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Brandenburg

„Nachhaltiges Verfahren“: Grüne wollen Kompostierung von Leichen durchsetzen

In Deutschland werden Menschen vor allem durch Sarg- oder Urnenbestattungen beerdigt. Die Grünen sind jetzt von einer neuen Form begeistert: Sie wollen Leichen kompostieren. In Brandenburg wundern sie sich über die Skepsis der Landesregierung.

Modell eines „Reerdigungs-Kokons“

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Heiner Klemp ärgert sich. Der Grünen-Politiker sitzt im brandenburgischen Landtag und hat eine fixe Idee entdeckt: Er ist begeistert von dem Gedanken, Leichen zu kompostieren. Ja, Sie haben richtig gelesen. Klemp will zwar nicht, dass man Tote auf den heimischen Komposthaufen an der Gartenlaube wirft. Aber was ihm vorschwebt, ist im Prinzip nicht allzu weit davon entfernt: Die sogenannte „Reerdigung“ ist ein alternatives Bestattungskonzept. Bei einer Erdbestattung im Sarg dauert es etwa 20 Jahre, bis der Leichnam sich zersetzt und zu Erde kompostiert.

Die „Reerdigung“ verspricht, den Toten in 40 Tagen zu zersetzen. Dafür wird der Körper in eine Mischung aus Stroh, Heu und Pflanzenkohle gelegt und dann in einer Art Kokon eingeschlossen. Dieser Kokon besteht aus einem Netz aus Holzwolle und Stroh, das mit Erde bedeckt ist. Unter konstanter Temperatur um die 70 Grad und Sauerstoffzufuhr erledigen Mikroorganismen den Rest.

Die Grünen sehen in dieser Leichenkompostierung viele Chancen: Abgeordneter Klemp hofft „auf ein umweltfreundliches und nachhaltiges Verfahren, das kostengünstiger sein soll als eine herkömmliche Bestattung.“ Damit das funktioniert, muss der Tote aber regelmäßig bewegt werden. Während des „Reerdigungs-Prozesses“ wird der Kokon geschaukelt und gewendet, damit sich die Leichenflüssigkeit darin gleichmäßig verteilt.

Pietätlos, Störung der Totenruhe – Konservative kritisieren Grüne

Das entspreche keiner pietätvollen Behandlung des Toten, kritisiert das CDU-geführte Innenministerium. In der Antwort auf eine kleine Anfrage der Grünen wird außerdem auf weitere Fragen der Pietät hingewiesen. Das „Schnellkompostierverfahren“ sei nicht mit der Würde des Verstorbenen vereinbar. Bestrebungen, die „Reerdigung“ neben der Sarg- und Urnenbestattung anzuerkennen, seien deshalb nicht geplant, erklärt die Landesregierung in Potsdam.

Auch die AfD kritisiert die Grünen-Vorschläge als pietätlos. Man halte an einer Bestattungskultur fest, die mit Gräbern und Friedhöfen dem Gedenken und Erinnern an Verstorbene einen Anknüpfungspunkt gebe, sagt Fraktionschef Hans-Christoph Berndt laut rbb. „Unsere Toten sind keine Biomasse.“ Und auch die SPD hat Bedenken: Der Abgeordnete Johannes Funke fürchtet, durch dieses Bestattungsverfahren könnten Friedhöfe als Gedenkorte an Bedeutung verlieren.

Heiner Klemp ärgert das: Der Grüne wünscht sich eine offene Debatte über das alternative Bestattungsverfahren – und spricht dabei von „Technologieoffenheit“.

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