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Berlin

Herzbeschwerden bei jungen Leuten: 71 Prozent mehr Rettungseinsätze als in Vor-Corona-Zeiten

Im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten ist die Zahl der Rettungseinsätze wegen Herzbeschwerden und Schlaganfallsymptomen stark gestiegen - durch alle Altersgruppen, vor allem aber bei jungen Leuten und Kindern.

Seit 2021 ist ein mysteriöser Anstieg von Schlaganfallsymptomen und Herzbeschwerden zu verzeichnen. Das geht aus einer Anfrage des parteilosen Abgeordneten Antonin Brousek im Berliner Abgeordnetenhaus in Bezug auf die Zahl der Rettungseinsätze hervor. Die Berliner Zeitung hat die Zahlen nun ins Verhältnis zu den Vor-Corona-Jahren 2018/2019 gesetzt – und einen erheblichen Anstieg festgestellt.

Demnach kam es 2023 zu über 52.000 Einsätzen im Zusammenhang mit Herzproblemen – ein Anstieg von 56 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt aus 2018 / 2019. Die erhöhten Einsatzzahlen zeigen sich dabei bei allen Altersgruppen. Besonders groß ist der Zuwachs jedoch in den jüngeren Alterskohorten. In der Gruppe der 31- bis 40-Jährigen mussten 2018 und 2019 im Schnitt 3.083 Einsätze gefahren werden. 2021 lag diese Zahl hingegen bei 4.223 und 2023 sogar bei 5.181. Gegenüber dem Schnitt der Vor-Corona-Jahre von 2018 und 2019 bedeutet dies einen Zuwachs von 71 Prozent.

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Mehr als verdoppelt haben sich dabei auch die Einsätze in der Altersgruppe von Kindern bis zehn Jahren – ein Alter, in dem Herzbeschwerden eigentlich sehr selten sind. 2018 und 2019 mussten wegen solcher Fälle im Schnitt 118 Rettungswagen ausrücken. 2022 mussten jedoch 278 und im Jahr 2023 insgesamt 232 Einsätze gefahren werden. In der Altersgruppe von elf bis 20 Jahren gab es durchschnittlich 904 solcher Einsätze in den Jahren 2018/19. Diese Zahl stieg im Jahr 2021 auf 1.066, im folgenden Jahr auf 1.332 und lag im vergangenen Jahr dann bei 1.231.

Bei Einsätzen aufgrund von Schlaganfall-Symptomen zeichnet sich ein ähnliches Bild. 2018 und 2019 kam es durchschnittlich zu 16 Einsätzen wegen Kindern bis zehn Jahren, die entsprechende Symptome zeigten. 2021 gab es 25 Einsätze, im Jahr 2022 dann 28 Einsätze und 2023 lag die Zahl bei 23 Fällen. In der Altersgruppe von elf bis 20 Jahren gab es im Durchschnitt 66 Fälle in den Jahren 2018/19. Diese Zahl stieg im Jahr 2021 auf 104, im folgenden Jahr auf 131 und 2023 dann auf 155 Fälle an. Gegenüber den Vor-Corona-Jahren bedeutet dies einen Anstieg um 135 Prozent.

In einer weiteren Anfrage wollte der ehemalige SPD-Abgeordnete Robert Schaddach wissen, wie sich die Innenverwaltung den Anstieg erkläre: „Der Anstieg der Rettungsdiensteinsätze von rund 31 Prozent im Zusammenhang mit Herzbeschwerden gegenüber dem Schnitt von 2018/19 im Jahr 2021 mit einer gestiegenen Meldetreue, Qualitätssicherung und verkürzt mit dem demografischen Wandel erklärbar zu machen, erscheint in der Höhe nicht plausibel“, so Schaddach. Die Innenverwaltung erklärte auf die Anfrage jedoch schlicht, dass keine weitergehenden Erkenntnisse vorlägen. „Aus der Systemkenntnis des Abfrageprozesses heraus hält die Berliner Feuerwehr die genannten Gründe für geeignet, die Höhe des Anstiegs zu erklären“, hieß es hierzu.

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