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Gewalt gegen Minderheiten

Lage in Bangladesch eskaliert weiter – Ex-Premierministerin meldet sich zu Wort

Die katastrophale Lage in Bangladesch beruhigt sich nicht. Jüngst zünden Islamisten ganze Dörfer der Hindu-Minderheiten an. Immer noch fehlt eine Reaktion der Übergangsregierung. Unterdessen meldet sich die geschasste Premierministerin Hasina Wajed zu Wort, und verliert sich trotz Bedauern ob der Gewalt gegen Hindus, in anti-amerikanischen Verschwörungstheorien.

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Immer wieder erreichen die Welt erschreckende Bilder aus Bangladesch. Ein neues Video soll zeigen, wie ein islamistischer Mob zwei mehrheitlich hinduistische Dörfer niederbrennt, Baruapara und Laxipara. Bereits in der letzten Woche wurden ähnliche Gräueltaten in Bangladesch dokumentiert – Soldaten, die auf Menschen einprügeln, Frauen, die gedemütigt werden. Immer wieder werden auch die Leichen von ermordeten Hindus gezeigt. Die offiziellen Zahlen gehen zwar immer noch von Opferzahlen im niedrigen einstelligen Bereich aus, doch diese stehen im klaren Gegensatz zu den zahlreichen Videos, welche in den sozialen Medien kursieren.

Das südostasiatische Land steckt seit Wochen im Chaos. Nach wochenlangen blutigen Protesten trat die autoritäre Regierungschefin Hasina Wajed zurück und floh aus dem Land. Das Militär organisierte eine Übergangsregierung. Daraufhin brach eine Flut von Angriffen auf die hinduistische Minderheit im Land herein. Die neue Regierung tat nichts, das Militär half offenbar in Teilen bei der Verfolgung von Hindus mit. Auch im Ausland verschloss man lange die Augen vor der Situation in Bangladesch.

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Erst vier Tage nach der Eskalation der Gewalt gegen die Hindus verurteilte UN-Generalsekretär António Guterres, mitgeteilt durch einen Stellvertreter, das Vorgehen gegen die religiöse Minderheit. US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris, die sich oft gerne auf ihre indischen Wurzeln (dem größten hinduistischen Land) beruft, bleibt unterdessen still.

Die geschasste Premierministerin Hasina Wajed äußerte sich inzwischen anscheinend erstmals seit ihrem Rücktritt in der Öffentlichkeit: Sie wird dazu ausführlich in der Economic Times zitiert: Hasina bedauere die Gewalt im Land und kündige eine baldige Rückkehr nach Bangladesch an. Gleichzeitig behauptete sie, sie hätte an der Macht bleiben können, wenn sie Bangladeschs territoriale Souveränität aufgegeben hätte.

Sie hätte dafür die St.-Martin-Insel im Golf von Bengalen an Myanmar abgegeben und den USA mehr Einfluss im Golf zugestanden, behauptet sie. Hasina warnte ihre Mitbürger davor, von „radikalen Elementen“ manipuliert zu werden. Indirekt bezichtigt sie die USA somit, für den Umsturz in ihrem Land zumindest teilweise verantwortlich zu sein. Ihre Ausführungen scheinen jedoch zweifelhaft. Demonstranten hatten bereits den Regierungssitz und zahlreiche andere Regierungsgebäude besetzt. Die Armee hatte ihre Loyalität gegenüber Hasina bereits aufgegeben. Es blieb ihr wohl kaum etwas anderes übrig, als zurückzutreten.

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Ihre Ausführungen werden aber ausgerechnet von Hasinas Sohn, Sajeeb Wajed, angezweifelt. Sie habe, so er, „weder vor noch nach dem Verlassen Dhakas [der Hauptstadt Bangladeschs] eine Erklärung abgegeben“. Sajeeb Wajed hat seit dem Ende von Hasinas Regierungszeit als informelles Sprachrohr fungiert, hat aber schon mehrmals widersprüchliche Behauptungen aufgestellt, wie beispielsweise als er anfangs feststellte, dass sich seine Mutter nach ihrem Rücktritt aus der Politik zurückziehen werde, bevor er zurückruderte und ankündigte, dass sie im Falle von Neuwahlen ins Land zurückkehren wolle.

Hasina Wajed und ihre Awami-Liga regierten das Land vor ihrem Sturz bereits für 20 der letzten 30 Jahre. Die ehemalige Premierministerin führte dabei einen moderaten Kurs gegenüber der Hindu-Minderheit. Zum Verhängnis wurden ihr nun Studentenproteste, die sich gegen eine Quotenregelung im öffentlichen Dienst richteten. Nachdem mehrere hundert Demonstranten durch Polizeigewalt zu Tode gekommen waren, eskalierten die Proteste nur noch mehr, bis Hasina schließlich fliehend das Land in Richtung Indien verlassen musste.

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