Um die „große ökologische Transformation“ im Kampf gegen den Klimawandel voranzubringen, will die Bundesregierung ihr Wirken verbreitern. Kulturstaatsministerin Claudia Roth setzt dabei auf die Medienbranche und kulturellen Akteure des Landes – sie sollen auf die Ziele der Klimabewegung eingeschworen werden. Unter dem Titel „Green Culture“ verfolgt die Staatsministerin für Kultur und Medien das Ziel, „Kultur und Nachhaltigkeit zusammenzudenken“.
„Wir müssen das Leben auf unserem Planeten sichern – und der Kultur kommt dabei eine zentrale Rolle zu“, meint die Grünen-Politikerin. „Nicht nur, indem sie ihren eigenen ökologischen Fußabdruck deutlich reduziert, sondern auch, indem sie mit Mitteln der Kunst dabei hilft, gesellschaftliche Entwicklungen und Perspektiven in ihrer Komplexität zu reflektieren und sichtbar zu machen.“
Kultur wird vor den Karren der „grünen Transformation“ gespannt
Dazu schiebt Roth ein ambitioniertes Programm an: Unter dem Titel „Green Culture“ soll die Kultur- und Medienbranche einen planmäßigen „Weg in die Nachhaltigkeit“ beschreiten. Dazu hat Roth Ende September bekanntgegeben, dass „Green Culture“ ab sofort eine zentrale Anlaufstelle bekommt. Sie baut auf das schon bestehende „Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien“ auf und „erweitert dessen Angebot systematisch für den gesamten Kultur- und Medienbereich“.
In Roths Plänen wird der „Kultur- und Kreativwirtschaft“ eine explizit politische Aufgabe zugeschrieben: „Die Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) kann Einfluss darauf nehmen, wie die Geschichte der Klimakrise erzählt wird. Die KKW übernimmt hier die Rolle des Übersetzers der Wissenschaft, trägt die Erzählung in die Welt hinaus und kann der Geschichte einen Hoffnungsschimmer verleihen“, heißt es im Programm einer der „Green Culture“-Konferenzen. Die neue, staatlich definierte Aufgabe der Medien- und Kulturbranche ist also jetzt, dass dem Volk „korrekt“ vermittelt wird, was „die Wissenschaft“ sagt. Das alles in einem Tonfall, der fast kirchlich-religiös wirkt.
Roths Vision erinnert an’s Kulturverständnis der Marxisten
Dem alles überragenden Staatsziel der „grünen Transformation“ soll nun auch durch die Kultur der Boden bereitet werden – die Kulturschaffenden der Bundesrepublik Deutschland sollen den Zielen der Partei- und Staatsführung zuarbeiten, könnte man zynisch formulieren. Denn das Deutschland, in dem staatliche Akteure der Medien- und Kulturlandschaft Ziele vorsetzen, fand eigentlich 1990 sein Ende. Heute ist die Tonalität des Politbüros zurück, wenn etwa der Grünen-Politiker Erhard Grundl davon spricht, der Staat solle „Klimaschutz in der Kulturpolitik als Leitmotiv (…) verankern“. „Nur zusammen werden wir diese großen Ziele erreichen“, erklärt Jacob Sylvester Bilabel, Leiter von Roths „Anlaufstelle Green Culture“.
Das ist ein illiberales Gesellschaftsbild: In einem freien Land schreiben Politik und Staat der Kultur weder „Leitmotive“, noch „große Ziele“ vor. So funktioniert Kultur in einer offenen Gesellschaft nicht: Schriftsteller, Regisseure, Künstler und co. müssen nicht konstruktiv an vermeintlich hehren Zielen mitwirken. Sie müssen auch nicht irgendwelchen Leitmotiven folgen. Genau genommen müssen sie gar nichts. Es ist ein Kunst und Kultur ureigenes Privileg, dass sie auch verschwenderisch, kritisch, destruktiv oder gar konterkulturell sein darf. Welche „Erzählung“ sie „in die Welt hinaus“ tragen, entscheiden kulturelle Akteure selbst. Länder, in denen „Kulturschaffende“ staatlichen Zielen zuarbeiten, sind immer marxistisch, totalitär, unfrei oder dystopisch.
Natürlich haben die grünen Ideen nichts mit all diesen Adjektiven zu tun, versichern uns die Verantwortlichen. „Klar ist: Wir sind der Kunstfreiheit verpflichtet. Kulturpolitik darf nie vorschreiben. Kunst ist frei, sich ihre Gegenstände zu suchen, das muss so bleiben!“, beteuert Grünen-Kulturpolitker Grundl. Das Grundgesetz garantiert die Kunstfreiheit – dass die Köpfe hinter „Green Culture“ meinen, diese vermeintlich sichere Selbstverständlichkeit noch betonen müssen, beunruhigt eher, als dass es Bedenken zerstreut.
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Nun, der Trick ist simpel, aber wirkungsvoll: Man kann als Künstler machen, was man will, aber nur, wenn´s der Nachhaltigkeitskunstkommission des Führers gefällt, gibt´s Unterstützung und Staatsaufträge.
Wie schon bei den Nadsis. Die Goebbelsche „Reichskulturkammer“ ist wieder da. „Das Hauptziel der Reichskulturkammer war die staatliche Organisation und Überwachung bzw. Kontrolle der Kultur. Demnach diente die Reichskulturkammer der Gleichschaltung der Kultur, um alle gesellschaftlichen Bereiche zu kontrollieren.“ – Damals Braun, heute Grün. Spätestens wenn das „Haus der Kunst“ in München erneut umbenannt wird („Haus der Grünen Kunst“?) ist der Beweis erbracht: Er ist wieder da, der alte Geist.
Die Grünen übertreffen sich nun mit Ideen. So ein Flug zu den Oscars war bei Frau Roth vermutlich umweltfreundlich – bei uns Normalbürgern, dürfte er das nicht sein.
Daneben die Themen wie Documenta oder Berlinale – sind die schon so weit erledigt, dass man sich anderen Themen widmen kann? Oder ist Kritik an Grünen generell falsch und darf nicht geäußert werden?
Sonntag 18 Uhr wird den Grünen zumindest hier in Bayern gezeigt, was der Großteil der Bevölkerung von dieser Partei denkt (letzte Umfragen zwischen 15 und 16%, also hoffentlich Verluste gegenüber 2018). In Hessen sind die Grünen dann vermutlich Juniorpartner einer Neuauflage der Koalition und das auch mit Stimmverlusten.
Und das trotz aller medialen Wahlkampfhilfe durch den steuerfinanzierten ÖRR.
Erinnerungen an die 11. Tagung des ZK’s der SED im Dezember 1965 werden wach („Kahlschlag-Plenum“).
Es bedarf „einer Säuberung (Zensur) bzgl. aller Künstler und Werke, in denen sich dem Sozialismus (Green Culture) fremde, schädliche Tendenzen und Auffassungen zeigen“ …
(E. Honecker, damals Stellvertreter v. W. Ulbricht)
DDR
Macht keinen Unterschied zum bisherigen wenn die einzigen Kulturschaffenden sowieso die Linken sind.
Während des „1k a“ Reichs gab es die sogenannte „Reichskulturkammer“, welcher ein gewisser Joseph Goebbels die Marschrichtung vorgegeben hat. In der Ostzone hat es den „Kulturbund“ gehabt. Dann ist die „Kulturstaatsministerin“ C. B. Roth in bester Tradition.
Wer jetzt noch Fragen hat, wo die Reise hingehen soll, dem ist nicht mehr zu helfen.