtsprozesses angreifen würde, hätte Trump nicht die gleiche Möglichkeit sich zu verteidigen.

Ein weiterer bekannter Präsidentschaftskandidat wird unterdessen vorerst nicht zur Debatte eingeladen. Der Fernsehsender CNN hat für die erste Debatte hohe Hürden für eine Zulassung gestellt. So wird Robert F. Kennedy Jr., der in der letzten CNN-Umfrage 16 Prozent erreichen konnte, wohl nicht teilnehmen können. Denn zusätzlich zu 15 Prozent in Umfragen, die RFK Jr. erreichen könnte, gibt es noch die Voraussetzung, in der nötigen Mehrheit der Bundesstaaten auf dem Stimmzettel zu stehen – jene Zulassungsverfahren sind für Drittkandidaten in den USA notorisch schwer und langwierig.

Deshalb wird das Vorgehen von CNN und den beiden großen Parteien von vielen unabhängigen Wählern und politischen Kommentatoren scharf kritisiert. Viele sehen die Macht des Parteien-Duopols erneut bestätigt. Kennedy, Neffe von John F. Kennedy, präsentiert sich nämlich als eine parteiunabhängige Alternative zu den beiden altbekannten Gesichtern. 

Auch Debatten lediglich zwischen Trump und Biden werden wohl viel zu bieten haben, sollten sie nicht wie 2020 im Chaos enden. Trotz des frühen Datums haben beide Kontrahenten hier die Chance, die Richtung für den Rest der Kampagne vorzugeben.

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