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Insider-Bericht

„Ich liebe Literatur, aber Politik ist wichtiger“ – anti-weißes Zerwürfnis bei staatlich gefördertem Literaturpreis

Auch in der Kulturbranche scheint „Diversity“ an ihre Grenzen zu stoßen: zwei Jurorinnen des vergangenen „Internationalen Literaturpreises“ – der auch aus Steuergeldern finanziert wird – packen nun über die anti-weiße Stimmung der Jury und deren Politisierung der Kunst aus.

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„Es ging um Nationalität, ethnische Zugehörigkeit, Hautfarbe, um Politik und nicht um Literatur“, resümieren zwei Jury-Mitglieder über den vergangenen „internationalen Literaturpreis“. Dabei gibt der Ausrichter, das aus Steuergeldern finanzierte Haus der Kulturen der Welt (HKW), in den eigenen Statuten an, eine Preisverleihung dürfe nicht aufgrund oberflächlicher Kriterien erfolgen.

Diesen Grundsatz ließ das HKW beim „internationalen Literaturpreis“ im vergangenen Jahr wohl außer Acht. Das berichten zumindest die Jury-Mitglieder Juliane Liebert und Ronya Othmann in der Zeit. Das von ihnen gezeichnete Bild zeigt: Die Jury, bestehend aus sieben Personen, verfolgte weitgehend sexistische und rassistische Motive bei der Bewertung der eingereichten Werke, weil weiße Autoren kaum eine Chance hatten – trotz überzeugender Veröffentlichungen.

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Juroren vergeben Punkte nach rassischen Kriterien

Die Juroren waren dafür zuständig, eine sogenannte Shortlist aufgrund literarischer Kriterien zu erstellen. Eine Liste, auf der die sechs nominierten Titel zu finden waren. Ein Blick auf die Liste zeigt: nominiert wurden ursprünglich ein männlicher und fünf weibliche Autoren. Darunter ein auf Französisch publizierender Senegalese, eine in den USA wohnhafte Südkoreanerin, eine russische Autorin, die nach Berlin ausgewandert ist, sowie jeweils eine belarussische, mexikanische und französische Autorin.

Eine ziemlich bunte Truppe. Doch offenbar nicht bunt genug. Die Shortlist-Nominierung erfolgte über ein Punktesystem, wobei jeder Juror sechs Punkte, je einen pro Buch, vergeben konnte. Vier Bücher, die nur von zwei Juroren Punkte bekamen, wären eigentlich aus der Liste gefallen – doch das passte einer Jurorin laut Othmann und Liebert nicht ins Bild.

Denn drei der vier Nicht-Finalisten sind schwarze Frauen. Sie könne nicht damit leben, dass stattdessen eine weiße Französin nominiert werde, soll die Jurorin sinngemäß gesagt haben. Also verteilte sie ihre Punkte um – andere Juroren folgten ihrem Beispiel. Die französische Autorin wurde abgewählt, stattdessen sollte ein inklusiverer Autor nachrücken.

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Schlechte Autorin, aber Schwarz – das zählt

Hier wiederum sahen die Juroren von einem jüdischstämmigen Autor, Péter Nádas, ab – obwohl dessen Titel gefeiert worden war. Stattdessen wurde mit Cherie Jones eine schwarze Schriftstellerin nominiert, deren Werk zuvor als „Gewaltporno“ und „netflixstyle“ abgelehnt wurden.

Othmann und Liebert beschreiben, wie Jury argumentierte: Die Französin müsse raus, weil sie weiß sei, ein spanischsprachiger Autor müsse unbedingt vorhanden sein und obwohl Péter Nádas das bessere Buch geschrieben hatte, wurde Cherie Jones gewählt. „Sorry, ich liebe Literatur, aber Politik ist wichtiger“, soll ein Juror zu Liebert gesagt haben.

Othmann und Liebert waren mit alledem nicht einverstanden – konnten aber auch nichts dagegen tun. Ihre Veröffentlichungen zeigen aber, dass die Diversifizierung auch im Kulturbereich an Grenzen stößt. Besonders pikant: das HKW wird vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien – derzeit die vielfach kritisierte Grünen-Politikerin Claudia Roth – und vom Auswärtigen Amt direkt finanziert.

Der „Internationalen Literaturpreises“ ist hoch dotiert: Der Gewinner-Autor erhält 20.000 Euro, der dazugehörige Übersetzer 15.000 Euro. 2023 gewann der senegalesische Autor Mohamed Mbougar Sarr mit seinem französischsprachigen Buch „Die geheimste Erinnerung der Menschen“.

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