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Skurrile Szene

ZDF-Moderator verbietet Experten den Begriff „Spielermaterial“

„Weil Menschen kein Material sind“ verbietet der ZDF-Moderator Jochen Breyer den Begriff „Spielermaterial“ bei der Fußball-EM. Er wisse, dass einige Fans den Begriff kritisch sehen, erklärt der Moderator. Weitere Gründe nennt er nicht. Das Wort steht für die zur Verfügung stehenden Spieler.

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ZDF-Moderator fordert Per Mertesacker und Christoph Kramer auf, den Begriff „Spielermaterial“ nicht weiterzuverwenden – weil „Menschen kein Material sind“.

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Weil das Wort „Spielermaterial“ angeblich kritisch betrachtet wird, kam es im ZDF am Donnerstagabend zum Eklat. Während der Vorberichterstattung zum EM-Spiel der spanischen Fußballnationalmannschaft gegen Italien brachte ZDF-Moderator Jochen Breyer die als Experten geladenen Per Mertesacker und Christoph Kramer dazu, das Wort „Spielermaterial“ nicht erneut zu verwenden, weil das „bei einigen Fans zu Hause kritisch gesehen“ wird.

Mertesacker und Kramer, die 2014 die Weltmeisterschaft in Brasilien gewannen, zeigten sich irritiert. Ein simples „okay“ und ein leichtes Kopfschütteln von Kramer sind die zurückhaltenden Reaktionen der Experten auf den Vorstoß des ZDF-Moderators. Brisant: Zu Beginn des Live-Tickers des Spiels Österreich gegen Frankreich vom 17. Juni hatte der Sender den Begriff noch selbst verwendet. „Das würde auch durchaus Sinn ergeben, da vom Spielermaterial her die klaren offensiven Außen fehlen“, schrieb das ZDF am Montag.

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Am Montag verwendete das ZDF den vermeintlich kritischen Begriff noch selbst.

Auch Kramer und Mertesacker, zwei prominente und auch gerngesehene Experten für den deutschen Fußball, hatten den Begriff das ein oder andere Mal bemüht und damit die den Mannschaften zur Verfügung stehenden Spieler gemeint. Vor dem EM-Spiel hatte beispielsweise Mertesacker auf die veränderte Spielweise der Spanier hingewiesen, „weil sie auch nicht mehr so das Spielermaterial haben, jetzt nur auf Ballbesitz zu gehen“.

Weil Menschen aber kein Material seien, rief Breyer dazu auf, künftig vom „Spielerpotenzial“ oder „Kader“ zu sprechen. Warum genau der Begriff problematisch sein soll, präzisierte Breyer nicht. Möglicherweise schien dem ZDF der sprachliche Zusammenhang zwischen „Spielermaterial“ und „Menschenmaterial“ zu riskant.

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Letzteres wurde zum Unwort des 20. Jahrhunderts gewählt, weil es Menschen nur nach ihrem „Materialwert“ beurteilen würde. Laut Duden und Wörterbuch der deutschen Sprache wird der Ausdruck als „inhumane“ Redeweise oder Bezeichnung verwendet. Besonders populär war das Wort in den 1950er Jahren in Folge des Zweiten Weltkriegs und wurde auch anstelle des Begriffs „Kanonenfutter“ vor allem für Soldaten, die zum Einsatz zur Verfügung stehen, verwendet.

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