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Neue Vorhaben

Tschechien plant Bau neuer Atomreaktoren zur Versorgung von Deutschland

In Tschechien plant die Regierung den Bau von vier neuen Atomreaktoren - mehr als gebraucht werden. Gegenüber Apollo News erklärt Energieökonom Dr. Björn Peters das auch mit der angespannten Energiesituation in Deutschland: Tschechien plane einen Ausbau auch, um den Strom nach Deutschland zu verkaufen.

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Die tschechische Regierung setzt weiterhin auf Atomstrom und hat nun die eigenen Vorhaben zur Erweiterung der Versorgung durch Nuklearenergie ausgebaut. In Prag plant man jetzt den Bau von bis zu vier neuen Atomreaktoren – ursprünglich war nur einer geplant. Dem Land stehen aktuell zwei Atomkraftwerke mit insgesamt sechs Reaktorblöcken zur Verfügung – vier davon im südmährischen Kraftwert Dukovany, die anderen zwei im südböhmischen Kraftwerk Temelin. Knapp 40 Prozent des tschechischen Stroms wird hier produziert.

Während in Deutschland Atomenergie ein nie endendes Streitthema ist, ist man sich in Tschechien über die Sinnhaftigkeit von Nuklearenergie einig. Keine große Partei stellt sich gegen den nuklearen Ausbau. Auf europäischer und internationaler Ebene ist Tschechien eine der treibenden Kräfte, die sich für den Ausbau und die Nutzung von Atomenergie einsetzt. Auch in der Bevölkerung wird das Thema Atomstrom mehrheitlich positiv aufgenommen.

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„Tschechien interessiert sich für vier Kernkraftwerke, wo zwei ausreichen würden“

Deutschland ist durch die Schwankungen durch Wind- und Solarenergie immer stärker auf Importe aus dem Ausland angewiesen. Ein entscheidender Teil kommt dabei auch aus Tschechien – ein lukratives Geschäft. Auch damit könnte der drastische tschechische Ausbauplan zu erklären sein, der deutlich mehr Kapazität schafft, als Tschechien selbst benötigen würde.

Apollo News fragte den renommierten Energie-Ökonomen Dr. Björn Peters. Der erklärt: „Tschechien interessiert sich für vier Kernkraftwerke, wo zwei ausreichen würden, um die heimische Braunkohle zu ersetzen. Die anderen zwei Kraftwerke werden nach Deutschland und Österreich liefern. Beide Länder verzichten auf Kernkraft, wollen aber dennoch ihren Strommarkt von Kohle und Gas befreien.“

Zum Hintergrund: „Deutschland ist der dominante Strommarkt in Europa, daher ist es rational, dass sich unsere Nachbarn in ihrer Energiepolitik am deutschen Markt ausrichten. Deutschland hat sich durch seine Energiewendepolitik aus dem europäischen Markt einseitig ausgeklinkt. Große Preissprünge werden die natürliche Folgen des Ausbaus wetterabhängiger Solar- und Windkraft sein. Für unsere Nachbarn bedeutet dies auch eine Chance. In gut der Hälfte der Jahresstunden, wenn in Deutschland Strom wetterbedingt knapp ist, können sie Deutschland beliefern, auch mit Atomstrom, dessen Produktion in Deutschland gesetzlich verboten ist.“

Die Tschechen machen dabei, laut Dr. Peters, alles richtig: „Sie fordern von den Anbietern Festpreisangebote, um das eigene finanzielle Risiko niedrig zu halten. Durch staatliche Garantien für den Betreiber CEZ werden Zinskosten deutlich verringert. Der Strom aus diesen vier Kernkraftwerken wird für 5 bis 7 Cent pro kWh mit einer auskömmlichen Gewinnmarge verkauft werden können. Da Deutschland auf lange Sicht Kohle- und Gaskraftwerke betreiben wird, deren Strom durch steigende CO₂-Kosten immer teurer und teurer werden wird, ist es sehr wahrscheinlich, dass die tschechische Strategie lohnt und aufgeht. Ein wirtschaftliches Risiko besteht für die Tschechen nur in einem politischen Schwenk Deutschlands zurück zur Kernkraft.“

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