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Spiegel-Interview

Berliner Pfarrerin nennt Gott „superqueer“ und erklärt Jesus zum Feministen

Eine Berliner Pfarrerin spricht in einem Interview über Masturbation, feministische Theologie und queere Gottesbilder. Maike Schöfer sieht Gott als „superqueer“ und erklärt Jesus zum Feministen.

Von

Laut Schöfer muss Jesus zwangsläufig Feminist sein (Symbolbild)

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„Gott ist superqueer“ und „Jesus war Feminist.“ Mit Formulierungen wie diesen hat die Berliner Pfarrerin Maike Schöfer ihre Vorstellungen von Glauben und Kirche umrissen. In einem Interview mit dem Spiegel spricht sie über ihre feministische Bibelauslegung, das kirchliche Verhältnis zur Sexualität – und über Lippenstift im Pfarramt.

Sexualität, so Schöfer, sei „Teil des Menschseins“ und müsse daher „auch für die Kirche ein Thema sein“. Die großen Kirchen hätten das Thema über Jahrzehnte beschämt oder ignoriert und damit mitverantwortet, dass Sexualität bis heute mit Scham und Tabu belegt sei.

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In sozialen Medien erklärt sie zum Beispiel, Masturbation sei kein Problem – im Gegenteil. Sie werde immer wieder gefragt: „Ist es unrein, wenn ich masturbiere?“ Ihre Antwort: „Natürlich nicht! Du kannst alles tun, was du möchtest, und wenn es sich gut für dich anfühlt, dann machst du das!“ Theologisch begründet sie das mit dem Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Masturbation sei, so Schöfer, ein „Liebesakt an sich selbst“.

Zur Unterstützung verweist sie auf die Heilige Hildegard von Bingen, die den weiblichen Orgasmus als ekstatisches und göttliches Moment beschrieben habe. Dies sei eine Möglichkeit, mit Gott in Verbindung zu treten – und aus heutiger Sicht ein „feministischer Akt der Selbstbestärkung“.

Auch das Gottesbild der Pfarrerin weicht von traditioneller Lehre ab. Die Vorstellung eines männlichen „Herrn“ sei durch Übersetzungen geprägt. In der Bibel gebe es zahlreiche andere Bilder – etwa Henne, Bäckerin, Adlermutter. „Gott trägt queere Aspekte in sich“, sagt Schöfer, wenn man Queerness verstehe als „Grenzen sprengen, nicht greifbar und unverfügbar sein“. Ihr Fazit: „Gott ist superqueer.“

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Auf Rollenbilder innerhalb der Kirche geht sie ebenfalls ein. Ihr sei mehrfach geraten worden, keinen roten Lippenstift oder Nagellack zu tragen, weil das für eine Pfarrerin „zu sexy“ sei. Auch bauchfreie Kleidung oder figurbetonte Schnitte würden kritisch gesehen. „Würde ich ein Bikinifoto auf Instagram posten, würden sich Menschen sehr daran stören.“ Eine Teilnahme an einer queeren Datingshow habe sie deshalb verworfen.

Eva sei in der traditionellen Lesart zur Sündenbringerin für die Menschheit gemacht worden. Doch: „Den Sündenfall als solches gibt es aber nicht in der Bibel. Und es gibt auch andere feministische Interpretationen zu Eva.“ Sie habe sich vielmehr widersetzt und „ihren eigenen Weg“ gewählt. Damit sei sie die „erste Neinsagerin“. Frauen würden bis heute zwischen Eva und Maria positioniert – entweder als sündig oder als rein. Beides gleichzeitig zu sein, sei unmöglich.

Auf die Frage, ob Jesus Feminist gewesen sei, antwortet Schöfer: „Ja! Man kann nicht antifeministisch und Christ*in sein.“ Der Glaube stehe für Liebe, Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Frieden – Ausgrenzung sei damit unvereinbar.

Kritik äußert sie an den Strukturen der katholischen Kirche. Diese begünstigten die Macht von Männern und zementierten sie. Der verstorbene Papst sei für sie zwar eine Respektsperson gewesen, habe aber auch „frauenfeindliche, kinderfeindliche und queerfeindliche Sätze gesagt, die ich mit seinem Tod nicht vergesse“.

Zum Thema Zölibat fordert sie Entscheidungsfreiheit. Zur Wahl des neuen Papstes Leo XIV. äußert sie sich zurückhaltend optimistisch. Er werde „sicher nicht gleich die Weihe für Frauen einführen“, doch sie habe ihn als nahbare Figur erlebt, die Frieden betone und sich kritisch zum Kapitalismus äußere. „Ich bin gespannt.“

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143 Kommentare

  • Etwa 3 % der Menschen sind Psychopathen. Das war immer so, das ist so und wird auch immer so bleiben.
    Was sich zu früher geändert hat: Man ignoriert sie nicht mehr, sondern bietet ihnen eine Bühne.
    Ob sich das allgemeine Leben in einer Gesellschaft verbessert, indem man sich ständig mit diesen wahnsinnigen Leuten auseinandersetzt, das kann sich jeder selbst beantworten.

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  • Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. Gegen das Böse lässt sich protestieren, es lässt sich bloßstellen, […]. Gegen die Dummheit sind wir wehrlos. (Dietrich Bonhoeffer)

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  • Wo der Wille zur Wahrheit stirbt, beginnt der moralische Niedergang.
    Die Kirche wandelt in Zeiten des sittlichen Verfalls.

    „Sie haben Augen und sehen nicht, und Ohren und hören nicht.“
    Matthäus 13/13

  • Ja natürlich, Jesus war nicht nur Feminist, nein, er war auch Atomkraftgegner, er war Klimaaktivist und er war für Tempolimit um den Feinstaub zu senken.

  • Gut, dass ich 2021 bei dem Verein ausgetreten bin.

  • Da ist soviel falsch. Und das liegt daran, dass die Bibel nicht „interpretiert“, höchstens erläutert werden muss. Das Wort Gottes ist gültig und unverrückbar in Zeit, Ort und Ewigkeit, es ist kein „Trend“ oder „Mode“.
    Deshalb verlassen Gläubige scharenweise die Landeskirchen und treten in Freikirchen ein oder organisieren selber Hauskreise und Bibelstunden.

  • Würde das ein Moschee-Imam auch so behaupten? 🤔

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  • Alles nur noch ein Irrenhaus.

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  • Tatsächlich waren in den urchristlichen Gemeinden die Frauen gleichberechtigte Mitglieder, und Christus ist dafür bekannt, gegenüber Frauen wesentlich respektvoller gewesen zu sein als seine Zeitgenossen.

    Erst später wurden die Frauen in den Gemeinden degradiert (Apostel Paulus: Mulier taceat in ecclesia – Das Weib schweige in der Gemeinde), was sich durchsetzte, als sich die Kirche als Institution im Staat etablierte.

    Das heißt aber noch lange nicht, dass man heute das Kind mit dem Bad ausschütten und all diese woken Ideologien auf die Religion übertragen soll.
    Es geht bei der Gleichberechtigung der Frauen nicht darum, aus Gott eine Frau zu machen. Damit schafft man keine Gerechtigkeit, sondern einen neuen Irrweg.

    Kirche war und ist immer eine menschengemachte Institution, die sich in menschengemachten Ideologien versteigt, welche der wahre Gläubige nicht braucht.

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  • „Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen, und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?“
    Georg Christoph Lichtenberg

  • Schade, dass man aus dem Verein nur einmal austreten kann.

  • Immerhin wirbt Frau Pfarröse nicht für keine Gurken und Fleischhämmer.

  • „Du kannst alles tun, was du möchtest, und wenn es sich gut für dich anfühlt, dann machst du das!“
    Ich übersetze einmal frei und präsentiere damit das Original:
    „Do what you wilt shall be the whole of the Law“
    Wer die Parallelen nicht sieht, der will nicht sehen.
    Der Verfasser des Originals wäre sicher ebenso erstaunt wie begeistert über diese Entwicklung.

    4
  • Mal noch eine Andere Frage: Was soll das eigentlich, dass Gott immer irgendwas sein müsse?

    Die einen Meinen Gott sei männlich oder weiblich, dann queer und was noch so alles.

    Soll man als Mensch sich etwa mit Gott identifizieren? Wenn Gott männlich/weiblich/divers wäre, wäre ‚ich‘ (wären wir) ja wie Gott?

    Nitzsche sagte (frei aus dem Gedächtnis): „Gott ist tot, weil wir ihnen getötet haben, dadurch das wir nicht mehr an Ihn glauben.“

    Steckt da nicht der Gedanke herinnen, das wir als Menschen nun uns selbst als Götter sehen könnten und Gott somit überflüssig wäre?

  • Es bedarf meiner Meinung nach gar nicht mehr des Islam,
    Kirche und Gesellschaft schaffen es auch so unsere Kultur zugrunde zu richten.

  • Bei dieser theologischen Auslegung stelle ich mir den Herrrn Jesus bei einem heutigen Kirchenbesuch dar. So wie er im Tempel agierte würde er auch in den Kirchen agieren. Damals Händler maßregeln bzw. Anderen Stände leeren heute verbal die Bibel erläutern. Insbesondere die 10 Gebote und seine Gleichnisse in den Focus stellen sowie die Ansage Gottes: seit fruchtbar und nehret euch.

  • Es sind nicht die Bösen, welche die Welt zu Grunde richten, sondern die die zuschauen. Jeder der diese Kirche verlässt, hat meinen Segen!

  • Und der Teufel ist ein karitativer „Bro“.

    Kein Wunder das fremde Glaubensgemeinschaften in Europa ungehindert das Christentum verdrängen. Den größten Support erhalten sie aus den Reihen der christlichen Kirchen und deren hohen Ebenen.

  • Woher weiß sie denn, das Jesus „Feministin“ war? Hat sie ihn persönlich kennengelernt? Was Masturbation anbelangt, so muss das kein Thema in Kirchen sein. Da gibt es anderes. Fordert lieber die Regierungen zum Frieden auf und die Politiker dazu, „ihre“ Demokratie auch zu leben, was bedeutet, zu akzeptieren, dass andere möglicherweise anders denken.

  • Jetzt bin ich buff. Was hat das alles mit dem Kapitalismus zu tun? In dem wollen Frauen doch Karriere machen. Komische Feministin.

  • Nun, ich bin hier auf nichts mehr gespannt, weil hier mittlerweile jetzt schon Bibelzitate zensiert werden.

  • Gibt es tatsächlich noch Millionen Menschen, die so etwas auch noch finanziell unterstützen?

  • Austreten. Was sonst?

  • Was kann man (m., w., d., xyz…) denn noch schmeichelhaftes dazu äußern?
    .
    Selig sind, die da geistlich arm sind … (Matthäus 5:3)

  • „Eine Berliner Pfarrerin spricht in einem Interview über…“
    Schön, aber wer hört sich den Schwachsinn freiwillig an?

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