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Neues LongCovid-Programm

Antidepressiva wirken offenbar gegen Long Covid

Die Bundesregierung hat beschlossen, über 150 Millionen Euro in die Erforschung von Long Covid  zu investieren. Dabei zeigen jüngste Forschungsergebnisse, dass das Krankheitsbild offenbar mit Antidepressiva behandelt werden kann. Könnte es sein, dass zahlreiche Deutsche bis heute an den Folgen der Pandemie-Maßnahmen leiden?

Am Freitagmorgen ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in ausgelassener Stimmung. Stolz verkündet er auf Twitter, dass soeben 150 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt für die Long-Covid-Forschung bewilligt wurden. Ursprünglich waren nur 40 Millionen vorgesehen gewesen. „Deutschland wird somit in EU führend in Versorgungsforschung von LongCovid“, schreibt Lauterbach.

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Auch die Long-Covid-Expertin der Charité, Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen, freut sich über die Entscheidung. Auf Ihrem Twitter-Profil verweist sie auf einen Tagesschau-Artikel von Freitag, in dem sogar von einer Summer von 180 Millionen die Rede ist. „Endlich“, kommentiert die Immunologin, die auch bei der von Lauterbach initiierten Long-Covid-Expertentagung im September teilnahm.

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150 Millionen ist eine enorme Summe, wenn man bedenkt, womit man es hier zu tun hat: Long Covid ist nach wie vor ein medizinisch kaum greifbares Phänomen, das sich auch drei Jahre nach Pandemie-Beginn noch nicht definieren lässt. Auf der Webseite des Robert-Koch-Instituts steht: „Personen mit Long COVID berichten über sehr unterschiedliche körperliche und psychische Symptome. Diese können sowohl einzeln als auch in Kombination auftreten und von sehr unterschiedlicher Dauer sein. Bislang lässt sich daher kein einheitliches Krankheitsbild abgrenzen.“

Die Bundesregierung wiederum informiert auf ihrer Webseite: „Es ist nicht einfach, Long COVID zu erkennen. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein: Erschöpfung, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, Husten, Muskelschwäche, Sprachstörungen. Bislang lässt sich kein einheitliches Krankheitsbild abgrenzen.“

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Das einzige, worauf sich die Ärzte in der Beschreibung von Long Covid bisher einigen konnten, ist, dass es sich um „längerfristige, gesundheitliche Beeinträchtigungen im Anschluss an eine SARS-CoV-2-Infektion, die über die akute Krankheitsphase von vier Wochen hinaus vorliegen“ handelt. So ist es zumindest der S1-Leitlinie zu Long Covid zu entnehmen. Kurioserweise scheint Lauterbach dieser Definition jedoch nicht gänzlich zu folgen. Wie er zuletzt im September bei einem Runden Tisch zur Long-Covid-Versorgung erklärte, sind auch Post-Vac-Patienten, also Patienten mit Impfschäden in die Long-Covid-Forschung einbezogen. Man mache zwischen beiden Patientengruppen keinen Unterschied, so Lauterbach damals. 

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Nun möchte die Bundesregierung also mit Millionensummen diesem kuriosen Krankheitsbild auf den Zahn fühlen, vor dem Lauterbach schon seit Jahren warnt und von ihm auch mehrfach für Impfwerbung verwendet würde. Diese schütze laut dem Gesundheitsminister nicht nur vor schweren Verläufen, sondern auch vor Long Covid. Wie man das bei einem derart unspezifischen Krankheitsbild überhaupt verlässlich untersucht haben will, bleibt offen. 

Interessanterweise gab es zuletzt durchaus erhellende Ergebnisse aus der Long-Covid-Forschung. Wie Lauterbachs Lieblingsexpertin Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen selbst kürzlich auf ihrem Twitter-Profil verkündete, häufen sich Studien, die zeigen, dass die Symptome von Long-Covid-Patienten mit Antidepressiva deutlich verbessert werden können. Scheibenbogen verlinkt eine Studie, die Anfang November im renommierten Wissenschaftsmagazin Nature erschienen ist und bei 90 Prozent der Patienten eine Verbesserung ihrer Beschwerden durch Antidepressiva zeigte. Die Studie basiert allerdings allein auf einer Befragung der Patienten vor und nach der Behandlung mit den stimmungsaufhellenden Medikamenten. 

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Die Erkenntnisse werden in wissenschaftlichen Kreisen immer noch kritisch diskutiert. In einem Artikel des Ärzteblatts von Mitte Oktober heißt es beispielsweise, dass sich der Einsatz eines bestimmten Antidepressivums in der Behandlung von Long-Covid-Patienten nicht bewährt habe. Außerdem können die Wissenschaftler bisher nur spekulieren, über welchen Wirkmechanismus die Antidepressiva die Long-Covid-Symptome beheben. 

Long Covid als Lockdown-Folge?

Eine Theorie wird dabei erstaunlich selten diskutiert: Antidepressiva werden bekanntlich zur Behandlung von Depressionen eingesetzt. Eine Verbesserung von Beschwerden durch diese Medikamente könnte also auch ein Hinweis darauf sein, dass sich hinter dem unspezifischen Krankheitsbild von Long Covid auch psychosomatische Ursachen verstecken könnten. Das heißt, dass die körperlichen Symptome durch psychische Ursachen – wie beispielsweise Depressionen – entstehen. Werden diese psychischen Ursachen therapiert (zum Beispiel durch Antidepressiva), können auch die damit einhergehenden körperlichen Probleme gelindert werden. Zumindest so lange, bis die Antidepressiva wieder abgesetzt werden. 

Dass die Pandemie-Politik mit Lockdowns, Kontaktbeschränkungen, Impfdruck und dauerhafter Panikmache von der Regierung bei vielen Menschen Depressionen ausgelöst hat, ist kein Geheimnis. Zahlreiche Studien haben den Anstieg psychischer Erkrankungen, darunter Depressionen, infolge der Corona-Pandemie belegt. 

Gleichzeitig zeigt die Politik kein Interesse daran, ihre politischen Entscheidungen und Corona-Maßnahmen kritisch zu hinterfragen, die viele Menschen in die Depression trieben. Die Ursache des Problems wird damit nicht angefasst. Lauterbach verschleudert lieber Millionen Euro dafür, damit Wissenschaftler womöglich nachweisen, dass die Politik der Bundesregierung in der Corona-Pandemie keinen Anteil am anhaltenden Leid zahlreicher Deutschen hat. Es wird sich zeigen, ob ihm das gelingen wird.

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