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Warum „Cloud Seeding“ keine Verschwörungstheorie ist

„Cloud Seeding“, das künstliche Abregnen von Wolken als Faktor in den aktuellen Fluten in Dubai? Das stempeln viele Medien als Verschwörungstheorie ab. Dabei ist die Technologie seit Jahren im Einsatz - und ist umstritten.

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Seit der Flutkatastrophe in Dubai geht die Debatte „Cloud Seeding“ durch die Medien. Dass das etwas mit dem Regen zu tun haben könnte, wird schnell als Verschwörungstheorie gebrandmarkt. Dabei ist „Cloud Seeding“ selbst alles andere als eine Verschwörungstheorie, sondern seit Jahren öffentlich bekannt und gängige Praxis in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).

Dort wirbt man ganz offen mit den Vorteilen des Programms. Staatliche Meteorologen des National Center of Meteorology & Seismology in Abu Dabi halten Ausschau nach Wolken und entsenden dann nach Sichtung Flugzeuge, die Salze in die Wolken sprühen und so ein frühes Abregnen auslösen sollen. Jede Wolke will man so mitnehmen, denn in den Emiraten ist die Wasserversorgung knapp, gerade nachdem dortige Metropolen in den letzten Jahren explosionsartig gewachsen sind.

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Sorgen, dass das zu Überflutungen führen kann, weil die Infrastruktur des Landes gerade auf starken Regen nicht ausgelegt ist, sind nicht neu. Das US-Technologiemagazin WIRED berichtete etwa im Januar 2020 über einen Zusammenhang von „Cloud Seeding“ und Überflutungen in dem Wüstenland. Damals kam es zu starken Regen an Tagen, an denen das National Center of Meteorology öffentlich über „Cloud Seeding“-Aktionen getwittert hatte. „Wir erhöhen nur die Regenmenge. Wir verursachen keine Überschwemmungen“, beteuerte damals schon gegenüber WIRED ein am Projekt beteiligter Meteorologe.

In jedem Fall sei es jedenfalls schwer, die genaue Ursache der Regenfälle auszumachen, so kann man „Cloud Seeding“ weder klar als Ursache identifizieren noch ausschließen, meinte WIRED damals. Diesmal trafen Dubai nochmal deutlich größere Regenwolken. Diese sind sicherlich nicht ausschließlich durch Cloud Seeding verursacht worden – aber es könnte die Folgen verschlimmert haben.

Das ist schwer zu klären. Auch wenn einige es sofort als Verschwörungstheorie abstempeln wollen. Ein Bericht des Tagesschau-Faktenfinders zog jetzt etwa eine Aussage von Ahmed Habib vom National Center of Meteorology hervor. Der hatte ursprünglich Bloomberg gesagt, dass man sieben „Cloud Seeding“-Einsätze über zwei Tage geflogen hatte. Jetzt meint er gegenüber Gulf News, dass „kein Cloud-Seeding“ in der „instabilen Wetterlage“, wie es Gulf News nennt, stattgefunden habe. Laut Tagesschau dementiert er damit seine frühere Aussage und widerlegt damit jede Verbindung der Technologie zu den Überflutungen.

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Direkt hat er sich dabei aber nicht widersprochen. Durchaus möglich wäre, dass es zuvor „Cloud Seeding“-Flüge gab, man jetzt aber darauf verweist, dass sie ja nicht während des Sturms selbst stattgefunden haben, sondern kurz davor. In jedem Fall, selbst wenn solche Flüge Überflutungen ausgelöst haben, dürfte man bezweifeln, dass eine staatliche Stelle des streng monarchisch regierten Landes, dies öffentlich eingestehen würde.

Im Endeffekt, lässt sich also in Dubai nicht abschließend sagen, ob „Cloud Seeding“ nicht zumindest eine Rolle gespielt hat. Dass es in der Vergangenheit mitunter kleinere Überflutungen durch Starkregen auslöste, gilt allerdings als wahrscheinlich.

In China wird „Cloud Seeding“ derweil als politisches Mittel eingesetzt. Als 2021 die kommunistische Partei Chinas mit Massenveranstaltungen auf dem Platz des himmlischen Friedens in Peking ihr 100-jähriges Bestehen feierte, kam es zum Einsatz, um perfekte Wetterkonditionen zu liefern. Das berichtete damals die South China Morning Post.

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In Vorstädten Pekings schossen Behörden damals Raketen mit Silberiodid in die Wolken und ließen damit mehrere Wolken abregnen. Das Ziel: Damit sollte die Luftqualität für die Veranstaltung in Peking verbesserte werden. Damals blieb trotz Abschaltung entsprechender Fabriken schlechte Luft zunächst in der Stadt. Entsprechende Schadstoffwerte sanken nach der „Cloud Seeding“-Aktion, sodass die Luftqualität von „Moderat“ auf „Gut“ anstieg. Das konnten später Wissenschaftler der Tsinghua-Universität in Peking feststellen.

Zehntausende nahmen an den Feierlichkeiten im Zentrum Pekings statt. Regen begann dort dann erst kurz nach Ende der Veranstaltung. Generell kommt „Cloud Seeding“ in China im großen Stil zum Einsatz. Kein anderes Land hat ein ähnlich ausgeklügeltes System an Messgeräten, Drohnen, Raketen, die so Regen steuern sollen. Das führte mitunter schon dazu, dass sich chinesische Städte gegenseitig „Wolkendiebstahl“ vorwerfen, wenn durch „Cloud Seeding“ nicht im gewünschten Ort der Regen herunterkommt.

Solche Wettermanipulation zusammen mit ihren mitunter negativen Folgen sind also alles andere als Science Fiction oder Verschwörungstheorie – sondern schon seit Jahren Realität.

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