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Geschichtsrevisionismus

Roth ließ Deutschen-Bezug aus Vertriebenen-Institut streichen

Das Osteuropa-Institut des Bundes, das sich der Kultur und Geschichte deutscher Vertriebener widmen sollte, ließ Kulturstaatsministerin Claudia Roth umbenennen – und die Worte „der Deutschen“ streichen. Es gehe um „allgemeine Sprach- und Osteuropakompetenz“, meint sie. Vom Bund der Vertriebenen kommt Kritik.

Die jüngste Umbenennung des „Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa“ in „Bundesinstitut für Kultur und Geschichte des östlichen Europa“ hat für scharfe Kritik gesorgt, insbesondere beim Bund der Vertriebenen. Bernd Fabritius, der Präsident des Bundes der Vertriebenen, brachte seine tiefe Bestürzung gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zum Ausdruck: „Für uns als Verband und viele unserer Mitglieder fühlt es sich so an, als habe man sich ‚der Deutschen entledigt‘ und wirke dadurch mit am Unsichtbar-Machen eines originären Teils deutscher Geschichte. Unser Schicksal passt wohl nicht mehr zum ideologischen Zeitgeist einer von ‚Mobilität und Migration geprägten Einwanderungsgesellschaft‘.“

Diese Namensänderung, die im September stattfand, wird von Kulturministerin Claudia Roth mit einer gestiegenen „allgemeinen Sprach- und Osteuropakompetenz“ begründet. In ihrer Antwort auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Union erklärte Roth, dass die Änderung „im gegenseitigen Einvernehmen“ mit den Trägern und Partnern des Bundesinstituts erfolgt sei und bereits „in den vergangenen Jahren immer wieder thematisiert“ worden war.

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Christoph de Vries, der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der Unions-Fraktion, sieht in der Entscheidung jedoch einen „eklatanten Bruch mit dem gesetzlichen Auftrag, unsere Geschichte im östlichen Europa zu bewahren“. Er äußerte seine Fassungslosigkeit darüber, dass die Kulturministerin eine solche Entscheidung trifft, „während in der Ukraine ein Krieg tobe“, und betonte die Solidarität vieler deutscher Heimatvertriebener mit den ukrainischen Flüchtlingen sowie die Bedrohung der deutschen Minderheit in der Ukraine.

Die Kritik wird weiter dadurch verschärft, dass auf der Internetseite des Instituts kein direkter Verweis auf die deutschen Vertriebenen und deren Kultur mehr zu finden ist. Die Webseite beschreibt das Institut nun als Berater und Unterstützer der Bundesregierung in allen Angelegenheiten, die Kultur und Geschichte des östlichen Europas betreffen, und erwähnt die Bedeutung von Vielfalt und „gemeinsamem Erbe“.

Der wissenschaftliche Beirat des Leibniz-Instituts für Geschichte und Kultur des östlichen Europa hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet und in einem Schreiben an Roth seine Bedenken geäußert. Das Schreiben kritisiert die Wahl eines Namens, der bereits von einer anderen Einrichtung als „erfolgreiche Marke“ etabliert wurde, und warnt vor dem „Risiko eines Ansehensverlustes beider Einrichtungen“.

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