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Tunesien

Migrantenkonflikte und der Sprung nach Europa

Tunesien steckt in einer Migrationskrise. Arbeitslosigkeit und Inflation kollidieren mit Verbrechen durch Migranten. Illegale reisen weiter - nach Europa.

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Einst galt Tunesien als arabisches Vorzeige-Land. Doch nun steckt der Maghreb-Staat in der Krise. Immer wieder kommt es zu Demonstrationen: gegen den Präsidenten, gegen hohe Preise – und gegen Migranten aus Staaten südlich der Sahara.

Denn Tunesien ist in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Sprungbrett-Staat für Menschen aus Staaten wie Guinea, dem Kamerun oder Mali  geworden. Für viele ist es eine Zwischenstation auf dem Weg nach Europa. Andere aber blieben auf ihrem Weg in Tunesien, etwa weil ihnen das Geld ausging. Rund 21.000 Menschen aus Staaten südlich der Sahara halten sich nach Schätzungen in dem Zwölf-Millionen-Einwohner-Land auf. Das sorgt für Konflikte.

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Erst in der vergangenen Woche eskalierte die Situation etwa in der Küstenstadt Sfax, aus der viele Boote in Richtung Europa ablegen. Dort wurde ein Tunesier nachts erstochen. Ein Abgeordneter sagte danach in einer Videobotschaft, er habe die Tat beobachtet, vom Tatort sei eine Gruppe Migranten geflohen. Die Staatsanwaltschaft ließ drei illegale Migranten festnehmen.

Nach der Beerdigung des Opfers riefen einheimische Tunesier riefen zur Rache auf: Es kam zu schweren Zusammenstößen, bei denen offenbar eine Unterkunft, in der Migranten leben, angezündet wurde. Die Polizei evakuierte schließlich Migranten aus dem Ort. Als die Beamten sie aus ihren Unterkünften holten, begleiteten Anwohner die Szene mit Applaus.

Die Folge: Immer mehr Migranten verlassen Tunesien nun, oft in Richtung Europa. Die Zahl ist in der ersten Jahreshälfte 2023 bereits sprunghaft angestiegen. Italien verzeichnet in diesem Jahr bereits mehr als 69.000 Ankünfte über das Mittelmeer, vor allem aus Tunesien und Libyen 2022 waren es bis zum 9. Juli weniger als 31.000. Ende Juni etwa erreichten 14 Boote mit rund 700 Menschen die Insel Lampedusa, berichtet t-online. Davon legten zehn in Tunesien ab, der Rest in Libyen. Tunesien hat keine Strategie, um mit den illegalen Migranten im Land umzugehen, geschweige denn eine Migrationspolitik oder zumindest ein nationales Asylrecht. Das kleine nordafrikanische Land löst zunehmend Libyen als Migrations-Drehscheibe ab. 

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