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„Kein durchschlagendes Thema“

ZDF-Morgenmagazin verharmlost Schönbohm-Skandal: „Sehr weit weg vom Alltag“

Tagelang berichtete der ÖRR nicht über die Causa Schönbohm. Nun behandelte das ZDF das Thema - und liefert sofort eine fragwürdige Einordnung. 

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Donnerstag früh behandelte das ZDF-Morgenmagazin erstmalig die Affäre Schönbohm. Moderatorin Dunja Hayali stellte dem Zeit-Journalisten Peter Dausend die Frage, inwieweit die neuen Vorwürfe gegen Innenministerin Nancy Faeser ihr beim Wahlkampf in Hessen schaden könnten.

Dieser antwortete gelassen: Er glaube nicht, dass das Thema die Leute so sehr interessiere. Die Angelegenheiten im BSI (also der Behörde, der Arne Schönbohm als Präsident vorsaß, bevor Nancy Faeser ihn entließ), würde die Menschen nicht interessieren. „Dieses BSI ist sehr weit weg von ihrem Alltag. Ich glaube, dass die Menschen in ihrer momentanen Lage viel größere Alltagssorgen haben“, erklärt Dausend. Dazu gehöre die Inflation und auch die wirtschaftliche Lage des Landes. Der Journalist resümiert: Die Schönbohm-Affäre werde „kein durchschlagendes Thema“ sein.

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Zuvor hieß es: „Die Zeit war weg“ für eine Behandlung des Skandals

Hayali war im Vorfeld auf Twitter dafür kritisiert worden, dass der Öffentlich-Rechtliche-Rundfunk nicht über die Vorwürfe gegen Faeser berichte. Daraufhin hatte Hayali bereits Mittwoch früh angekündigt, das Thema in der Presseschau zu behandeln. Daraus wurde nichts. Hayali erklärte auf Twitter: „Die Zeit war weg.“ In der Redaktion habe sie sich für das Thema eingesetzt, letztendlich wollten „andere“ aber „anderes“. 

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Nun hat es das Thema also – reichlich verspätet – in die Donnerstagsendung geschafft – und hätte kaum unkritischer behandelt werden können. In nur zwei Minuten wird die Causa Schönbohm für unwichtig und realitätsfern erklärt. Man macht sich gar nicht erst die Mühe, die Relevanz des Themas herauszuarbeiten: Eine Innenministerin missbraucht den Verfassungsschutz für persönliche Ermittlungen, mit denen sie nachträglich eine bereits durchgesetzte Entlassung eines Untergebenen rechtfertigen will (Apollo News berichtete). 

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Eine Innenministerin, die den Geheimdienst möglicherweise als Privat-Detektei nutzt und damit rechtsstaatliche Prinzipen aushebelt – das könnte durchaus eine „Alltagssorge“ der „Leute“ sein. Doch darauf scheint man es beim ZDF lieber nicht ankommen lassen zu wollen. Am Donnerstag brüstete sich Hayali auf Twitter damit, das Thema nun „ausführlich“ behandelt zu haben. Das lässt tief blicken.

Anscheinend versteht man beim ÖRR unter kritischer Berichterstattung ein regierungskritisches Thema überhaupt nur zu behandeln. Dass es dabei komplett heruntergespielt wird, ist wohl irrelevant. Eine eigene Meinung bilden können – das soll sich der Morgenmagazin-Zuschauer wohl besser nicht. 

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