Werbung:

V-Day

Wegen Sexismus: US-Ministerium wollte ikonisches Kuss-Foto verbannen

Das Foto eines Navy-Matrosen, der bei der Siegesfeier 1945 auf dem Times Square eine Krankenschwester küsst, ist ein weltberühmtes Symbol. Nun soll es verschwinden: Aus Gründen der „Inklusivität“ und „Awareness“ verbannt das US-Veteranenministerium das Bild.

Von

Das Bild ging um die Welt: Bei der Bekanntgabe der japanischen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg feiern die Amerikaner auf dem Times Square in New York. In überschwänglicher Freude küsste ein Matrose eine junge Frau. Das Foto steht wie kaum ein anderes für den Sieg von Freiheit über Tyrannei und das Ende des blutigsten Konfliktes der Menschheitsgeschichte: ein authentischer Moment überschwänglicher Freude.

Doch das amerikanische Veteranenministerium cancelt das Foto. In einem internen Memorandum ordnet ein Staatssekretär die Entfernung des Bildes aus allen Dienststellen des „Departments of Veterans Affairs“ an. Dies geschehe im Sinne eines „sicheren, respektvollen und trauma-bewussten Arbeitsumfeldes“, heißt es. „Das Foto, welches einen nicht-konsensualen Akt darstellt, passt nicht zur Null-Toleranz-Politik gegen sexuelle Belästigung und sexuelle Angriffe“, heißt es dort.

Werbung

„Jüngste Diskussionen“ hätten die „nicht-freiwillige Natur“ des Kusses betont, heißt es weiter. Mitarbeiter hätten im Bezug auf das Foto „Unwohlsein“ ausgedrückt. Das Foto könne als Gutheißung von sexuellen Übergriffen gesehen werden, so das Ministerium. „Bitte sorgen Sie dafür, dass die Fotografie umgehend entfernt wird“, heißt es in der Anweisung an die Dienststellen.

Das weltberühmte Foto aus dem LIFE Magazine soll den Marinesoldaten George Mendonsa und die österreichische Jüdin Grete Zimmer zeigen, die vor den Nazis nach Amerika floh und in New York als Zahnarzthelferin arbeitete. Die beiden kannten sich vor ihrem weltberühmten Kuss nicht, doch mit der Meldung vom Ende des Krieges, gab es laut dem Militärhistoriker George Galdorisi einen Aufruf im Radio, die erste Krankenschwester zu küssen, die man sah. George Mendosa kam grade mit seiner Freundin aus dem Kino, sah Greta Zimmer und schnappte sie sich in einem Moment der Freude.

Mendosa erzählte später, dass er vor dem Kuss auf einem Flugzeugträger bei Okinawa stationiert gewesen sei. „Bei einem japanischen Angriff sind über 300 meiner Kameraden verbrannt“, erklärte der Mann, der im Jahr 2019 verstorben ist – „Fast ebenso viele wurden schwer verletzt und von aufopfernden Krankenschwestern betreut“. Als er die junge Greta küsste, habe er an eben diese Kameraden gedacht.

Werbung

Danach fiel er seiner Freundin und späteren Frau Rita Petry in die Arme, die man im Hintergrund lachend auf einem der Fotos sehen kann. Es gibt nämlich zwei Varianten des berühmten Fotos – eine von dem in Deutschland geborenen und wegen der Nazis nach Amerika geflohenen Alfred Eisenstaedt und das andere von dem Fotografen und Kriegsberichterstatter Victor Jorgensen.

Zimmer, die im Jahr 2016 verstarb, erklärte in einem Interview mit Kriegsveteranen im Jahr 2005: „Es war nicht so viel von einem Kuss“. Der Moment sei nicht „romantisch“ gewesen, sondern ein Ausdruck von „Gott sei Dank, der Krieg ist vorbei“. Auch wenn sie sich nicht ausgesucht hatte, geküsste zu werden, habe sie Mendosa nie eine böse Absicht unterstellt. Demnach wäre sie wohl kaum dafür gewesen, das ikonische Bild wegen vermeintlichem Sexismus zu verbannen.

Rückzieher des Veteranen-Ministeriums?

Stunden nachdem das Memorandum öffentlich gemacht wurde und sich viele Amerikaner entsetzt darüber gezeigt hatten, dass man das berühmte Bild entfernen will, meldete sich der Kriegsveteranenminister der Vereinigten Staaten auf X (vormals Twitter) zu Wort. Denis McDonough, der sich in den letzten Jahren unter anderem für eine geschlechtsneutrale Sprache in seiner Abteilung eingesetzt hatte, schrieb, dass man das Bild nicht entfernen wird.

Click here to display content from Twitter.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von Twitter.

Werbung

Werbung