Werbung

Münster

Museums-Kuratoren wollen einen der bedeutendsten deutschen Expressionisten wegen Sexismus und Rassismus canceln

In Münster soll zu seinem 150. Geburtstag einer der bedeutendsten deutschen Expressionisten geehrt werden. Doch nun werfen ihm die Museums-Kuratoren Sexismus und Rassismus vor. Sie rücken ihn gar in die Nähe der Nationalsozialisten, obwohl seine Kunst als „entartet“ galt.

Otto Mueller: Die Liegende (1914)

Werbung

Otto Mueller war einer der bedeutendsten Maler des frühen 20. Jahrhunderts – seine Werke werden in den prominentesten Museen der Welt ausgestellt, etwa dem Museum of Modern Art in New York. Zum 150 Jubiläum seines Geburtstages werden in Münster einige seiner Gemälde, Aquarelle und Grafiken zurück nach Deutschland geholt und für einige Monate hier ausgestellt. Statt sich über die Möglichkeit zu freuen, werfen Otto Mueller nun ausgerechnet die Macher der Jubiläumsausstellung Rassismus und Sexismus vor – stellen ihn gar in Verbindung mit den Nationalsozialisten.

Wie die NZZ berichtet, werden dem Künstler, der 1930 starb, von den Kuratorinnen – es sind alles Frauen – zwei Dinge zur Last gelegt: Er habe nackte Frauen aus einem „männlichen Blick“ heraus gemalt und sie so sexualisiert sowie namenlos als reines Objekt dargestellt. Zuschauerinnen könnten sich durch diese Bilder unwohl fühlen, heißt es in einem Begleittext zu der Ausstellung.

...
...

Zweitens habe er klischeehafte Darstellungen von Sinti und Roma gemalt, die heutige Angehörige des Volkes verletzen könnten. Im Ausstellungskatalog heißt es, dass Muellers Malweise Ausdruck von „ethisch fragwürdigen Haltungen, sozialer sowie wirtschaftlicher Ausbeutung, sexueller Gewalt, rassischer Dominanz und Überlegenheit“ sei.

Dass 357 seiner Werke 1937 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden und teilweise als entartete Kunst ausgestellt wurden, ist für die Organisatoren der Ausstellung nur zweitrangig. Auch dass Muellers Interesse für die Sinti und Roma laut NZZ daher rührte, dass er selbst der Meinung war, dass seine Mutter Angehörige der Volksgruppe war, interessiert sie wenig.

Die Kuratoren behaupten, dass die Tatsache, dass Muellers Werke während des Nationalsozialismus als entartet galten, den Maler „in eine vermeintliche, jedoch falsche Unschuld“ hüllen würden. Denn in Wahrheit würde der Maler mit seinen Werken genau jene rassistischen Stereotypen reproduzieren, die die Nationalsozialisten zu ihrer Verfolgung und Ermordung an den Sinti und Roma veranlassten.

Muellers Aktwerke würden laut der Kunstausstellung in Münster zudem „eine hierarchische Geschlechterordnung“ spiegeln, „in der die nackte Frau einmal mehr zum sexuell verfügbaren Objekt wird“. Dabei waren die Vorbilder für seine Akte seine Partnerinnen, die auch als Künstler tätig waren und ein selbstbestimmtes Leben führten. Als Angehöriger der Künstlergruppe „Die Brücke“ stand außerdem auch Mueller selbst dafür, bürgerlichen Konventionen hinter sich zu lassen.

Die Ausstellung im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster geht bis zum 02. Februar 2025.

Sie haben brisante Insider-Informationen oder Leaks? Hier können Sie uns anonyme Hinweise schicken.

Werbung